KI-Forschung

Experten fordern: Roboter sind keine Personen

Matthias Bastian
Angemessenes Gedankenspiel oder unseriöse Science-Fiction-Vision? Experten widersprechen entschieden Plänen der EU-Komission, fortschrittliche Roboter als Personen einzustufen.

Legitimes Gedankenspiel oder unseriöse Science-Fiction-Vision? Experten widersprechen der EU-Komission, die in Erwägung zieht, fortschrittliche Roboter als Personen einzustufen.

In der Literatur und im Film sind sie allgegenwärtig: Roboter, die ähnlich denken und fühlen wie Menschen. Mit dem Aufblühen der KI-Industrie und smarten Assistenten, die wir mit Vornamen ansprechen, sowie krassen Fortschritten beim Roboterbau scheint die Mein-Kumpel-ist-aus-Blech-Fantasie näher zu rücken. Oder auch nicht?

Das EU-Parlament wollte wohl besonders vorausschauend agieren, als es im Januar 2017 in Erwägung zog, für die "fortschrittlichsten Roboter" einen rechtlichen Status als "elektronische Person" einzuführen.

Die Überlegung ist eng mit der Haftungsfrage verbunden: Wer ist dafür verantwortlich, wenn ein autonomer Roboter Schaden verursacht? Der Hersteller? Der Betreiber, der mit der Entscheidung des Roboters womöglich gar nicht einverstanden war? Der Roboter selbst?

"Durch Science-Fiction verzerrte Wahrnehmung"

Über 160 Experten aus Praxis, Forschung und Politik, darunter KI-Forscher, Juristen, Philosophen und Psychologen, wollen Roboter-Personen verhindern. In einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker und viele seiner Kollegen warnen sie davor, Maschinen zu Personen zu erklären. Die Haftung für Roboter-Schäden könne auch auf anderen Wegen nachgewiesen werden.

Die Experten werfen den Politikern Oberflächlichkeit vor: Das EU-Parlament habe eine "verzerrte Wahrnehmung" auf den Entwicklungsstand von Robotern, die von Science-Fiction und "sensationellen Pressemitteilungen" inspiriert sei. Sie stören sich unter anderem daran, dass ein Roboter mit Persönlichkeitsrechten auch Anspruch auf Würde, Integrität oder Bürgerrechte hätte.

Die Briefschreiber fordern abschließend, dass die EU die Entwicklung der KI- und Robotikindustrie zum Wohle der Menschheit vorantreiben und Gesundheits- und Sicherheitsrisiken begrenzen müsse. Ebenso müsse der Schutz von Roboter-Nutzern im Mittelpunkt aller EU-Rechtsvorschriften stehen.

Titelbild: Robotics Openletter