KI und Gesellschaft

Forscher protestieren: Mit KI wettrüstet man nicht

Matthias Bastian
Eine Forschergruppe fordert globale Kooperation, damit KI dem Wohle der Menschheit dient.

Eine Forschergruppe fordert globale KI-Kooperation, damit Künstliche Intelligenz dem Wohle der Menschheit dient.

Wenn über die Zukunft Künstlicher Intelligenz gesprochen wird, dann ist schnell die Rede von einem "globalen Wettrüsten". 2017 erzählte der russische Präsident Wladimir Putin von "kolossalen Möglichkeiten und Gefahren", die KI mit sich bringe - und die kaum vorhersehbar seien. Wer die KI-Führungsrolle übernehme, beherrsche die Welt.

"Es ist nicht wünschenswert, dass ein einziges Land eine Monopolstellung erreicht", sagte Putin. Besonders zwischen China und den USA wird ein Wettrennen um die weltweite KI-Vorherrschaft vermutet.

Ein Schlüsselmoment der Wettrüstdebatte war die Veröffentlichung von Chinas Künstlicher-Intelligenz-Strategie "New Generation Artificial Intelligence Development" (AIDP) 2017. In dem Strategiepapier setzte das Land ein deutliches Zeichen: Bis 2030 will China bei KI die weltweite Nummer eins werden. Dieser offensiv formulierte Anspruch führt zwangsläufig in eine Wettbewerbshaltung.

Ein 2019 veröffentlichter Bericht der amerikanischen Denkfabrik "Center for a New American Security" (CNAS) versuchte, Chinas Milliardeninvestitionen in KI detailliert aufzuschlüsseln. Auch in Europa warnten KI-Spitzenforscher schon vor einem Rückstand auf die USA und China. Wenn Länder sich gegenseitig analysieren und von Vorsprung und Rückstand sprechen, dann zahlt das auf die Wettrüsterzählung ein.

Kooperation statt Wettrüsten - zum Wohle der Menschheit

Eine Gruppe KI-Forscher aus Cambridge und Beijing fordert Zusammenarbeit statt Wettbewerb: Die Experten wünschen sich eine kulturübergreifende Kooperation zu grundlegenden Themen der KI-Ethik und -Kontrolle. Diese sei die Voraussetzung für einen erfolgreichen weltweiten Einsatz der Technologie.

Wissenschaft gegen Wettrüsten: Diese KI-Forscher wünschen sich globale Kooperation bei der KI-Entwicklung. | Bild: Leverhulme Centre for the Future of Intelligence

Fortschritte könnten so von vielen Ländern geteilt werden, was sicherstelle, dass keine Gesellschaft vernachlässigt oder unverhältnismäßig negativ durch KI betroffen sei.

Besonders die wissenschaftliche Gemeinschaft sei hier in der Verantwortung: Sie könne Brücken schlagen zwischen Regionen und Kulturen, weil Forschung grundlegend auf dem Austausch von Ideen basiere.

Bliebe diese Kooperation aus, könne sich der Wettbewerbsdruck zwischen den Ländern erhöhen, was wiederum in zu geringe Investitionen in sichere, ethische und sozial vorteilhafte KI führen und damit die globalen Risiken des KI-Einsatzes verstärken könne.

Ihre Anliegen haben die Wissenschaftler im Forschungspapier "Overcoming Barriers to Cross-cultural Cooperation in AI Ethics and Governance" aufgeschrieben und in englischer sowie chinesischer Sprache publiziert.

Quelle: Leverhulme Centre for the Future of Intelligence

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