KI in der Praxis

Google Bard bekommt Logik-Update und mächtigere Sprachmodelle

Matthias Bastian
Ein Barde steht vor einer Tafel voller mathematischer Gleichungen und Zahlen und zupft an seiner Laute, fotorealistisch, KI-Bild mit Midjourney generiert

Midjourney prompted by THE DECODER

Google-CEO Sundar Pichai vergleicht die aktuelle Chat-KI Bard mit einem "getunten Honda Civic". Der Sportwagen gegen ChatGPT soll erst noch kommen. Ein erstes Update verbessert Bards Logik- und Mathematik-Fähigkeiten.

Seit der Veröffentlichung von Bard stellen Nutzende Vergleiche zwischen ChatGPT und GPT-4 an, die meist zugunsten des OpenAI-Produkts ausfallen. In einem Podcast mit der New York Times erklärt Google-CEO Pichai den Rückstand damit, dass Bard eine "schlanke und effiziente Version" des für Dialoge optimierten Sprachmodells LaMDA verwende.

Man wolle vorsichtig vorgehen und herausfinden, welche Art von Anfragen die Nutzerinnen und Nutzer stellen würden, um dann in einen Optimierungszyklus einzutreten - ähnlich wie OpenAI bei ChatGPT. Der Vergleich zwischen Bard und ChatGPT sei so, als würde man einen "getunten Civic" in einem Rennen mit echten Sportautos vergleichen, sagt Pichai.

Neben möglichen inhaltlichen und funktionalen Gründen hat Google auch Kostengründe, möglichst kleine und effiziente KI-Modelle zu verwenden, da diese günstiger im Betrieb sind. Bei möglichen hunderten Millionen oder gar Milliarden Anfragen pro Tag fällt das ins Gewicht.

Bard bekommt ein Update in Logik, Mathematik und demnächst Code

Doch Pichai macht klar, dass Google aufholen will: "Wir trainieren schnell. Und wir haben deutlich bessere Modelle."

Die neueste Version von Bard, die parallel zum Podcast online ging, setzt laut Pichai auf "einige der fähigsten PaLM-Modelle", die neue Fähigkeiten in Logik und Coding mitbringen und mathematische Fragen besser beantworten können.

Auf Linkedin bestätigt Bard Produktmanager Jack Krawczyk den Rollout eines Bard-Updates, mit dem Bard bessere Antworten auf mehrschrittige Sprach- und Mathematikaufgaben geben kann. Code-Funktionen und "viele weitere Updates werden bald folgen", schreibt Krawczyk.

"Wir befinden uns alle noch in einem sehr, sehr frühen Stadium. Mit der Zeit werden wir mehr gute Modelle haben, die wir verwenden können. Aber ich möchte nicht, dass es nur darum geht, wer zuerst da ist, es ist sehr wichtig, dass wir es richtig machen", sagt Pichai.

Pichai hat keinen "Code Red" ausgelöst, fordert aber mehr Tempo

Nach dem Start von ChatGPT berichtete die New York Times im Dezember 2022, dass Pichai bei Google einen "Code Red" ausgelöst habe, um das gesamte Team wegen einer fundamentalen Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells zu aktivieren. Diesen Code Red hat es laut Pichai nicht gegeben, er lacht darüber. Die Aktivierung des Teams aber schon.

Pichai räumt ein, dass es durchaus Leute gegeben haben könne, die in E-Mails einen "Code Red" erwähnt hätten. Er selbst habe diesen aber nicht explizit ausgesprochen. Pichai bestätigte auch, dass Larry Page und Sergey Brin wieder stärker in die Entwicklungen bei Google involviert seien.

"Ich verlange definitiv, dass sich die Teams beeilen", sagt Pichai. "[...] Ich denke, angesichts all der Investitionen [in KI], haben wir jetzt die Verantwortung, die Erwartungen zu erfüllen."

Die Frage, was genau eine Allgemeine Künstliche Intelligenz (AGI) definiere und wann diese erreicht sei, hält Pichai für weniger relevant. Es sei klar, dass KI-Systeme sehr fähig werden würden, so fähig, dass die Frage, ob AGI erreicht sei oder nicht, "fast nicht mehr zählt".

Pichai will zwar nicht ausschließen, dass die aktuelle KI-Entwicklung in eine Sackgasse geraten könne. Er selbst glaube aber nicht daran und rechne mit größeren Fortschritten im Zwei-Jahres-Rhythmus.

"KI ist die tiefgreifendste Technologie, an der die Menschheit jemals arbeiten wird. Das habe ich immer gedacht. Ich glaube, sie wird zum Kern dessen vordringen, was die Menschheit ausmacht. Und deshalb glaube ich, dass dies, wenn überhaupt, nur die Spitze des Eisbergs ist", sagt Pichai.