Große Tech-Unternehmen nutzen Künstliche Intelligenz für ihre Produkte – und fürs Prestige. Wie viel Mensch steckt hinter der Maschine?
Im Juli 2018 berichtete die britische Zeitung „The Guardian“ von Startups, deren vermeintliche KI-Wunderwaffen sich als Fake erwiesen. Pseudo-KI-Software sollte Investoren anlocken, während im Hintergrund Niedriglohnkräfte die Arbeit erledigten.
Spätestens nach diesem Bericht war klar: Künstliche Intelligenz kann ein entscheidendes Buzzword sein auf dem Weg zum schnellen Geld.
Diese Annahme bestätigt eine Untersuchung der Londoner Investmentfirma MMC: Rund 40 Prozent der europäischen "KI-Startups" setzen demnach überhaupt keine KI-Technologie ein. Doch die haben es angeblich nicht eilig, die fehlerhafte Zuordnung aufzudecken – mit KI winkt mehr Risikokapital.
Automatisierung durch menschliche Arbeit
Doch auch Künstliche Intelligenz großer Tech-Unternehmen ist abhängig von Menschen. Egal ob autonomes Fahren oder Suchmaschinenergebnisse: Hinter erfolgreicher Künstlicher Intelligenz steht häufig menschliche Arbeit.
Ein Beispiel: Der 2008 gegründete Dienstleister Samasource aus San Francisco beschäftigt alleine in Nairobi über 1.000 Angestellte. Sie bereiten für neun US-Dollar pro Tag Bilder für das KI-Training vor. Zu den Kunden gehören zum Beispiel Google und Microsoft.
Wie der asiatische Tech-Investor und Marketing-Profi Lance Ng berichtet, nutzen die beiden Tech-Riesen einen ähnlichen Dienstleister für ihre Suchmaschinen: die australische Firma Appen. Appen ist wie Samasource ein auf Maschinenlernen spezialisierter Dienstleister. Die Firma bedient neben Google und Microsoft auch Facebook und Apple.
Appen ist "Spezialist für Ergebniseinschätzungen"
Appen bietet mehr an als reine Datenvorbereitung: Über eine Million Freelancer bewerten die Relevanz von Suchmaschinenergebnissen von Kunden wie Google oder Microsoft. Insgesamt mache der Bereich mehr als 85 Prozent des Firmenumsatzes aus, schreibt Ng.
Appen bietet seinen Kunden „erfahrene lokale Benutzer, die Abfrageergebnisse mit dem richtigen Maß an kulturellem Verständnis bewerten können.“
Menschliche Hilfe ist also selbst bei Googles Kerngeschäft – der Internet-Suche – gefragt. Denn die Angestellten bieten, was KI noch nicht hat: ein Verständnis für den Kontext.
Ohne Mensch keine KI
Natürlich wird an Alternativen zur Ressource Mensch geforscht. Schließlich soll KI menschliche Arbeit reduzieren - und sie nicht bloß verlagern. Lernverfahren wie unüberwachtes und bestärkendes Lernen sollen die Abhängigkeit von menschlichen Datenvorbereitern senken. Die Methoden haben tolle Fortschritte erzielt, sind aber noch mit Problemen behaftet.
Bis die behoben sind, ist Künstliche Intelligenz nicht ganz so autonom, nicht ganz so künstlich, wie es von einigen Unternehmen gerne vermittelt wird.
Quelle: Medium