Update vom 3. August 2024:
Google hat den Sydney-Spot aufgrund der Kritik aus der Olympia-Berichterstattung von NBC entfernt, verteidigt ihn aber: KI sei ein großartiges Werkzeug zur Förderung der menschlichen Kreativität, kein Ersatz. Der Spot solle zeigen, wie die Gemini-App einen Ausgangspunkt oder eine erste Idee für jemanden liefern kann, der Inspiration für sein Schreiben sucht. Das Video ist weiter auf YouTube verfügbar.
Ursprünglicher Artikel vom 1. August 2024:
Googles KI-Werbung "Dear Sydney" sorgt für Kontroverse, die Wissenschaft stützt Kritiker
Google hat eine Werbeanzeige veröffentlicht, in der ein Vater seinem Kind mithilfe von künstlicher Intelligenz dabei hilft, einen Brief an seinen Lieblings-Olympia-Star zu schreiben. Der Werbespot stößt jedoch in redaktionellen und sozialen Medien auf Kritik.
Kritiker argumentieren, dass eine solche Nachricht keine echten Emotionen vermittle und Faulheit fördere. Zudem untergrabe der Einsatz von KI die Kreativität und das Lernen von Kindern. Einem KI-generierten Brief mangele es an Authentizität, und das dargestellte Anwendungsszenario sei ein unangemessener Einsatz von KI.
"Anstatt LLMs zu verwenden, um mühsame Routinearbeit oder schwierige Recherchefragen zu automatisieren, präsentiert 'Dear Sydney' eine Welt, in der Gemini uns dabei helfen kann, einen herzerwärmenden gemeinsamen Moment der Verbindung mit unseren Kindern auszulagern", schreibt etwa Kyle Orland von Ars Technica.
Google hat die Kommentare unter der Werbung bei YouTube mittlerweile deaktiviert.
Einen Teil der Kritik, nämlich die Empörung darüber, dass eine KI-generierte Nachricht weniger wert ist als eine menschliche, wird durch eine Untersuchung gestützt.
Eine Studie mit 208 Teilnehmern von der Ohio State University ergab, dass KI-generierte Nachrichten in persönlichen Beziehungen zu Irritationen führen können. Die Empfänger solcher Nachrichten empfanden diese als unangemessener und waren mit ihrer Beziehung weniger zufrieden.
Sie schätzten ihre Freundschaft als unsicherer ein, obwohl die Qualität der Antwort selbst nicht schlechter war. Der Einsatz von KI beim Verfassen von Nachrichten wurde als Mangel an Aufrichtigkeit und persönlichem Engagement wahrgenommen, der die Beziehung schädigen kann.
Studienautorin Bingjie Liu vermutet, dass persönliches Engagement in Beziehungen wichtig ist und KI-generierte Nachrichten als Abkürzung wahrgenommen werden. Sie geht davon aus, dass Menschen deshalb in Zukunft einen "Turing-Test im Kopf" entwickeln werden, um herauszufinden, ob eine Nachricht von einer KI verfasst wurde. Das könne Beziehungen schädigen.