In Montreal wird derzeit ein KI-System getestet, das Selbstmorde in der U-Bahn verhindern soll. Anhand von Videoüberwachungsaufnahmen analysiert die Software das Verhalten der Fahrgäste und schlägt Alarm, wenn Warnsignale erkannt werden.
Wie der öffentliche Verkehrsbetreiber Société de transport de Montréal (STM) zusammen mit Forschern des Zentrums für Suizidprävention (CRISE) mitteilte, scannt das KI-System die CCTV-Aufnahmen nach Anzeichen psychischer Belastung bei Fahrgästen.
"Wir haben Videos von Menschen analysiert, die versucht haben, sich in der U-Bahn das Leben zu nehmen. So konnten wir Warnsignale identifizieren", sagt Brian Mishara, Direktor von CRISE und Mitforscher im Projekt STM-AI.
Er betont die Bedeutung des automatisierten Systems, denn "ein Mensch kann nicht den ganzen Tag Hunderte Bildschirme beobachten, um ein solches Verhalten zu erkennen".
Wenn die Software Warnsignale erkennt, könne sofort reagiert werden, um die betroffene Person zu retten. Zum Beispiel könne die Leitstelle alarmiert werden, so Mishara, und zum Bahnhof geschickt werden, um die Person zu finden. Ebenso könnten U-Bahn-Fahrer gewarnt werden, damit die Züge rechtzeitig bremsen.
Laut Brian Mishara kann das System derzeit jede vierte suizidgefährdete Person korrekt identifizieren. Eine Gesichtserkennung kommt nicht zum Einsatz.
Das Pilotprojekt wurde von der STM als "vielversprechend" bezeichnet und soll in den kommenden zwei Jahren implementiert werden.
KI ist günstiger als physische Barrieren
Obwohl die STM aufgrund ihres Budgetdefizits die Kosten senken muss, wird auch über eine wesentlich teurere Alternative nachgedacht.
Auf den Bahnsteigen sollen Barrieren errichtet werden, um zu verhindern, dass Menschen auf die Gleise springen. Außerdem sollen bis 2033 für fünf Millionen Dollar Bahnsteigtüren mit Sichtschutz getestet werden.