Die KI-Suchmaschine Perplexity.ai will ausgewählte Verlage am Werbeumsatz beteiligen. Die Inhalte dieser Verlage sollen bei der Suche prominenter angezeigt werden. Ein nachhaltiges Modell für ein "KI-Internet" fehlt bislang - die Medienvielfalt ist in Gefahr.
Perplexity.ai, eine KI-basierte Suchmaschine, hat das "Perplexity Publishers' Program" angekündigt. Dabei sollen die Inhalte ausgewählter Verlage bei der Suche prominenter angezeigt werden.
Im Gegenzug erhalten die Verlage einen zweistelligen Prozentsatz der Werbeeinnahmen von Perplexity, wenn die Werbung im Kontext ihrer zitierten Inhalte angezeigt wird. Die zuerst ausgewählten Verlage behalten ihren Prozentsatz auch dann, wenn Perplexity in Zukunft die Preise senkt, berichtet Semafor.
Die Werbung soll in diesem Quartal anlaufen. Marken können für die Platzierung spezifischer Folgefragen in der Benutzeroberfläche der Antwortmaschine und auf den Perplexity Pages bezahlen. Die Vertriebsteams der Verlage sollen ihr Werbeinventar bei der Suchmaschine selbst verkaufen können.
Teilnehmende Verlage erhalten außerdem Zugang zu Perplexitys Online-LLM-APIs und Entwickler-Support, um weitere generative KI-Angebote in journalistische Produkte zu integrieren.
Vor der Ankündigung des Publisher-Programms stand Perplexity in der Kritik, weil es für sein neues Feature "Perplexity Pages" teilweise wörtlich Inhalte von Medien wie Forbes, CNBC und Bloomberg kopierte, ohne die Quellen ausreichend zu kennzeichnen oder zu verlinken.
Laut Perplexity war das Publisher-Programm bereits vor der Kontroverse in Planung. Die kritische Berichterstattung habe einige Verlage dazu veranlasst, die Partnerschaft noch vor dem Start zu beenden, aus Angst vor interner Kritik.
OpenAI und Perplexity entscheiden, welche Medien profitieren
Das Vorgehen von Perplexity ähnelt dem des Konkurrenten OpenAI, das ebenfalls Deals mit ausgewählten Verlagen abschließt, um diese in seinem Chatbot und seiner experimentellen KI-Suche SearchGPT zu bevorzugen.
Setzen sich die Produkte von OpenAI oder Perplexity am Markt durch, entscheiden diese Unternehmen, welche Medien von Partnerschaften und damit von Traffic und Werbeeinnahmen profitieren - und welche leer ausgehen und möglicherweise vom Markt verschwinden.
Je relevanter die Plattformen werden, desto mehr können sie die ausgewählten Verlage und die Preise kontrollieren. Kleinere, unabhängige Verlage, die nicht als "bevorzugte" Partner ausgewählt werden, sind in diesem Szenario stark benachteiligt.
Google ist das beste Beispiel für den Einfluss einer übermächtigen technischen Plattform auf den Journalismus. Angebote wie SearchGPT und Perplexity gehen einen Schritt weiter und greifen noch stärker als Google in die Wertschöpfungskette ein.
KI-Suchmaschinen gefährden die Medienvielfalt
Diese Entwicklung gefährdet die Medienvielfalt und führt zu einem klassischen Gefangenendilemma für die Verlage. Wenn KI-Suchmaschinen erfolgreich sein wollen, müssen sie das Web überflüssig machen. Je mehr Verlage sich der KI-Suchmaschine anschließen, desto größer wird der Druck auf die im klassischen Web verbleibenden Verlage, sich ebenfalls anzuschließen.
Verlage, die sich jetzt an diesen Programmen beteiligen und damit KI-Suchplattformen stärken, sollten sich ihrer Rolle bewusst sein. Sie tragen dazu bei, dass einige wenige Technologieunternehmen ihre wirtschaftliche Schwäche oder Unsicherheit ausnutzen, um langfristig zu entscheiden, welche Inhalte die Nutzer sehen und welche Medien überleben können. Damit machen sie ihre eigene Präsenz weniger wichtig und vielleicht sogar überflüssig.
Um Medienvielfalt nachhaltig zu sichern, braucht es neue Ansätze für ein "KI-Internet", das die Interessen aller Beteiligten fair berücksichtigt und auch kleineren, unabhängigen Verlagen eine Chance gibt. Bisher fehlt es an konkreten Ideen und Initiativen in diese Richtung.