Inhalt
summary Zusammenfassung

Ein Forscherteam der Universidad de la República in Uruguay hat ein KI-basiertes System entwickelt, das unbeabsichtigte elektromagnetische Abstrahlungen von HDMI-Kabeln abfangen und rekonstruieren kann. Die Methode übertrifft bisherige Ansätze deutlich.

Anzeige

Wissenschaftler der Universidad de la República in Uruguay haben ein neues KI-System vorgestellt, das elektromagnetische Abstrahlungen von HDMI-Kabeln abfangen und daraus den Bildschirminhalt rekonstruieren kann.

Die als "Deep-TEMPEST" bezeichnete Methode nutzt Deep Learning, um die abgefangenen Signale in lesbare Bilder umzuwandeln. Das Phänomen, dass Kabel und Konnektoren unbeabsichtigt elektromagnetische Wellen abgeben, ist als „Tempest“ bekannt.

Laut den Forschern übertrifft ihr Ansatz bisherige Implementierungen deutlich. Bei der Rekonstruktion von Text konnten sie die durchschnittliche Zeichenfehlerrate um über 60 Prozentpunkte senken.

Anzeige
Anzeige
Vergrößerte Beispiele abgefangener Bilder mit dem ursprünglichen Modell gr-tempest (oben), dem puren Modell (mitte) und dem originalen Bild (unten). | Bild: Facultad de Ingeniería, Universidad de la República Montevideo, Uruguay

Das System basiert auf frei verfügbarer Software Defined Radio (SDR) Hardware und einer offenen Implementierung im GNU Radio Framework. Die Forscher stellen sowohl den Quellcode als auch einen Datensatz mit simulierten und echten Aufnahmen öffentlich zur Verfügung.

Rauschen und Farbverläufe schützen gegen Attacken

Im Vergleich zu analogen Schnittstellen wie VGA stellt HDMI aufgrund der 10-Bit-Kodierung und der höheren Bandbreite eine größere Herausforderung dar. Die vorgeschlagene Methode behandelt das Problem als inverses Problem und trainiert ein neuronales Netz, um das elektromagnetische Signal zurück in das dargestellte Bild zu übersetzen.

Das HDMI-Kabel und die Stecker senden unbeabsichtigte elektromagnetische Signale aus, die vom SDR erfasst und von gr-tempest verarbeitet werden, um ein degradiertes komplexwertiges Bild zu erhalten, das wiederum in ein neuronales Netzwerk eingespeist wird, um auf das Quellbild zu schließen. Alle drei Bilder entsprechen den tatsächlichen Ergebnissen.
Schematische Funktionsweise von Deep-TEMPEST. Alle drei Bilder entsprechen den tatsächlichen Ergebnissen. | Bild: Facultad de Ingeniería, Universidad de la República Montevideo, Uruguay

Diese Methode vermeidet die herkömmliche AM-Demodulation (Methode zur Extraktion von Informationen aus dem empfangenen elektromagnetischen Signal durch Analyse seiner Amplitude), die Informationsverluste verursacht, und nutzt stattdessen das komplexe Signal direkt.

Durch die Kombination von realen und simulierten Trainingsdaten wird die Genauigkeit der Bilderkennung erheblich verbessert. Das System basiert auf frei verfügbarer Software Defined Radio (SDR) Hardware und einer offenen Implementierung im GNU Radio Framework.

In Experimenten zeigte sich das System robust gegenüber Änderungen der Empfangsfrequenz. Bei einer Änderung der Bildschirmauflösung muss das System jedoch neu trainiert werden, um gute Leistung zu erzielen. Die Forscher schlagen vor, für verschiedene Konfigurationen separate Modelle zu trainieren.

Empfehlung

Als mögliche Gegenmaßnahmen nennen die Wissenschaftler das Hinzufügen von Rauschen zum Bildschirminhalt oder die Verwendung von Farbverläufen im Hintergrund. Beides kann die Rekonstruktion erheblich erschweren. Sollten sich solche Abhörmethoden etablieren, müssten die Hersteller, insbesondere Microsoft für das Betriebssystem, wohl entsprechende Schutzmaßnahmen einführen.

Das Forscherteam sieht noch Potenzial für Verbesserungen, etwa durch die Nutzung mehrerer aufeinanderfolgender Signalsamples oder eine schnellere Implementierung für Echtzeit-Anwendungen. Sie hoffen, mit ihrer Arbeit die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben.

Anzeige
Anzeige
Community beitreten
Kommt in die DECODER-Community bei Discord,Reddit, Twitter und Co. - wir freuen uns auf euch!
Unterstütze unsere unabhängige, frei zugängliche Berichterstattung. Jeder Betrag hilft und sichert unsere Zukunft. Jetzt unterstützen:
Banküberweisung
Zusammenfassung
  • Forscher der Universidad de la República in Uruguay haben ein KI-System namens "Deep-TEMPEST" entwickelt, das die elektromagnetische Strahlung von HDMI-Kabeln abfangen und daraus Bildschirminhalte rekonstruieren kann.
  • Das Verfahren trainiert ein KI-Modell mit passenden Beispielen, aus denen es lernt, abgefangenen Signale in lesbare Bilder umzuwandeln. Es übertrifft bisherige Ansätze deutlich und konnte die durchschnittliche Zeichenfehlerrate bei der Textrekonstruktion um mehr als 60 Prozentpunkte senken.
  • Das System basiert auf frei verfügbarer Software Defined Radio Hardware und einer offenen Implementierung im GNU Radio Framework. Als mögliche Gegenmaßnahmen schlagen die Forscher das Hinzufügen von Rauschen zum Bildschirminhalt oder die Verwendung von Farbverläufen im Hintergrund vor.
Quellen
Kim setzt sich mit den ethischen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen von KI auseinander. Und natürlich mit der Frage: Wovon träumen Roboter?
Community beitreten
Kommt in die DECODER-Community bei Discord,Reddit, Twitter und Co. - wir freuen uns auf euch!