KI und Gesellschaft

Künstler wehren sich gegen "Trending on Artstation", indem sie auf Artstation trenden

Matthias Bastian
Eine geballte Faust zum Protest in die Luft gereckt, doch die Finger sind alle kreuz und quer durcheinander, weil KI-Generatoren es noch nicht hinbekommen, menschliche Hände zu gestalten

Midjourney prompted by THE DECODER - look at those AI hands

Update vom 26. Dezember 2022:

Artstation filtert die Anti-KI-Posts aus dem Artstation-Feed. Die Plattform begründet diese Entscheidung mit einer besseren Nutzbarkeit der Seite. Die massenhafte Verbreitung der Anti-KI-Bilder verstoße zudem gegen die Nutzungsbedingungen.

Ursprünglicher Artikel vom 15. Dezember 2022:

Einige Künstler:innen wehren sich gegen die Verbreitung von KI-Bildern. Dabei rückt jetzt ein besonders populäres Objekt in den Vordergrund.

Epics Web-Plattform "Artstation" ist nämlich zweierlei: Zum einen wächst hier seit 2014 eine Community von Künstler:innen, die ihre Werke präsentieren und sich untereinander und mit potenziellen Kund:innen vernetzen.

Zum anderen ist "Trending on Artstation" seit den Anfangstagen von DALL-E 2 und Co. der wohl beliebteste Prompt-Zusatz, um dem Bildsystem zu vermitteln, dass es hochwertige digitale Kunst generieren soll. Durch diesen Zusatz orientiert sich die Bild-KI besonders stark an denen im Training gesehenen beliebtesten Artstation-Bildern.

Anti-KI-Kunst trendet bei Artstation

Besonders stören sich Künstler:innen daran, dass Artstation, sozusagen als Hochburg menschlicher digitaler Kunst, KI-Kunstwerke zulässt. In den vergangenen Wochen schaffte es KI-generierte Kunst immer wieder unter die besonders beliebten Kunstwerke auf der Plattform.

Als Protestaktion fluteten Künstler:innen daher in den vergangenen rund zwei Tagen Artstation mit Anti-KI-Bild-Motiven, die sie in ihr Portfolios luden und so in die Content-Feeds von Artstation transportierten. Hunderte Künstler:innen beteiligten sich an der Aktion.

Epic Games, das Artstation 2021 aufkaufte, bezieht in einem FAQ Stellung zu den Protesten: Ein grundsätzliches Verbot von KI-Bildern lehnt die Plattform ab. Sie wolle die KI-Forschung nicht beeinträchtigen, sofern diese "die Entscheidungen von Künstler:innen und das Copyright" beachte.

Angesichts der bislang ungeklärten Copyright-Lage - die Werke von Künstler:innen wurden ungefragt für das KI-Training adaptiert - ist diese Aussage kaum nachvollziehbar und sorgt folgerichtig für noch heftigeren Widerstand unter Künstler:innen.

Epic will mit einer neuen Funktion zumindest eine Brücke bauen: Künstler:innen sollen künftig entscheiden können, ob ihre Werke für das nicht-kommerzielle und / oder das kommerzielle KI-Training verwendet werden dürfen. Auch andere Bildplattformen möchten diesen Weg einschlagen.

Künstler:innen vs. KI - das Duell ist noch lange nicht ausgefochten

Die Debatte bei Artstation setzt die Streits der letzten Monate zwischen KI-Bild-Befürwortenden und Künstler:innen fort. Im Kern steht dabei weniger die Frage, ob maschinell generierte Kunst tatsächlich Kunst ist und menschliche Kunst damit entwerten könnte, weil sie zahlreich und günstig verfügbar ist.

Dieser Punkt spielt natürlich eine Rolle, aber für offene Abneigung sorgt die oben beschriebene Tatsache, dass Künstler:innen sich einer neuen Konkurrenz ausgesetzt fühlen, die von IT-Unternehmen ungefragt anhand ihrer eigenen Kunst erschaffen wurde.

Besonders grenzwertig dürften Stable-Diffusion-Modelle sein, die mit Werken einzelner Künstler:innen feinjustiert wurden und deren Stil weitestgehend 1:1 auf neue Motive übertragen können.

Quellen: