Der Computerwissenschaftler und KI-Forscher Oren Etzioni schlägt drei Regeln vor, auf deren Basis eine Künstliche Intelligenz weiterentwickelt werden könnte.
Im Juli forderte der PayPal-Milliardär Elon Musk Entscheider der US-Regierung dazu auf, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz frühzeitig zu regulieren. Seine Befürchtung: Ein voll ausgewachsenes Computergehirn könnte der Menschheit über den Kopf wachsen und sie vernichten.
Der Computerwissenschaftler Oren Etzioni, der sich schon seit den späten 80er-Jahren mit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz beschäftigt, formuliert jetzt bei der New York Times drei Regeln, die als moralische und gesellschaftliche Grundlage für die Fortentwicklung Künstlicher Intelligenz dienen könnten.
Er stimme zwar nicht mit der Endzeitvision von Elon Musk überein, so Etzioni, dennoch sei klar, dass sich die Künstliche Intelligenz etabliere: "Die Gesellschaft muss sich vorbereiten."
Er betont weiter, dass seine Regeln als Denkanstoß dienen sollen und nicht als ausformulierte Gesetzesvorlage.
Die KI hält sich an Regeln und Gesetze und wird nicht zum Sündenbock
Etzionis erste Regel lautet, dass die Künstliche Intelligenz in allen Szenarien den gleichen Gesetzen unterworfen ist wie ein Mensch. Diese Bedingung soll sowohl für private KIs gelten als auch für die von Unternehmen oder der Regierung verwendeten Systeme.
"Wir wollen keine autonomen Autos, die bei Rot über die Ampel fahren oder KI-Waffen, die internationale Abkommen verletzen", schreibt Etzioni.
Nutzer einer KI dürften die Schuld für ein Verbrechen oder einen Gesetzesverstoß nicht auf das Computergehirn schieben unter dem Vorwand, dass eine Handlung nicht steuer- oder absehbar war. Das Gesetz müsse entsprechend angepasst werden.
KIs dürfen sich nicht als Menschen tarnen
Etzionis zweite Regel soll verhindern, dass sich eine Künstliche Intelligenz als Mensch ausgibt. Das Thema ist aktuell, beispielsweise im Kontext von Chatbots, die in Social Media automatisiert Stimmung machen oder in Messengern unerkannt Fragen beantworten.
"Die Gesellschaft braucht die Sicherheit, dass eine KI als solche gekennzeichnet ist", schreibt Etzioni.
Der Wissenschaftler nennt in diesem Kontext auch fortschrittliche Systeme für die Manipulation von Videos, wie sie kürzlich Forscher der Universität Washington demonstrierten.
Im folgenden Video sieht und hört man den früheren US-Präsidenten Barack Obama Worte sagen, die einem völlig anderen Kontext entnommen und dann lippensynchron auf diese Szene angepasst wurden. Das Ergebnis ist nicht von einer realen Videoaufnahme zu unterscheiden.
KIs müssen die Klappe halten
Etzionis dritte und letzte Regel untersagt der Künstlichen Intelligenz, Auskünfte über den KI-Besitzer zu erteilen, es sei denn, es liegt eine explizite Erlaubnis vor. Dies sei wichtig, da die KI-Systeme über herausragende Fähigkeiten verfügten, Informationen automatisch zu extrahieren, aufzunehmen und zu analysieren.
"KIs sind in einer optimalen Lage, um an vertrauliche Informationen zu gelangen", schreibt Etzioni und erinnert an persönliche Assistenten wie Amazon Echo. Sogar harmlose Reinigungsroboter legten detaillierte Karten der eigenen Wohnung an, die man nicht herausgeben wolle.