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"Digisexuelle" Menschen sollen im Kommen sein: Sie leben ihre Sexualität primär durch und mit Technologie aus. Fortschrittliche Sexroboter ausgestattet mit lernender Künstlicher Intelligenz könnten diesen Trend unterstützen.

Ethik-Forscher der Universität Manitoba in Kanada stoßen einen Diskurs zum Thema Sextechnologie an. In einem Artikel beschreiben sie das Zeitalter des immersiven virtuellen Sex. Sie verwenden in diesem Kontext das Mischwort "Digisexuell", das sich aus Digital und Sexualität zusammensetzt.

Die Autoren gehen davon aus, dass sich immer mehr Menschen mit Technik-gestützter Sexualität befassen und diese so zum Bestandteil der eigenen sexuellen Identität machen. Der Einsatz von Sextechnologie könne dann mehr sein als nur Ersatzhandlung, sondern realem Sex vorgezogen werden. Sie fordern ein Rahmengerüst für den Umgang mit dem neuen Phänomen speziell in der Psychotherapie.

Sind Sexbots unausweichlich?

"Es steht außer Frage, dass Sexbots kommen. Die Menschen werden intensive Beziehungen zu ihren Roboterfreunden aufbauen. Diese werden spezifisch für die Sehnsüchte der Menschen gebaut werden und Dinge tun, die Menschen nicht tun können oder wollen", schreiben die Forscher.

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Sie spekulieren, dass eine "signifikante Anzahl" Menschen zukünftig Roboter als primäre Quelle für sexuelle Erfüllung vorziehen und warnen vor möglichen Risiken: Digisexualität könne Beziehungen schaden, Ehen trennen und Gefühle von Scham und Schuld hervorrufen oder Anwender in Schulden stürzen.

Die Forscher betonen auch mögliche positive Konsequenzen wie intensivere sexuelle Erfüllung, neue Erfahrungen oder Sexroboter als Hilfe für Menschen, die keine Partner finden oder die ein sexuelles Trauma haben.

Von der Sexpuppe zum Sexroboter

Matt McMullen ist Gründer von Abyss Creations, einem Unternehmen, das seit 20 Jahren auf die Herstellung realistischer Sexpuppen spezialisiert ist. Mit Realbotix gründete McMullen ein weiteres Unternehmen, das die Puppen in das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz und Virtual Reality überführen soll. Mit der VR-Brille kann man der digitalen Version des Roboters virtuell begegnen.

"Das sind keine Sexpuppen mehr", sagt McMullen der Webseite The Next Web. "Wir entwickeln Roboter, mit denen man sich über alles unterhalten kann, von Geschichte über Wissenschaft bis hin zu Politik. Das braucht man nicht, wenn man einfach nur Sex mit einer Puppe haben möchte."

Menschen sollen eine Beziehung zu den digitalen Persönlichkeiten aufbauen können. McMullen glaubt, dass das neue Produkt für Männer und Frauen gleichermaßen interessant ist - derzeit sind noch 75 Prozent der Sexpuppen-Käufer männlich.

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Kein Ersatz für Menschen

Laut McMullen soll die neue Generation Robopuppe keine Beziehungen zu echten Menschen ersetzen. Sie sei speziell für Menschen gemacht, die Probleme mit Beziehungen hätten. "Es geht darum, diesen Menschen ein gewisses Level an Gesellschaft zu ermöglichen - oder die Illusion von Gesellschaft", sagt McMullen.

Ethische Bedenken würden ausgeräumt, wenn Beziehungen mit Robotern selbstverständlich würden, glaubt McMullen. Aktuell sei das Thema noch Science-Fiction, aber wenn Menschen andere Menschen dabei beobachteten, wie sie mit Robotern Zeit verbringen und Gespräche führen, so McMullen, fördere das die Akzeptanz für simulierte Beziehungen.

"Menschen stellen sich vor, wie es wäre, mit einem Roboter in einer Beziehung zu sein und was andere Menschen über sie denken. Es gibt ein psychologisches Problem, das die Menschen im Kollektiv überwinden müssen, bevor solche Beziehungen zum Massenphänomen werden können."

Quelle

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Titelbild: Realbotix
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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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