KI und Gesellschaft

Midjourney v6 bekommt ein mächtiges neues Feature, das Künstler verärgert

Matthias Bastian
Midjourney v6 erhält einen neuen Turbo und eine verbesserte Bildbeschreibungsfunktion. Letztere sorgt wegen der Nennung von Künstlernamen für Unmut.

Midjourney prompted by THE DECODER

Midjourney v6 erhält einen neuen Turbo und eine verbesserte Bildbeschreibungsfunktion. Letztere sorgt wegen der Nennung von Künstlernamen für Unmut.

Mit dem "Turbo-Modus" der neuesten Version -v6 kann Midjourney nun Bilder sehr schnell erzeugen. Nach Angaben von Midjourney ist das Tool im Turbo-Modus 3,5-mal schneller bei doppelten Kosten.

X-Nutzer Nick St. Pierre konnte 40 Prompts in nur einer Minute und 50 Sekunden generieren, was einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2,75 Sekunden pro Prompt entspricht.

Das reduziert die Zeit für ein einzelnes Bild auf nur 0,69 Sekunden - wir nähern uns der Echtzeitgenerierung, dem erklärten Ziel von Midjourney-Gründer David Holz.

Parallel dazu hat Midjourney eine überarbeitete Bildanalysefunktion für v6 eingeführt, die es den Benutzern ermöglicht, längere und detailliertere Prompts zu erstellen, die speziell auf die Version 6 zugeschnitten sind.

Im Webinterface von Midjourney kann man bei den hochgeladenen Bildern auf ein "I" für "Information" klicken und erhält dann zahlreiche Vorschläge, wie man das Bild in Textform beschreiben könnte. Dieser Text kann dann als Vorlage für weitere Bilder verwendet werden. Midjourney schlägt hier auch mögliche passende Stile von Künstlern vor. Das Beispielbild zeigt das Claude-Logo von Anthropic. | Bild: MJ v6, Web, Screenshot THE DECODER

Diese Funktion, die über den Discord-Befehl "/describe" oder über die Midjourney-Website aktiviert werden kann ("I"-Knopf unter hochgeladenem Bild), bietet laut Midjourney genaue Beschreibungen von Stilen und Motiven "im Stil der Community". Diese Beschreibungen können als Grundlage für einen neuen Prompt verwendet werden.

Bildbeschreibungsfunktion verärgert Künstlerinnen

Die Einführung der neuen Beschreibungsfunktion führt jedoch zu neuem Unmut, da sie Namen von Künstlern nennt, deren Stil dem analysierten Bild ähnelt.

Die Künstlerin Justine Bateman bezeichnet Midjourney bei X als "nichts anderes als Diebe" und bringt damit ihren Ärger über die vermeintlichen Kopierpraktiken der Bild-KI zum Ausdruck.

Ähnlich verärgert reagiert die Fotografin Jingna Zhang, die es als "entmenschlichend" empfindet, dass ihr Name bei Midjourney schon mehr als 20.000 Mal in Prompts verwendet wurde.

Ihr Lebenswerk und ihre Persönlichkeit würden zu "bedeutungslosem Futter für eine kommerzielle Bildspielmaschine" degradiert, so Zhang.

Bild: Jingn Zhang via X

Das Midjourney-Team hat bisher nicht öffentlich auf diese Vorwürfe reagiert. Die Diskussion spiegelt jedoch eine breitere Debatte über die ethischen Grenzen des Einsatzes von KI im Kreativsektor wider: Während die technologischen Fortschritte beeindruckend sind und Möglichkeiten für Effizienz und Innovation bieten, werfen die Systeme zahlreiche Fragen zu Urheberrechten, Anerkennung und Authentizität von Kreationen auf.

Die Hersteller der Bild- und Textsysteme sind in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Richtungsweisende Urteile stehen noch aus. Kürzlich haben Nutzer gezeigt, dass insbesondere Midjourney v6 in der Lage ist, nahezu exakte Kopien von Bildern aus dem Trainingsmaterial zu erstellen.