Was hat das Bildungssystem mit ChatGPT zu tun - und ChatGPT mit dem Bildungssystem? Wenn es nach dem bekannten Linguisten Noam Chomsky geht, nicht sehr viel.
Der 1929 geborene emeritierte Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology hat sich neben seiner Arbeit als Sprach- und Kognitionsforscher auch als Philosoph und Intellektueller positioniert.
Über ChatGPT fällt Chomsky ein hartes Urteil: Der einzige Beitrag zum Bildungssystem sei, dass es für Professor:innen nun schwieriger sei, Plagiate zu entdecken.
ChatGPT habe Zugriff auf eine "astronomische Menge an Daten, in denen es Regelmäßigkeiten findet und diese aneinanderreiht". Das Ergebnis sehe dann mehr oder weniger wie ein Inhalt aus, den jemand zu diesem Thema geschrieben haben könnte. Der Einsatz von ChatGPT sei Lernvermeidung und "High-Tech-Plagiarismus", der das Bildungssystem untergrabe, so Chomsky.
Systeme wie ChatGPT könnten für bestimmte Dinge nützlich sein, sagte Chomsky, aber es sei nicht klar, für welche genau. Sie würden sowohl für existierende Sprachen als auch für Fantasiesprachen funktionieren, womit Chomsky auf das möglicherweise fehlende Weltverständnis großer Sprachmodelle anspielt.
Chomskys Lösung: Menschen, die gerne lernen
Chomskys Lösung für ein funktionierendes Bildungssystem im ChatGPT-Zeitalter: ein interessantes Bildungsprogramm mit motivierten Studierenden. Er habe die meiste Zeit seines Lebens am MIT verbracht. Dort seien die Studierenden an den Themen interessiert gewesen und hätten sie deshalb verfolgt.
Dasselbe Prinzip gelte auch für Studierende oder Schüler:innen, die ihre Smartphones im Unterricht benutzen: "Man kann iPhones verbieten oder den Unterricht so interessant gestalten, dass niemand auf die Idee kommt, sie zu benutzen."
Menschenähnliche KI oder Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Gedankenübertragung, wie sie etwa Elon Musk mit Neuralink erforscht, sind für Chomsky Hirngespinste: "Wir wissen fast nichts über das Gehirn."
Mit seiner Sprachforschung hat Chomsky auch zu Fortschritten in der maschinellen Sprachverarbeitung beigetragen. 2011 zeichnete ihn die Fachzeitschrift IEEE Computer Society für seine Beiträge zum Thema "generative Grammatik" für die Entwicklung intelligenter Systeme aus.