Der Chipkonzern Nvidia verlagert Teile seiner KI-Produktion in die USA. Die Entscheidung folgt auf neue Zollankündigungen der US-Regierung und ist Teil eines breiteren Trends zur Reindustrialisierung der Tech-Branche.
Nvidia hat angekündigt, künftig KI-Supercomputer erstmals vollständig in den Vereinigten Staaten zu fertigen. Das Unternehmen teilte mit, dass es gemeinsam mit Partnern mehr als eine Million Quadratfuß Produktionsfläche in Arizona und Texas in Auftrag gegeben habe. Die Fertigung erfolgt mit Partnern wie Foxconn in Houston und Wistron in Dallas. In Phoenix, Arizona, sind bereits erste Chips der neuen Blackwell-Generation bei TSMC in Produktion gegangen.
In den kommenden vier Jahren will Nvidia nach eigenen Angaben bis zu 500 Milliarden US-Dollar in die US-amerikanische KI-Infrastruktur investieren. Die Produktion in den neuen Werken soll innerhalb von 12 bis 15 Monaten hochgefahren werden.
Die Ankündigung folgt unmittelbar auf neue US-Zollandrohungen gegenüber importabhängigen Halbleiterprodukten. Nvidia-CEO Jensen Huang war laut Insiderberichten Anfang April bei einem Abendessen mit Trump in Mar-a-Lago anwesend. Beobachter werten den Zeitpunkt der Ankündigung als strategisch: Nvidia hatte zuletzt eine Ausnahmeregelung für den Export seines H20-Chips nach China erhalten – ein Deal, der laut Medienberichten mit dem Versprechen verbunden war, massiv in US-basierte KI-Produktion zu investieren.
Der „America First“-Trend der Tech-Branche
Nvidia ist nicht das einzige Unternehmen, das sich auf den wirtschaftspolitischen Kurs der Trump-Regierung einstellt. Apple kündigte im Februar an, 500 Milliarden US-Dollar in die USA zu investieren und Teile seiner KI-Serverproduktion nach Houston zu verlagern. Auch Microsoft plant Investitionen in Höhe von 80 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren, etwa die Hälfte davon in den USA. OpenAI wiederum beteiligt sich am sogenannten Stargate-Projekt, das gemeinsam mit SoftBank und Oracle den Bau eines 500-Milliarden-Dollar-KI-Rechenzentrums in den USA vorsieht.
Trumps Regierung setzt Unternehmen zunehmend unter Druck, Produktionskapazitäten in die USA zu verlagern. Dem taiwanischen Halbleiterhersteller TSMC soll Trump nach eigener Aussage angedroht haben, eine Importsteuer von bis zu 100 Prozent zu verhängen, sollte das Unternehmen keine zusätzlichen US-Fabriken errichten.
Offene Fragen und strukturelle Hindernisse
Wie viel der angekündigten halben Billion Dollar Nvidia konkret in welche Infrastruktur investieren wird, ist bislang unklar. Auch zum geplanten Produktionsvolumen der KI-Chips und Supercomputer äußerte sich das Unternehmen nicht.
Hinzu kommt, dass die Rückverlagerung der Halbleiterproduktion mit erheblichen strukturellen Problemen verbunden ist. Ein akuter Mangel an qualifiziertem Fachpersonal erschwert die Montage komplexer Chips in den USA. Gleichzeitig drohen geopolitische Spannungen mit China die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen zu gefährden.