Im zweiten Anlauf macht OpenAIs KI "Five" alles klar: Profispieler werden im komplexen Strategiespiel Dota 2 in die Schranken verwiesen. Das bedeutet aber nicht, dass die KI dem Menschen hoffnungslos überlegen ist.
Eigentlich sollte OpenAIs Künstliche Intelligenz "Five" schon im letzten August menschliche Profispieler im komplexen Strategiespiel Dota 2 besiegen. Doch die KI scheiterte.
Das war einigermaßen überraschend, denn in Testspielen vorab war sie menschlichen Teams meist deutlich überlegen.
Diese Niederlage weckte OpenAIs Kampfeslust: Unmittelbar nach dem menschlichen Triumph versprach Mitgründer Greg Brockman, dass die eigene KI noch nicht am Limit sei.
KI wählt ungewöhnliche Taktiken
Rund ein halbes Jahr später ist es soweit: Erstmals hat eine Künstliche Intelligenz ein Dota-Profi-Team während eines Livestreams besiegt.
Bei einem Wettbewerb in San Francisco wies die KI das erfolgreiche E-Sport-Team "OG" in die Schranken: Die ersten beiden von drei möglichen Partien konnte sie klar gewinnen.
We won! And by “we“ I mean the #OpenAIFive Bots, all the humans on the @OpenAI Dota team, and everyone who will eventually benefit from broader and more general AI.
— Maddie Hall (@maddiehalla) 13. April 2019
Laut Brockman wählte die Five-KI ungewöhnliche Taktiken, die ihr kurzfristige Vorteile verschafften: Starb im Spiel eine wichtige Heldenfigur, investierte die KI sofort die notwendigen Ressourcen, um sie wiederzubeleben - unabhängig davon, ob der Held gerade benötigt wird. Menschliche Profispieler machen das laut Brockman nie.
Theoretisch könnte das als Unfähigkeit, langfristig zu planen, gewertet werden. Praktisch verhalfen diese Maßnahmen der KI dennoch zum Sieg.
We see this happen in test games all the time: the bots buy back, the humans laugh, and then the humans lose. Hard to know if it’ll happen here too...
— Greg Brockman (@gdb) 13. April 2019
Person next to me comments on two aspects of Five:
- Early game buybacks. Not something pros usually do, but it is a good insight: you get the money back by farming.
- Dynamic role switching. Also not something that pros do — usually they pool on one hero chosen at beginning.— Greg Brockman (@gdb) 13. April 2019
In diesem Kontext spannend: Während menschliche Moderatoren noch einen ausgeglichenen Spielverlauf sahen, prognostizierte die KI die eigenen Siegchancen bereits auf 90 Prozent.
Nach dem Triumph enthüllte OpenAI, dass schon im Vorfeld des aktuellen Spiels menschliche Profi-Teams mit zwei zu null besiegt wurden. Allerdings nicht live vor der Kamera.
OpenAI reveal that over the last few months, they've beaten three other pro teams, also 2-0. #openaifive@SheeverGaming: "They seem unstoppable. That's scary?" @blitzdota: "No, I think that's dope." pic.twitter.com/sRCh3JnS37
— mike cook (@mtrc) 13. April 2019
Ausgeklügelte Strategien oder rohe Gewalt?
Nicht abschließend geklärt ist, in welchem Umfang die Five-KI übermenschliche Fähigkeiten einsetzt wie außerordentlich hohe Präzision bei der Mausführung und schnellere Klicks, oder ob der Sieg in erster Linie durch eine strategische und planerische Überlegenheit zustande kommt. Letzeres wäre der größere Erfolg.
Seeing a lot of posts speculating that our results at The International show that today’s AI just can’t hope to match humans at strategy. Our interpretation is we have yet to reach the limits of current AI technology. Learning curves haven’t asymptoted just yet!
— Greg Brockman (@gdb) 24. August 2018
Außerdem zieht Five Spieldaten direkt von der Programmierschnittstelle ab, anstatt sie, dem menschlichen Sehen nachempfunden, visuell über eine Kamera zu erfassen. Und beim Wettbewerb wurde eine vereinfachte Dota-Version gespielt mit einer geringeren Auswahl an Charakteren und Fähigkeiten. Das reduziert die Komplexität des Spiels, allerdings sowohl für Mensch als auch Maschine.
Spieleprofis diskutierten solche Fragen der Mensch-Maschine-Fairness schon intensiv im Kontext der Deepmind-KI "Alphastar": Die Künstliche Intelligenz konnte Ende Januar ebenfalls in einem komplexen PC-Strategiespiel einen historischen Triumph erringen. Allerdings klickte sie dafür schneller und präziser als menschliche Spieler, anstatt sie rein intellektuell zu übertölpeln.
Effizienz geht anders
Ein weiterer Kritikpunkt an Five: OpenAI musste unfassbar viele Daten aufwenden. In einer beschleunigten Simulation spielte die KI 45.000 Menschenjahre Dota 2, um Profi-Niveau zu erreichen. In puncto Lerneffizienz bleibt die menschliche der künstlichen Intelligenz demnach deutlich überlegen.
Außerdem sind solche KI-Trainingscamps nur für ausgewählte, eng gesteckte Szenarien geeignet. Die echte Welt ist (noch) zu komplex, um sie in einer beschleunigten Simulation durchzuspielen. Brockman ist sich dieses Problems bewusst - es steht als nächstes auf der Agenda von OpenAI.
Thanks!!
We agree the massive training data requirement is a real limitation — fixing that issue is a next focus.
On the other hand, we are able to use this same technology to go surprisingly far in the real world, such as our robotic hand project.https://t.co/51Mz5EBues
— Greg Brockman (@gdb) 14. April 2019
Versucht euer Glück im KI-Duell
Die Besonderheit von Five ist - und daher rührt auch der Name der KI - dass sie wie ein menschliches Team fünf KI-Agenten unabhängig voneinander für ein gemeinsames Ergebnis organisiert.
Diese Teamfähigkeit ist es, die die Künstliche Intelligenz zukünftig anschlussfähig mit Menschen machen soll. Die Software wird für neue Anwendungsszenarien wie zum Beispiel Roboter erprobt, weitere öffentliche Dota-Demonstrationen soll es nicht mehr geben.
"Wir machen das nicht, um gut in Videospielen zu werden. Wir wollen Geheimnisse entdecken auf dem Weg zu einer allgemeinen Künstlichen Intelligenz", sagt OpenAI-CEO Sam Altman gegenüber The Verge.
Zuvor möchte OpenAI der ganzen Welt - oder zumindest allen Dota-Spielern - die Gelegenheit geben, sich mit Five zu messen. Vom 18. bis zum 21. April kann jedermann online gegen die KI antreten.
Special announcement: we’re inviting the entire Internet to play OpenAI Five (whether as a competitor or teammate) at once.
Sign up today! Very excited to see what we learn from observing OpenAI Five in the wild. pic.twitter.com/TaMhxdgVIt
— Greg Brockman (@gdb) 13. April 2019
Quellen: Twitter, The Verge, Vox