Künstliche Intelligenz könnte den Werdegang der Menschheit beeinflussen wie keine Technologie zuvor. Ob, wann und wie das passiert - das ist selbst für ausgewiesene Experten kaum vorherzusehen.
Der erfahrene KI-Entwickler Greg Brockman ist einer der Gründer von OpenAI, einer Non-Profit-Organisation, die Künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit einsetzen will. Finanziert wird OpenAI hauptsächlich von Silicon-Valley-Millionären wie Elon Musk, Sam Altman oder Peter Thiel.
OpenAI ist bei der Entwicklung fortschrittlicher Künstlicher Intelligenz vorne mit dabei. Zuletzt bewies die Organisation das mit einem selbstlernenden Algorithmus, der sich das komplexe digitale Strategiespiel "Dota 2" von Grund auf selbst beibrachte.
Nach wenigen Monaten des Trainings schlägt sie talentierte menschliche Teams und einzelne Profi-Gamer. Im August soll erstmals ein Profi-Team besiegt werden. Dafür trainiert sie 180 Jahre am Tag.
KI-Technologie: Reise ins Ungewisse
Brockman gibt der Webseite Venturebeat ein Interview, in dem vor allem eines deutlich wird: Selbst ein ausgewiesener Experte wie er, der in der Mitte des KI-Sturms steht, weiß nicht, wie es mit Künstlicher Intelligenz weitergeht. Dafür entwickle sich die Technologie derzeit viel zu schnell, so Brockman.
"Überträgt man die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung der letzten sechs Jahre auf Batterien, dann hätten wir jetzt Akkus, die 800 Jahre halten statt nur einen Tag", erklärt Brockman mit Verweis auf eine kürzlich veröffentlichte OpenAI-Analyse.
"Was wir bisher geschaffen haben, beruht auf einfachen Ideen. Aber wir wissen nicht, ob das die richtigen Ideen sind. Und wie weit man sie treiben kann. Wir kennen sie nicht mal alle. Die Wahrheit ist, dass wir keine Ahnung haben, ob sie sich bewähren. Wir stochern im Nebel und das bleibt so, bis sich der Fortschritt verlangsamt", sagt Brockman.
Generelle KI könnte Politik und Gesellschaft überfordern
Eine generelle Künstliche Intelligenz sei womöglich die "positivste Sache", die die Menschheit jemals entwickeln könnte, glaubt Brockman. Der Begriff beschreibt eine KI, die eigenständig Wissen aus einem Bereich auf einen anderen übertragen und fortentwickeln kann.
Viele KI-Forscher gehen davon aus, dass das der Start wäre in ein neues Zeitalter, in dem Maschinen sich eigenständig und in hohem Tempo verbessern. Das könnte der Menschheit neue Entwicklungsmöglichkeiten bieten, die sie alleine nicht erreichen kann, beispielsweise bei der Erkundung des Weltalls oder der Heilung von Krankheiten.
"Eine generelle KI würde extrem schnelle Veränderungen erzeugen", sagt Brockman. "Dann ist es schwer für die Politik und soziale Normen - wie wohl sich Menschen in diesem System fühlen - mitzuhalten."
Die Politik müsse sich darauf konzentrieren, Fortschritt und Veränderung messbar zu machen. "Wir können die Zukunft zum Teil so schwer vorhersagen, weil wir die Gegenwart kaum verstehen", sagt Brockman.
"Es ist eine riesige Herausforderung, aber ich denke, wenn wir informierte Gespräche auf Basis der richtigen Daten führen, dann haben wir eine Chance, gute Entscheidungen zu treffen."