OpenAI ändert seine Unternehmensstruktur: Die gewinnorientierte Tochter wird in eine Public Benefit Corporation umgewandelt – unter vollständiger Kontrolle der ursprünglichen Non-Profit-Organisation.
OpenAI stellt seine Unternehmensstruktur neu auf. Die bislang als For-Profit-LLC organisierte Einheit wird in eine sogenannte Public Benefit Corporation (PBC) nach dem Recht des US-Bundesstaates Delaware überführt, wie das Unternehmen mitteilt.
Die Kontrolle über die neue Gesellschaft verbleibt vollständig bei der 2015 gegründeten Non-Profit-Organisation, die künftig auch als Großaktionärin auftritt. Gewinne sollen unter anderem Programme in Bildung, Gesundheit, öffentlichem Dienst und Wissenschaft finanzieren – im Einklang mit der ursprünglichen Mission.
Zuvor hatte OpenAI angekündigt, sich vollständig in eine gewinnorientierte Organisation umzuwandeln. Diese Pläne wurden nun verworfen. Der kommerzielle Arm von OpenAI, der nun zur PBC wird, untersteht bereits seit 2019 der Non-Profit-Organisation.
"OpenAI wurde als Non-Profit-Organisation gegründet und wird von dieser beaufsichtigt und kontrolliert. Auch in Zukunft wird sie weiterhin von dieser Non-Profit-Organisation beaufsichtigt und kontrolliert werden", schreibt Verwaltungsratschef Bret Taylor.
OpenAI gibt "capped-profit"-Modell auf
Mit der Umwandlung verabschiedet sich OpenAI von seiner bisherigen "capped-profit"-Struktur, die Investoren eine begrenzte Rendite zusicherte. Stattdessen erhält das Unternehmen eine klassische Kapitalstruktur mit regulären Aktien. Laut OpenAI ist dies kein Unternehmensverkauf, sondern eine "strukturelle Vereinfachung", um künftig leichter Kapital beschaffen zu können.
OpenAI geht davon aus, dass für die weltweite Bereitstellung seiner Dienste langfristig mehrere Hundert Milliarden Dollar und möglicherweise sogar Billionen Dollar nötig sind. Medienberichten zufolge sind bestehende Investitionszusagen – darunter Milliardenbeträge von Microsoft – an die erfolgreiche Umwandlung in diese neue Struktur gebunden.
Reaktion auf Kritik und behördliche Abstimmung
OpenAI war zuletzt in die Kritik geraten, da es als Non-Profit-Organisation steuerliche Vorteile nutzte und Mitarbeitende mit seiner gemeinnützigen Mission anwarb, später jedoch eine komplexe For-Profit-Struktur etablierte, die laut Kritikern eine rein gewinnorientierte Ausrichtung begünstigte. Unter anderem klagte Elon Musk gegen dieses Vorgehen und wurde dabei von ehemaligen Angestellten unterstützt.
Die jetzt beschlossene Umstrukturierung dürfte auch der Versuch sein, verloren gegangenes Vertrauen bei Mitarbeitenden, Investoren und Regulierungsbehörden wiederherzustellen. Die neue Struktur sei nach Gesprächen mit den Generalstaatsanwaltschaften von Kalifornien und Delaware beschlossen worden, so OpenAI. Beide Behörden hätten demnach die Lösung begrüßt, da sie trotz klassischer Kapitalstruktur weiterhin eine gemeinnützige Kontrolle gewährleiste.
OpenAI-CEO Sam Altman beschreibt die Neuausrichtung in einem veröffentlichten Brief an die Belegschaft als notwendigen Schritt: "OpenAI ist keine normale Firma und wird es auch nie sein." Die Entwicklung künstlicher allgemeiner Intelligenz (AGI) versteht Altman als Beitrag zum menschlichen Fortschritt: "Die Entwicklung von AGI ist unser Ziegelstein auf dem Weg des menschlichen Fortschritts; wir sind gespannt, welche Ziegel ihr als Nächstes hinzufügt", schreibt Altman.
Berichten zufolge riskierte OpenAI bei einem Scheitern der ursprünglichen Umwandlungspläne bis Ende dieses oder nächsten Jahres, einen Teil des in den vergangenen Monaten aufgenommenen Kapitals wieder abgeben zu müssen. Unklar ist, ob sich durch die jetzt bekannt gegebene Umstrukturierung etwas ändert – aber es ist wohl davon auszugehen, dass OpenAI diese Pläne mit den Investoren zuvor abgestimmt hat.