OpenAI vermutet eine von Milliardären gesteuerte Verschwörung gegen das Unternehmen – und setzt auf juristische Gegenangriffe.
In einem aufschlussreichen Bericht des San Francisco Standard beschreibt Nathan Calvin von der gemeinnützigen AI-Governance-Organisation Encode seine Reaktion auf eine überraschende Vorladung durch OpenAI: "Sie scheinen Schwierigkeiten zu haben zu glauben, dass wir eine Organisation von Menschen sind, denen das Thema einfach wirklich am Herzen liegt." Encode, CANI und andere kleine Gruppen, die sich öffentlich gegen OpenAIs geplanten Übergang zu einem profitorientierten Unternehmen aussprechen, wurden von OpenAI mit Vorladungen und Beschwerden überzogen.
OpenAI-Anwältin Ann O’Leary begründet die Maßnahmen mit dem Wunsch nach Aufklärung über mögliche Interessenskonflikte: "Sie können sich drehen und wenden, wie sie wollen, aber sie weichen konsequent der Frage aus, wer sie wirklich finanziert. Das ist die Millionen-Dollar-Frage." Ziel ist laut O’Leary, "Transparenz darüber zu schaffen, wer diese Organisationen finanziert und ob ihre Geldgeber direkte Beteiligungen an Wettbewerbern halten."
Ein besonders skurriles Detail: Weil der Vorsitzende von CANI in einem Haus wohnt, das einer Firma namens Tesla Place, LLC gehört, vermutet OpenAI eine Verbindung zu Elon Musk. Die Eigentümer des Hauses, ein älteres Ehepaar, widersprachen im Gespräch mit dem San Francisco Standard: "Wir haben die Firma so genannt, weil die Straße früher Tesla Street hieß. Elon weiß nichts davon."
OpenAI-Führung beteiligt sich an Lobby-Verband
Die betroffenen Organisationen weisen jede Verbindung zu Musk oder Meta zurück. "Fundamental respektieren wir OpenAI und wollen, dass seine Mission erfolgreich ist", sagt Encode-Gründerin Sneha Revanur. "Unsere Beteiligung hier geht einzig darum sicherzustellen, dass die mächtigste Technologie der Welt transparent und verantwortungsvoll entwickelt wird. Jede andere Behauptung ist falsch und lenkt vom Wesentlichen ab."
Parallel dazu baut OpenAI seine politische Schlagkraft aus: Über das neu gegründete Super-PAC "Leading the Future", das bereits über 100 Millionen US-Dollar eingesammelt hat, wollen Tech-Investoren und KI-Unternehmen gezielt gegen Regulierungsinitiativen vorgehen. Laut einer Stellungnahme des PAC wolle man sich einer "gewaltigen Kraft entgegenstellen, die versucht, den Einsatz von KI zu verlangsamen und die Führungsrolle der USA bei Innovation und Arbeitsplatzschaffung zu gefährden."