Inhalt
summary Zusammenfassung

OpenAI hat nach einem ähnlichen Beitrag für die USA einen Wirtschaftsplan für die EU veröffentlicht, der vier Prinzipien für eine erfolgreiche KI-Strategie skizziert. Das Unternehmen fordert massiven Infrastrukturausbau, regulatorische Vereinfachung und flächendeckende KI-Adoption, um im globalen Wettbewerb nicht zurückzufallen.

Anzeige

In einem umfassenden "Economic Blueprint" für die Europäische Union fordert OpenAI die EU-Mitgliedstaaten zu entschlossenerem Handeln bei der KI-Entwicklung auf. Die Botschaft ist klar: Europa soll mutiger und schneller agieren, um das wirtschaftliche Potenzial von KI auszuschöpfen und im globalen Wettbewerb nicht zurückzufallen.

"Die Chance, die KI bietet, um die Produktivität anzukurbeln und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der EU wiederzubeleben, ist zu überzeugend, um sie zu verspielen", heißt es in dem Dokument. Gleichzeitig warnt OpenAI vor der Gefahr, dass KI von autoritären Regimen gestaltet werden könnte, "die unsere gemeinsamen Werte nicht teilen".

Der Blueprint fokussiert sich auf vier Punkte: den Aufbau technologischer Grundlagen, die Vereinfachung von Regulierungen, die flächendeckende KI-Adoption und die verantwortungsvolle KI-Entwicklung im Einklang mit europäischen Werten.

Anzeige
Anzeige

300 Prozent mehr EU-Rechenkapazität

Für den Aufbau benötige es vier kritischen Ressourcen: Rechenleistung, Daten, Energie und Talente. Die EU müsse in all diesen Bereichen massiv investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Konkret fordert das Unternehmen einen "AI Compute Scaling Plan", der die EU-Rechenkapazität bis 2030 um mindestens 300 % steigern soll. Zusätzlich schlägt das Unternehmen einen "Green AI Grid" vor, der die Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieprojekte beschleunigt und bis 2030 eine EU-weite CO2-neutrale KI-Infrastruktur liefern soll.

Für den Datenzugang empfiehlt OpenAI die Implementierung sektorspezifischer "EU AI Data Spaces" für Gesundheit, Industrie, Umwelt und öffentliche Daten bis 2027, um vertrauenswürdigen Datenaustausch zu fördern.

Die bestehenden Initiativen wie EuroHPC und AI Factory seien lobenswerte Schritte, müssten aber beschleunigt und ausgebaut werden. Auch die kürzlich angekündigten Pläne zur Mobilisierung von 200 Milliarden Euro für Infrastruktur in der EU und 109 Milliarden Euro für Investitionen in Frankreich gingen in die richtige Richtung.

Die Forderung nach massiven Infrastrukturinvestitionen findet sich auch im US-Blueprint, wo OpenAI "AI Economic Zones" mit beschleunigten Genehmigungsverfahren und eine "National AI Infrastructure Highway" zur Vernetzung regionaler Netze fordert.

Regulatorische Vereinfachung und Investitionsanreize

Besonders kritisch sieht OpenAI die komplexe Regulierungslandschaft in der EU mit rund 100 technologiebezogenen Gesetzen und über 270 Regulierungsbehörden. "Wir fordern die EU-Entscheidungsträger auf, ihren derzeitigen Ansatz zur KI-Regulierung zu überdenken", heißt es im Blueprint.

Empfehlung

OpenAIs Kritik an der EU-Regulierung hat Vorgeschichte: Sam Altman bezeichnete den EU AI Act 2023 als "Überregulierung" und erwog sogar einen Rückzug aus Europa - ruderte jedoch kurz danach wieder zurück. Auch wenn Tech-Unternehmen wie Meta oder OpenAI immer wieder auf die Veröffentlichung einzelner KI-Produkte in der EU verzichten, haben sie sich zusammen mit mehr als 100 Technologieunternehmen freiwillig zur Einhaltung des EU-AI-Acts verpflichtet.

Zum AI Act positioniert sich OpenAI daher auch in dem neuen Dokument grundsätzlich unterstützend. Das Unternehmen betont, dass es das zentrale Ziel des Gesetzes, die Sicherheit von KI-Systemen zu gewährleisten, unterstützt und sich konstruktiv an der Ausarbeitung beteiligt hat. Problematisch sei vielmehr die regulatorische Fragmentierung, die EU müsse als einheitlicher Markt auftreten. Das Unternehmen habe immer wieder mit den Datenschutzbehörden verschiedener Mitgliedsstaaten zu kämpfen, so zum Beispiel kurz nach der Veröffentlichung von ChatGPT mit der italienischen, die dann 2024 eine Millionenstrafe verhängte.

AI Accelerator Fund und "AI Readiness Officers"

Als konkrete Maßnahmen schlägt OpenAI einen "AI Accelerator Fund" mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro vor, um schnell Pilotprojekte zu finanzieren, die einen klaren gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Nutzen von KI demonstrieren.

Zur besseren Koordination empfiehlt das Unternehmen einen jährlichen "European AI Readiness Index", der die EU-Länder anhand ihrer KI-Bereitschaft bewertet, sowie die Ernennung nationaler "AI Readiness Officers" in jedem Mitgliedstaat bis 2027. Zudem fordert OpenAI eine paneuropäische Start-up-Rechtsform, die bis 2026 Gesellschaftsrecht, Besteuerung und Compliance EU-weit harmonisiert.

Anzeige
Anzeige
Community beitreten
Kommt in die DECODER-Community bei Discord,Reddit, Twitter und Co. - wir freuen uns auf euch!

OpenAI fordert auch steuerliche Anreize für KI-Investitionen, insbesondere für KMUs, sowie öffentlich-private Partnerschaften.

Das ambitionierteste Ziel: 100 Millionen Europäer sollen bis 2030 in grundlegenden KI-Fähigkeiten geschult werden, unterstützt durch 10.000 europäische "KI-Kompetenz-Botschafter" – Pädagogen, Influencer und Unternehmer, die lokal KI-Bewusstsein fördern und vermitteln sollen.

Jugendschutz und verantwortungsvolle Entwicklung

Der vierte Pfeiler des Blueprints betont die verantwortungsvolle KI-Entwicklung. OpenAI schlägt einen jährlichen "AI Awareness Day" vor, einen "Responsible AI Innovation Prize" nach dem Vorbild des Sacharow-Preises und die Ausweitung des "Safer Internet Day" auf KI.

Für den Jugendschutz empfiehlt das Unternehmen eine "Youth Digital Agency in AI Initiative", die KI-Anwendungen gemeinsam mit jungen Menschen im Alter von 13-17 Jahren entwickelt, sowie einen freiwilligen "EU-Kodex für kindgerechtes KI-Design", der gemeinsame Standards für den Schutz von Kindern im KI-Ökosystem festlegt.

EU: Ambitionierte Zukunft oder Absatzmarkt?

Im "EU Economic Blueprint" von OpenAI wird zu Recht anerkannt, dass massive Investitionen in die grundlegende KI-Infrastruktur - Rechenleistung, Energie, Daten und Talentförderung - unerlässlich sind, um im globalen KI-Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die vorgeschlagene Steigerung der Rechenkapazität um 300 % bis 2030 und die Förderung von KI-Fähigkeiten würden in der Tat die Grundlage für eine breite Nutzung von KI in vielen Sektoren schaffen.

Allerdings zeigt der Vergleich mit der US-Strategie von OpenAI auch eine deutliche Asymmetrie: Während das Unternehmen in Amerika protektionistische Maßnahmen wie strikte Exportkontrollen für fortgeschrittene KI-Modelle befürwortet, drängt es in Europa auf Marktöffnung und Deregulierung.

Anzeige
Anzeige

OpenAI hat bereits Büros in Paris, Dublin, Brüssel und demnächst in München eröffnet - will also die EU als Markt erschließen. Das Papier enthält zwar viele Forderungen, aber nur wenige konkrete Zusagen von OpenAI,

Das könnte dazu führen, dass Europa weiterhin als reiner Absatzmarkt und zusätzlich als Infrastrukturanbieter für amerikanische KI-Technologien fungiert, ohne eine eigene technologische Souveränität zu entwickeln.

Unterstütze unsere unabhängige, frei zugängliche Berichterstattung. Jeder Betrag hilft und sichert unsere Zukunft. Jetzt unterstützen:
Banküberweisung
Zusammenfassung
  • OpenAI hat einen Wirtschaftsplan für die EU veröffentlicht, der vier Prinzipien für eine erfolgreiche KI-Strategie skizziert: Aufbau technologischer Grundlagen, Vereinfachung von Regulierungen, flächendeckende KI-Adoption und verantwortungsvolle KI-Entwicklung im Einklang mit europäischen Werten.
  • Das Unternehmen fordert konkrete Maßnahmen wie einen "AI Compute Scaling Plan" zur Steigerung der EU-Rechenkapazität um 300% bis 2030, einen 1-Milliarden-Euro "AI Accelerator Fund" für Pilotprojekte und die Schulung von 100 Millionen Europäern in KI-Fähigkeiten, unterstützt durch 10.000 "KI-Kompetenz-Botschafter".
  • Der Vergleich mit der US-Strategie von OpenAI zeigt eine deutliche Asymmetrie: Während das Unternehmen in Amerika protektionistische Maßnahmen wie strikte Exportkontrollen für fortgeschrittene KI-Modelle befürwortet, drängt es in Europa auf Marktöffnung und Deregulierung.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
Community beitreten
Kommt in die DECODER-Community bei Discord,Reddit, Twitter und Co. - wir freuen uns auf euch!