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KI-Staatsanwalt: Künstliche Intelligenz automatisiert Anklagen in China

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Pixabay / DS-Foto

Forschende in China entwickeln ein KI-System, das bei der Einschätzung von häufigen Straftaten helfen und automatisiert Anklage erheben soll.

Das KI-System wird von Forschenden der Volksstaatsanwaltschaft Shanghai Pudong gebaut und getestet. Die Anwaltschaft ist laut der South China Morning Post (SCMP) die größte und meistbeschäftigte Bezirksstaatsanwaltschaft des Landes.

Es soll sich um das weltweit erste KI-System handeln, das Menschen für ein vermutetes Verbrechen automatisiert anklagen kann. Dieser "KI-Staatsanwalt" soll laut Angaben der Forschenden auf Basis einer verbalen Beschreibung eines Tathergangs mit einer Genauigkeit von mehr als 97 Prozent eine passende Anklage generieren. Grundlage dafür ist die exakte Verarbeitung natürlicher Sprache.

Maschinelle Assistenz für Staatsanwälte

Die Technologie solle in erster Linie die tägliche Arbeitsbelastung von Staatsanwälten reduzieren, damit diese mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben hätten, sagt Professor Shi Yong, Direktor des Big-Data- und Wissensmanagement-Labors der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und leitender Wissenschaftler des Projekts.

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Das System könne Staatsanwälte im Entscheidungsprozess "bis zu einem gewissen Grad ersetzen", schreiben Shi und Kolleg:innen in einem nach einem Peer-Review veröffentlichten Artikel für das chinesische Fachmagazin Management Review.

Weiterentwicklung des "System 206"

Der KI-Staatsanwalt ist eine Erweiterung des in China seit Mai 2018 getesteten und weiter verbreiteten "System 206". Das soll helfen, "Fakten zu finden, Beweise zu beglaubigen, das Recht auf Berufung zu schützen und unparteiisch über den Prozess zu urteilen", berichtete Chinadaily 2019. Damals wurde das System erstmals bei einer Verhandlung in Shanghai eingesetzt.

System 206 kann etwa automatisiert Gespräche aufzuzeichnen und in Schriftzeichen übertragen. Es unterstützt Ermittlungen in mehr als 100 typischen Szenarien mit einem Leitfaden für die Beweiserhebung und für Vernehmungen. Es kann außerdem automatisch Vernehmungsprotokolle erstellen. System 206 soll weiter die Aussagekraft einzelner Beweise einschätzen, Voraussetzungen für eine Festnahme beschreiben und die Gefährlichkeit einer verdächtigen Person festlegen können.

Allerdings konnte System 206 bislang keine Anklage erheben und geeignete Strafen vorschlagen. Das soll sich jetzt für die folgenden acht besonders häufigen Straftaten ändern:

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  • Kreditkartenbetrug
  • Betreiben eines Glücksspiels
  • gefährliches Fahren
  • vorsätzliche Körperverletzung
  • Behinderung von Amtshandlungen
  • Diebstahl
  • Betrug
  • politischer Protest ("Streit schüren und Ärger provozieren")

Mit weiteren Verbesserungen soll das System laut Shi und Kolleg:innen in Zukunft auch bei selteneren Straftaten Anklage erheben können. Der KI-Staatsanwalt befindet sich noch in der Testphase und wurde noch nicht an die Gerichte ausgerollt.

Wie genau die verschiedenen KI-Systeme technisch funktionieren, ist nicht bekannt. Die Software soll auf einem herkömmlichen Desktop-Rechner laufen, wie er an Gerichten eingesetzt wird.

Trainiert wurde der KI-Staatsanwalt laut SCMP mit Daten aus mehr als 17000 Gerichtsfällen zwischen 2015 und 2020. Jede KI-Anklage soll auf "1000 Merkmalen basieren", die aus der von Menschen erstellten Fallbeschreibung stammen und von denen die meisten "zu klein oder zu abstrakt" seien, um für Menschen Sinn zu ergeben, berichtet die SCMP. System 206 soll anschließend die Beweise bewerten.

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