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Forscher der US-amerikanischen Mayo Klinik machten einen überraschenden Fund: Eine KI kann das Gesicht eines Menschen anhand eines MRT-Scans wiedererkennen. Dafür ist nur ein Zwischenschritt notwendig.

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Ein MRT-Scan visualisiert zwar in erster Linie das Innere eines Menschen, bei der Aufnahme werden aber auch die Umrisse des Körpers aufgezeichnet. Bei einer Studie über die Früherkennung der Alzheimer-Krankheit fiel einem Forscher der Mayo Klinik auf, dass man anhand eines MRT-Scans des Gehirns, bei dem die Konturen des Kopfes samt markanter Stellen zu sehen sind, wahrscheinlich eine bekannte Person wiedererkennen kann.

Dieser Gedanke führte zur Studienidee: Könnte eine für Gesichtserkennung trainierte KI Personen anhand von MRT-Scans identifizieren, wenn man zuvor das Gesicht der Person basierend auf dem Scan digital rekonstruiert?

MRT-Rekonstruktion eines Gesichts: Gut genug für die KI-Analyse

Die Antwortet lautet: Ja. Die Mayo-Klinik rekrutierte 84 Freiwillige zwischen 34 und 89 Jahren, von denen ein aktueller MRT-Scan vorlag. Sie wurden aus fünf verschiedenen Perspektiven fotografiert. Zeitgliech rekonstruierten die Forscher das Gesicht der Person digital anhand des MRT-Scans.

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Die Gesichter unten sind digitale Rekonstruktionen anhand eines MRT-Scans. Die Bilder oben sind Originalfotos, denen sie zugeordnet werden konnten. Bild: Mayo Clinic, via the New England Journal of Medicine
Die Gesichter unten sind digitale Rekonstruktionen anhand eines MRT-Scans. Die Bilder oben sind die Originalfotos, denen sie zugeordnet werden konnten. Bild: Mayo Klinik, via the New England Journal of Medicine

Anschließend gaben sie einer Gesichtserkennungssoftware von Microsoft die Aufgabe, die Fotos der Personen mit den aus den MRT-Scans rekonstruierten Gesichtern zusammenzuführen. Die KI konnte 70 der 84 MRT-Scans korrekt dem Foto zuordnen. Für weitere zehn Personen war der passende MRT-Scan zumindest in der Top-5-Auswahl.

Einschränkend ist zu erwähnen, dass die KI die zu den MRT-Scans passenden Gesichter nur aus 84 Bildern heraussuchen musste und nicht aus einer Datenbank mit Tausenden oder Millionen. Die Studie zeigt dennoch, dass die KI-gestützte Identifizierung einer Person anhand eines MRT-Scans prinzipiell möglich ist. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachpublikation New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Rückwirkende Deanonymisierung durch KI

Dass die Identifikation einer Person über den MRT-Scan funktioniert, ist laut der Forscher ein Problem für die Privatsphäre im Kontext medizinischer Forschung. Für gewöhnlich werden Aufnahmen von Patienten und Gesundheitsdaten für Forschungszwecke anonymisiert weitergegeben und über entsprechende Datenbanken millionenfach geteilt.

Eine mögliche Identifikation einzelner Personen über KI-Software anhand eines MRT-Scans würde diese Anonymisierung rückwirkend aufheben. Das ist eine potenzielle Bedrohung für die Privatsphäre der gescannten Personen. Die Forscher arbeiten an einer Lösung für das Problem, über die sie noch nicht sprechen wollen.

Quellen: New York Times, Washington Post, Pressemitteilung; Bilder: Mayo Klinik

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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