"The Big Short"-Investor Burry warnt: Die nächste Blase platzt im KI-Chipmarkt
Kurz & Knapp
- Michael Burry warnt vor einer KI-Chip-Blase durch kurzlebige Hardware und riskante Buchhaltung.
- Kredite mit GPUs als Sicherheit und Kursverluste bei CoreWeave und Core Scientific verstärken die Sorgen.
- Trotzdem erwarten AMD und Start-ups wie D-Matrix starkes Wachstum und ziehen weiter Kapital an.
Warnungen vor einer Blase bei KI-Chips werden lauter, angetrieben durch die kurze Lebensdauer der Hardware und riskante Finanzierungen. Gleichzeitig zeigen neue Investitionen und optimistische Prognosen, dass der Boom noch nicht vorbei ist.
Der Markt für KI-Chips zeigt zunehmend widersprüchliche Signale: Einerseits warnen Investoren wie Michael Burry, der durch seine Wetten gegen den US-Immobilienmarkt bekannt wurde, vor einer Blase, die durch die massiven Investitionen in kurzlebige Hardware angeheizt wird. Andererseits deuten optimistische Wachstumsprognosen und hohe Investitionen in neue Unternehmen darauf hin, dass der Boom noch ungebrochen ist.
Laut Burry ist die kurze Lebensdauer von Grafikprozessoren (GPUs) ein zentrales Problem. Er warnte auf X eindringlich vor den Buchhaltungspraktiken der Hyperscaler. Nach Ansicht Burrys verlängern viele Unternehmen die Abschreibungsdauer ihrer KI-Hardware künstlich, um kurzfristig höhere Gewinne ausweisen zu können. Konkret spricht er davon, dass die Ausweitung der Nutzungsdauer von Investitionsgütern wie GPUs auf beispielsweise fünf oder gar sieben Jahre angesichts der rasanten Innovationszyklen und des schnellen Wertverlusts dieser Chips nicht gerechtfertigt sei.
Burry bezeichnet diese Praxis als "einen der häufigsten Betrugsfälle der modernen Ära" und warnt, dass insbesondere der schnelle Produktzyklus von Nvidia-Chips – mit neuen Generationen im Abstand von oft nur zwei bis drei Jahren – eine längere Abschreibungsdauer ökonomisch nicht abbildet. Unternehmen, die dennoch ihre Hardware länger in den Bilanzen stehen lassen, verschleiern laut Burry die tatsächlichen Kosten und Risiken ihrer Investitionen.
Seinen Berechnungen zufolge werden die Konzerne allein zwischen 2026 und 2028 Abschreibungen in Höhe von rund 176 Milliarden US-Dollar zu niedrig ansetzen. Das führt dazu, dass die ausgewiesenen Gewinne von Tech-Giganten wie Oracle und Meta um mehr als 20 Prozent überhöht erscheinen. Burry sieht darin einen systemischen Risikofaktor, der die Stabilität des gesamten KI-Marktes gefährden könnte, sollte sich das Wachstumstempo abschwächen oder die Nachfrage nach Rechenleistung stagnieren.
Finanzielle Risiken und operative Pannen nähren die Blasen-Sorgen
Laut Bloomberg nutzen zudem vermehrt Private-Credit-Fonds GPUs als Sicherheit für Kredite an sogenannte "Neoclouds" – Start-ups, die Rechenleistung vermieten. Ein Beispiel für die damit verbundenen Risiken ist CoreWeave: Wie CNBC berichtet, stürzte die Aktie des Unternehmens um 16 Prozent ab, nachdem Verzögerungen bei einem Rechenzentrumspartner die Umsatzprognose für das Gesamtjahr beeinträchtigten. Die Aktie des mutmaßlichen Partners, Core Scientific, fiel ebenfalls um 10 Prozent.
Zusätzlich hat die SoftBank Group ihre gesamte Beteiligung an Nvidia im Wert von 5,83 Milliarden US-Dollar verkauft, um eigene KI-Projekte zu finanzieren. Eine offensichtlich notwendige Finanzierungsmaßnahme, die den immensen Kapitalbedarf im KI-Sektor unterstreicht.
Wachstumsprognosen und neue Investitionen trotzen den Warnungen
Trotz der Bedenken bleibt die Stimmung in Teilen des Marktes optimistisch. AMD prognostiziert ein beschleunigtes Umsatzwachstum von durchschnittlich über 35 Prozent pro Jahr in den nächsten drei bis fünf Jahren. CEO Lisa Su erwartet, dass der Umsatz im KI-Rechenzentrumsbereich im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 80 Prozent wachsen wird.
Gleichzeitig fließt weiterhin frisches Kapital in den Sektor. Das von Microsoft unterstützte KI-Chip-Start-up D-Matrix hat in einer neuen Finanzierungsrunde 275 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 2 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Das Unternehmen konzentriert sich auf Chips für die KI-Inferenz, also die Ausführung trainierter Modelle. Zu den Investoren gehören Staatsfonds aus Katar und Singapur.
