KI und Gesellschaft

Tyler Perry sieht OpenAIs Video-KI Sora und legt 800-Millionen-Dollar-Studio auf Eis

Matthias Bastian

Midjourney prompted by THE DECODER

Der US-amerikanische Schauspieler Tyler Perry hat eine geplante 800 Millionen Dollar teure Erweiterung seines Studios in Atlanta gestoppt, nachdem er das OpenAI-Videomodell Sora gesehen hat.

In einem Interview mit dem Hollywood Reporter erklärt Perry, dass er mitten in den Vorbereitungen für die geplante Studioerweiterung stecke. Als er die Sora-Demonstration sah, stoppte er alle Arbeiten.

"Ich hatte im letzten Jahr oder so gehört, dass das kommen würde, aber ich hatte keine Ahnung, was es kann, bis ich kürzlich die Demonstrationen gesehen habe. Ich war schockiert", sagt Perry.

Gerüchten zufolge hatte OpenAI die Video-KI Sora bereits seit etwa einem Jahr in einem vorführbaren Zustand, stellte sie aber erst Mitte Februar offiziell vor, zeitgleich mit einem Sprachmodell-Fortschritt von Google.

Perry äußerte sich besorgt über die Auswirkungen der KI-Technologie auf die Arbeitsplätze in der Filmindustrie und forderte Regelungen zum Schutz dieser Arbeitsplätze. KI sei ein "großer Game-Changer", der die Kosten in der Filmproduktion drastisch senken könne.

"Man müsste nicht mehr zu den Drehorten reisen. Wenn ich im Schnee von Colorado sein will, ist das Text. Wenn ich eine Szene auf dem Mond drehen will, ist das Text, und diese KI kann das aus dem Nichts generieren", sagt Perry.

KI verkürzt lange Make-up-Zeiten

Perry hat bereits damit begonnen, KI in zwei bisher nicht angekündigten Filmen einzusetzen, um die Zeit für das Alters-Make-up der Schauspieler zu verkürzen. Laut Perry spart die Technologie Stunden.

Er sei sich bewusst, dass die Kosteneinsparungen, die durch den Einsatz von KI-Technologie in der Filmproduktion möglich sind, verlockend seien, warnt jedoch davor, dass viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

Perry fordert ein einheitliches Vorgehen der Branche und hofft auf Mitgefühl für die Menschen, die ihre Karriere in der Filmindustrie aufgebaut haben. Die gesamte Unterhaltungsindustrie, einschließlich der Politik, müsse zusammenarbeiten, um die Zukunft der Branche zu schützen.

"Ich denke, dass alle Beteiligten darüber nachdenken müssen, wie wir die Zukunft unserer Industrie schützen können, die sich vor unseren Augen so schnell verändert. Ich denke an all die Bauarbeiter und Auftragnehmer, die nicht beschäftigt werden, weil ich die nächste Phase des Studios nicht realisiere, weil es keinen Bedarf dafür gibt", sagt Perry.

Auch OpenAI-CEO Sam Altman warnte vor massiven Veränderungen am Arbeitsplatz durch KI.

"Viele Leute, die sich mit KI beschäftigen, tun so, als ob sie nur gut wäre, als ob sie nur eine Ergänzung wäre, als ob sie niemanden ersetzen würde. Die Arbeitsplätze werden definitiv verschwinden, Punkt", sagte Altman im Sommer 2023.

Im Januar 2024 bestätigte er diese Aussage und betonte insbesondere, dass die KI-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sehr schnell passieren könnten.

KI und Hollywood ist kompliziert

Die Beziehung zwischen KI und Hollywood ist vielschichtig. Künstliche Intelligenz wird zunehmend in der Filmproduktion eingesetzt. Hollywood-Studios wie Warner Bros. planen, KI für wichtige Entscheidungen bei Filmproduktionen einzusetzen, sogar um zu entscheiden, ob ein Film überhaupt produziert wird.

Zudem werden KI-Technologien genutzt, um Körperscans von Schauspielern zu erstellen, die zur Erstellung digitaler Repliken verwendet werden können. KI wird jedoch von einigen in der Branche mit Skepsis betrachtet.

Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA, die rund 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler vertritt, ist besorgt über die Verwendung digitaler Nachbildungen und fordert eine angemessene Vergütung für Schauspieler, deren digitale Nachbildungen verwendet werden.

Die Mitglieder der US-amerikanischen Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA haben im vergangenen Jahr über vier Monate gestreikt.

Sie erreichten unter anderem eine überdurchschnittliche Mindestvergütung, Verbesserungen bei der Renten- und Krankenversicherung und dass digitale Abbilder genauso bezahlt werden müssen wie das Original. Außerdem soll das Anfertigen von Kopien genehmigungspflichtig werden.

Der mit den Filmstudios geschlossene Vertrag gilt für drei Jahre und hat einen Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar.