Ein ukrainisches Start-up liefert Software für autonome Drohnenangriffe. Die Technologie verändert den Krieg – und wirft ethische Fragen auf.
Die Ukraine setzt im Krieg gegen Russland routinemäßig Drohnenschwärme ein, die mithilfe künstlicher Intelligenz koordiniert agieren. Nachdem ein menschlicher Operator das Zielgebiet vorgegeben hat, entscheiden die Drohnen selbstständig über den genauen Angriffszeitpunkt. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, handelt es sich laut Analysten um den ersten bekannten Fall, in dem Schwarmtechnologie regelmäßig im Gefecht eingesetzt wird.
Ein typisches Szenario: Eine Aufklärungsdrohne kartiert die Route zu einer russischen Stellung, zwei weitere Drohnen mit Bomben folgen. Die Entscheidung, wann und welche Drohne zuschlägt, treffen sie untereinander – ohne weiteres Eingreifen eines Menschen. "Sie arbeiten zusammen, sie passen sich an", sagt Serhii Kupriienko, CEO des ukrainischen Softwareunternehmens Swarmer, das die Technik entwickelt hat.
Drohnen entscheiden gemeinsam
Die Software ermöglicht es, mehrere Drohnen miteinander zu vernetzen. Fällt zum Beispiel bei einer die Batterie aus, übernehmen andere die Aufgabe. Der Operator gibt das Zielgebiet vor und erteilt den Befehl zum Angriff, sobald ein Ziel identifiziert ist – die restliche Koordination erfolgt autonom. Laut einem ukrainischen Offizier kam das System bisher über hundertmal zum Einsatz. Üblicherweise werden drei bis acht Drohnen verwendet, getestet wurde es mit bis zu 25.
Ein solcher Einsatz benötigt nur noch drei Personen: einen Planer, einen Navigator und einen Drohnenpiloten. Ohne die Software wären neun Menschen nötig. Für die Ukraine, die personell unterlegen ist, ist das ein strategischer Vorteil. Zudem erschwert die direkte Kommunikation der Drohnen untereinander feindliche Störversuche.
Militärexperten verweisen darauf, dass es sich bei den ukrainischen Einsätzen noch nicht um "vollwertige" Schwärme handelt. Diese würden Hunderte Drohnen umfassen, die gemeinsam und reaktiv agieren. Doch selbst die jetzige Version sei bemerkenswert. "Schon ein kleiner Grad autonomer Kooperation ist beeindruckend", sagt Bob Tollast vom britischen Royal United Services Institute gegenüber dem WSJ.