US-Experte warnt: Nvidia-Chip H20 ist „das Benzin für Chinas KI-Motor“.
„Der H20 ist das Benzin, das Chinas KI-Motor antreibt“, sagt Jimmy Goodrich, leitender Berater der Denkfabrik RAND für Technologieanalysen, gegenüber der Financial Times. Der speziell für den chinesischen Markt entwickelte Nvidia-Chip übertrifft laut Goodrich alle derzeit verfügbaren chinesischen Chips in einem zentralen Punkt: der Speicherbandbreite – einem kritischen Faktor für großskalige KI-Systeme.
In einem offenen Brief an das US-Handelsministerium warnen zwanzig ehemalige Sicherheitsbeamte und Experten, der H20 beschleunige „autonome Waffensysteme, Aufklärungsplattformen und andere militärische Fortschritte“ in China. Die Entscheidung der Trump-Regierung, Exportkontrollen für den Chip zu pausieren, sei „ein strategischer Fehltritt, der den wirtschaftlichen und militärischen Vorsprung der USA in der künstlichen Intelligenz gefährdet“.
Nvidia weist die Kritik zurück: Die Vorwürfe seien „fehlgeleitet“ und „inkonsistent“ mit Trumps KI-Strategie, die US-Exporte stärken solle. Der H20 „werde niemandes militärische Fähigkeiten verbessern, sondern Amerika dabei helfen, die Unterstützung von Entwicklern weltweit zu gewinnen“, so das Unternehmen.
H20-Chips als Verhandlungsmasse
Der Richtungswechsel der US-Regierung erfolgte nach monatelangem Druck seitens Nvidia und signalisiert eine Verschiebung hin zu wirtschaftlichen Interessen. Nachdem der H20 im Frühjahr blockiert worden war, beklagte Nvidia Milliardenverluste durch unverkaufte Lagerbestände. CEO Jensen Huang hatte die Exportpolitik öffentlich als „Fehlschlag“ kritisiert und argumentiert, dass sie chinesische Konkurrenten wie Huawei stärke. Kurz vor der Entscheidung traf Huang persönlich Präsident Trump und reiste anschließend nach Peking, um auf einer Lieferkettenmesse präsent zu sein.
US-Regierungsvertreter begründen die Lockerung mit der Hoffnung auf Fortschritte in den stockenden Verhandlungen mit China. Ein Treffen zwischen Trump und Xi Jinping soll vorbereitet werden, weshalb das Handelsministerium laut Insidern intern angewiesen wurde, „keine harten Maßnahmen gegen China“ zu ergreifen. Sicherheitsexperten befürchten jedoch, dass der geopolitische Preis zu hoch sein könnte: Der H20 sei ein „potenter Beschleuniger von Chinas KI-Fähigkeiten“ und könne bestehende Exportverbote durch technische Umgehung unterlaufen.