Die Informationsflut im Internet stellt die staatliche Überwachung vor neue Herausforderungen. Um ihr zu begegnen, investiert der US-Geheimdienst in Algorithmen und Künstliche Intelligenz.
Laut Dawn Meyerriecks, Technologie-Direktor der CIA, betreibt der US-Geheimdienst derzeit 137 unterschiedliche Projekte zur Künstlichen Intelligenz. Viele davon sollen in Kooperation mit Entwicklern aus dem Silicon Valley entstehen, die über das Risikokapitalunternehmen In-Q-Tel abgewickelt werden.
Der grundlegende Anreiz an KI-Systemen ist, dass sie sich viel schneller als Menschen durch Terrabyte an Daten arbeiten können, die vom Geheimdienst täglich aufgezeichnet werden und die in aufbereiteter Form als Grundlage für politische oder militärische Entscheidungen dienen könnten.
Themenbereiche sind zum Beispiel die Vorhersagen zukünftiger Ereignisse anhand von Korrelationen bei Datenverschiebungen oder die Erkennung von Objekten und Personen in Videos.
Laut Robert Cardillo, Direktor einer Geheimdiensteinheit für raumbezogene Aufklärung, bräuchte seine Abteilung acht Millionen Analysten, um sämtliche verfügbaren Satellitendaten der kommenden 20 Jahre auszuwerten.
Er möchte zukünftig 75 Prozent der Aufgaben menschlicher Analysten automatisiert von selbstlernenden und sich selbst optimierenden KI-Systemen erledigen lassen.
Spurensuche in Social Media
Die Datenflut in Social Media macht Facebook und Co. schwer kontrollier- und durchsuchbar. Die Recherche ist zeitaufwendig und benötigt noch dazu spezielle Kompetenzen und Werkzeuge.
Laut Joseph Gartin, leitender Analysetrainer der CIA, ist es neu, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Menge Daten in Social Media gesammelt werden. Einfache Analysen wie die Suche nach Schlüsselwörtern und Namen werden ergänzt durch aufwendige Verfahren, die Muster und Korrelationen in den riesigen Datenmengen erkennen und dabei kontinuierlich besser werden.
"Menschliches Verhalten entspricht Daten und Künstliche Intelligenz ist ein Datenmodell", sagt Chris Hurst, Geschäftsführer eines Softwareunternehmens, das den US-Geheimdienst bei seiner Arbeit unterstützt. "Wenn es Muster gibt, dann macht die Künstliche Intelligenz denn besseren Job."
Wichtig sei es, dass Entscheider in der Politik und beim Militär den Berichten der KI-Analysen vertrauen könnten. Laut Meyerriecks produziert der US-Geheimdienst täglich einen Brief für den Präsidenten, der "sehr, sehr gute Beweise" für die darin vorgebrachten Schlussfolgerungen benötige.
Es reiche nicht aus, einfach nur Daten in eine schwarze Box einzufüllen. "Man kann einem Anführer keine Empfehlungen geben basierend auf einem Prozess, den niemand versteht", sagt Meyerriecks.
Er und seine Kollegen sprachen auf einer Fachkonferenz der US-Geheimdienste, über das die Webseite Phys.org berichtet und das hier ausführlich dokumentiert ist.