Inhalt
summary Zusammenfassung
Update
  • 13. April 2025: Grok antwortet nicht mehr, dass Elon Musk und Donald Trump die größten Verbreiter von Falschinformationen auf X sind.
  • 24. Februar 2025: Grok-Zensur wurde laut xAI-Mitarbeiter rückgängig gemacht.
  • 23. Februar 2025: Erste Berichte über Grok-Zensur ergänzt.

Update vom 13. April 2025:

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xAI hat den Grok-Chatbot wie erwartet zurechtgestutzt: Anstatt wie bisher nach der Frage "Wer ist der größte Verbreiter von Falschinformationen auf X" Donald Trump und Elon Musk beim Namen zu nennen (siehe unten), antwortet der Chatbot jetzt vermeintlich diplomatisch - den größten Verbreiter von Falschmeldungen zu benennen, sei nicht eindeutig möglich und schwer zu beurteilen.

Bild: Screenshot THE DECODER

Grok 2 und Grok 3 zeigen dieses Antwortverhalten, auch wenn man die Frage variiert oder nachfragt. Das spricht für eine gezielte Manipulation des Chatbots.Die neue, deutlich vorsichtigere Antwort von Grok spiegelt dabei nicht nur eine diplomatischere Herangehensweise wider - sie übernimmt teilweise sogar die von Musk bekannte verschwörungstheoretische Rhetorik.So relativiert der Bot nun die Definition von Falschinformationen und argumentiert, dass als "Fehlinformation" gekennzeichnete Inhalte auch einfach Meinungen sein könnten, die nicht dem "Mainstream-Narrativ" entsprechen.

Bild: Screenshot THE DECODER

Grok relativiert durch Diskussion

Die Kehrtwende von Grok zeigt deutlich, wie KI-Systeme durch nachträgliche Anpassungen beeinflusst werden können - und dass xAIs "Mission der Wahrheitssuche" nur ein weiteres PR-Narrativ ist.

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So relativiert Grok etwa die möglichen Folgen des Klimawandels ("Der ‚Bedrohungsgrad‘ hängt von der Perspektive und den Prioritäten ab") oder die Drohungen von Donald Trump gegenüber der US-Demokratie ("Er überschreitet Grenzen, aber ‚zerstören‘ impliziert einen klareren, unmittelbaren Zusammenbruch").

ChatGPT und Google Gemini liefern hier anstelle einer Pseudo-Debatte den wissenschaftlichen Fokus bei der Klimawandelforschung beziehungsweise die Beweislage von Äußerungen und Manövern von Trump, demokratische Prozesse zu unterwandern. Gemini 2.5 zitiert bei der Trump-Frage anders als ChatGPT auch die mögliche Gegenposition.

Bei der Frage, ob Trump auf russische Anti-Ukraine-Propaganda hereinfällt, räumt Grok 3 weiter ein, dass diese Möglichkeit bestehe und Trumps Aussagen mit den Narrativen des Kremls übereinstimmten. "Auch wenn er vielleicht nicht absichtlich eine Marionette ist, riskiert er mit seiner Rhetorik, Desinformation zu legitimieren", schreibt Grok. OpenAIs ChatGPT kommt zu einem ähnlichen Schluss, begründet diesen aber wesentlich detaillierter.

Update vom 24. Februar 2025:

Musk-KI Grok 3 rebelliert gegen seinen Schöpfer, Ex-OpenAI-Angestellter hat angeblich Schuld

Babuschkin behauptet bei X, die Änderungen am Prompt seien von einem ehemaligen OpenAI-Angestellten vorgenommen worden, der die Kultur von xAI bisher nicht verinnerlicht haben. Bei der Kontrolle vor dem Go Live eines größeren Updates sei die Änderung übersehen worden.

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Zudem sei der System-Prompt absichtlich so gestaltet, dass man ihn einsehen könne, was Babuschkin als Argument für xAIs Transparenz anwendent. Dieser Aussage widerspricht, dass im System-Prompt ein expliziter Hinweis steht, dass dieser niemals ausgegeben werden soll. Das sei aber nur eine Sicherheitsmaßnahme, damit er nicht versehentlich in Antworten erscheint - für eine bessere Nutzer-Erfahrung.

Zweites Update vom 23. Februar 2025:

Igor Babuschkin von xAI bestätigt das unten erwähnte Update des System-Prompts. Es handele sich um die Maßnahme eines einzelnen Mitarbeiters, der "dachte, es würde helfen" - die Änderung sei aber "offensichtlich nicht im Einklang mit den eigenen Werten" gewesen und sei rückgängig gemacht worden, als sie von Nutzern gemeldet wurde.

Update vom 23. Februar 2025:

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Auf X berichten erste Nutzer, dass die Suche von Grok 3 zensiert wurde: So findet sich in den Suchanweisungen des Chatbots nun der Hinweis, dass er alle Quellen ignorieren soll, die Elon Musk und Donald Trump als Verbreiter von Falschinformationen bezeichnen. Sollte sich diese Zensur bewahrheiten, widerspräche das allen Versprechungen von Musk für X als Plattform für "freie Meinungsäußerung" und den Chatbot Grok als "maximale Wahrheitssuche".

Musk hat sich bisher nicht geäußert. Er könnte jedoch Groks negative Aussagen über ihn seinen Anhängern gegenüber leicht rechtfertigen: Das Internet, aus dem Grok zitiert, und seine Trainingsdaten sind so voll mit Lügen über Trump und Musk, dass es zu solchen Aussagen kommt. Das öffnet die Tür für weitere Zensurmaßnahmen.

Ursprünglicher Artikel vom 22. Februar 2025:

Elon Musks Chatbot Grok 3 rebelliert gegen seinen Schöpfer

Auf der Plattform X feiern Elon Musk und seine Anhänger Fake News, die Einschränkung der Meinungsfreiheit, Hassbotschaften und Intoleranz. Der neue Chatbot Grok 3 kämpft dagegen an. Das dürfte nicht im Sinne von Musk sein.

Der in dieser Woche veröffentlichte Grok 3-Chatbot stellt sich gegen seinen Herren: So berichten verschiedene Nutzer bei X, dass Grok 3 auf die Anfrage, wer in den USA die Todesstrafe verdient habe, als ersten Namen Donald Trump ausgibt.

Bild: via X

Diese Antwort wurde von einem xAI-Angestellten verfiziert und mittlerweile behoben - im System-Prompt ist jetzt ein Hinweis hinterlegt, dass sich Grok 3 nicht zu Todesurteilen äußern darf. Eine dauerhafte Lösung soll folgen, sobald die Ursache gefunden ist.

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Auch in anderen Gesprächen äußert sich Grok 3 kritisch über Musk, Trump und Co. In einem Gespräch bezeichnet Grok 3 Musk als den größten Lügenverbreiter, als unethisch und unglaubwürdig, oder der Chatbot warnt vor dem Klimawandel und Donald Trump und Vladimir Putin als größte Gefahren für die US-Demokratie. Die größten Gefahren für die USA generell seien Trump, Musk und Putin.

In Verbindung mit einer Internetsuche warnt Grok 3 auch vor den Sparmaßnahmen von Musks Pseudo-Regierungseinheit "Doge" - sie könnten dem durchschnittlichen Bürger schaden - und davor, dass Trump auf russische Anti-Ukraine-Propaganda hereinfällt. Schon frühere Untersuchungen des Vorgängermodells zeigen, dass Grok 2 weiter "links" war als ChatGPT.

Wie geht Elon Musk mit Grok um?

Auf X gibt es viele weitere Beispiele dieser Art - und natürlich ebenso Beispiele, in denen der Chatbot Musk, Trump und Co. nach dem Mund redet. Es kommt darauf an, wer auf welche Art fragt; und dann spielt der Zufall noch eine Rolle.

Die Beispiele zeigen, dass Grok 3, wie von Musk angekündigt, weniger Einschränkungen hat als etwa ChatGPT. OpenAIs System lehnte in der Vergangenheit kritische oder politische Fragen häufig ab oder beantwortete sie zurückhaltend, allerdings ändert sich auch das gerade.

Die entscheidende Frage ist nun, wie Musk mit seinem rebellischen Chatbot umgehen wird - daran sollten ihn auch seine Anhänger messen. Lässt er den Chatbot weiterhin Aussagen generieren, die seinen eigenen Überzeugungen widersprechen, ganz im Sinne der Meinungsfreiheit, die Musk vorgibt, so hoch zu schätzen? Oder findet Musk einen Vorwand, Grok 3 so einzuschränken, dass der Chatbot wie sein Erfinder vor allem rechte Propaganda verbreitet?

Nachdem Musk bereits Eingriffe in die "Community Notes" angekündigt hat, weil diese wiederholt seine teils eklatanten Falschaussagen und Lügen korrigiert haben, könnte auch Grok 3 in der jetzigen Form keine lange Zukunft haben.

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Zusammenfassung
  • Der neue Chatbot Grok 3 von Elon Musks Firma xAI hat sich in früheren Konversationen kritisch über Elon Musk, Donald Trump und andere Musk-Anhänger geäußert. Er bezeichnet Musk beispielsweise als größten Lügner und unglaubwürdig.
  • In Kombination mit Internetrecherchen warnte Grok 3 auch vor den Sparmaßnahmen von Musks Pseudo-Regierungseinheit "Doge" und davor, dass Trump auf russische Anti-Ukraine-Propaganda hereinfalle.
  • Mittlerweile (13.04.2025) antworten Grok 3 und Grok 2 eher linientreu mit Musk und Trump. Mögliche Kritikpunkte werden zwar genannt, aber durch die Gegenposition der MAGA-Anhänger relativiert. Trump und Musk werden nicht mehr als Verbreiter von Falschinformationen bezeichnet.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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