Das Drohnenunternehmen Quantum Systems aus Bayern steigt zum Einhorn auf. Die Milliardenbewertung ist Teil eines größeren Trends: Europas Verteidigungs-Start-ups ziehen immer mehr Kapital an.
Das deutsche Drohnenunternehmen Quantum Systems hat in einer neuen Finanzierungsrunde 160 Millionen Euro eingesammelt und wird nun mit über einer Milliarde Euro bewertet. Damit ist das Start-up aus Gilching bei München das erste deutsche Unternehmen im Jahr 2025, das die Einhornmarke überschreitet. Quantum Systems ist nach Helsing das zweite deutsche Verteidigungs-Start-up mit diesem Status.
Quantum Systems entwickelt KI-gestützte Drohnensysteme für die autonome Aufklärung aus der Luft. Die Drohnen kommen in Deutschland, der Ukraine, den USA sowie weiteren Ländern wie Australien, Neuseeland und seit Mai in Spanien zum Einsatz.
Mitgründer und Co-CEO Florian Seibel, ein ehemaliger Hubschrauberpilot der Bundeswehr, beschreibt den Zweck der Technologie so: "Man kann nur schießen, wenn man weiß, wo man hinschießen muss. Dafür braucht man Augen am Himmel", sagte er der Financial Times.
Ukraine-Krieg führt zu Kurswechsel im Unternehmen
Ursprünglich war Quantum Systems auf den Agrarsektor fokussiert, scheiterte aber an der Kommerzialisierung in diesem Bereich. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 orientierte sich das Unternehmen erfolgreich auf Verteidigungstechnologie um. 2023 lag der Umsatz bei 110 Millionen Euro, für 2024 erwartet das Unternehmen mehr als 200 Millionen Euro. Die Produktionskapazität umfasst bis zu 4.000 Drohnen pro Jahr in unterschiedlichen Konfigurationen. Insgesamt beschäftigt Quantum Systems rund 550 Mitarbeitende und unterhält Standorte in den USA, Australien, der Ukraine und Rumänien.
Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen seine Serienfertigung ausbauen, die Software weiterentwickeln und seine internationale Expansion beschleunigen. Auch die Übernahme des Copterdrohnen-Herstellers Airrobot aus Arnsberg zählt zur Wachstumsstrategie. Die Produktion dort soll fortgeführt werden.
Balderton-Generalpartnerin Rana Yared betont die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells jenseits des Militärs: Industrie, Bergbau und Rettungseinsätze gelten als weitere Einsatzfelder. "Es wäre leichtsinnig, nur auf Firmen zu setzen, die ausschließlich in einem negativen geopolitischen Umfeld florieren", sagte Yared.
Auch Tekever aus Portugal erhält Milliardenbewertung
Parallel zum Aufstieg von Quantum Systems hat auch das portugiesische Drohnenunternehmen Tekever eine neue Finanzierung erhalten. Die Bewertung liege nun bei über einer Milliarde Pfund, teilte CEO Ricardo Mendes mit. Die Runde wurde von bestehenden Investoren wie Ventura Capital angeführt.
Auch Tekever produziert KI-gestützte Drohnen zur Aufklärung und Überwachung. Die Modelle AR3 und AR5 wurden im Ukraine-Krieg getestet. Weitere Kunden sind die Europäische Agentur für maritime Sicherheit und das britische Innenministerium. In den kommenden fünf Jahren sollen 400 Millionen Pfund in den britischen Standort investiert werden.
Die Milliardenbewertungen von Quantum Systems und Tekever sind Teil eines größeren Trends: Laut NATO Innovation Fund und Dealroom sind die Investitionen in europäische Verteidigungs-Start-ups 2024 um 24 Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar gestiegen.