Radikale Offenheit hat ihren Preis: Stability AI ist zwar ein Motor der KI-Entwicklung - muss aber auch finanziert werden. Angeblich wird das Geld knapp. CEO Emad Mostaque glaubt an die wachsende Bedeutung von KI-Modellen im Besitz von Organisationen und Regierungen und sieht sein Unternehmen in diesem Umfeld gut aufgestellt.
Das 2019 gegründete Londoner Start-up Stability AI gilt vor allem wegen seines quelloffen entwickelten Bildgenerators Stable Diffusion als transparenter Gegenentwurf zu OpenAIs DALL-E 2 und Midjourney.
Schließlich lässt sich Stable Diffusion mit ausreichend Grafikleistung kostenlos auf dem eigenen Rechner ausführen und bietet gleichzeitig die Basis für zahlreiche individuelle Weiterentwicklungen (wie z.B. Openjourney).
Kurz nach der Veröffentlichung von Stable Diffusion vermeldete Stability AI bereits mehr als zehn Millionen täglich aktive Nutzer:innen. Allerdings bringt nur ein kleiner Teil davon dem Unternehmen Geld ein.
Ähnlich wie beim Webinterface von DALL-E 2 verfügt Stability AI mit Dreamstudio über eine kommerzielle Browser-Version von Stable Diffusion. Weiterhin generiert seit kurzem die API Einnahmen, mit der Entwickler:innen den Bildgenerator in eigene Anwendungen integrieren können. Doch die Einnahmen reichen offenbar noch nicht, um die Kosten zu decken.
Bericht: Stability AI hat "signifikanten Teil" des Risikokapitals "verbrannt"
Im Dezember 2022 sammelte das Start-up 101 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde von verschiedenen Risikokapitalgebern ein. Nach Informationen der Publikation Semafor hat Stability AI bereits "einen signifikanten Teil des Geldes verbrannt".
Dies sei unter anderem auf die erste Übernahme der Firma hinter dem Multimedia-Tool Clipdrop zurückzuführen. Problematisch sei laut Semafor auch der Führungsstil von CEO Emad Mostaque, der beispielsweise KI-Forschenden unkontrollierten Zugang zu teurer Serverzeit gewähre.
Die jüngsten Entwicklungen hätten bei zwei Investor:innen schon Zweifel ausgelöst, an einer weiteren Runde teilzunehmen, die die Bewertung des Unternehmens auf vier Milliarden Dollar vervierfachen würde. Semafor bezieht die Informationen unter anderem aus Investorenkreisen.
Dem Bericht zufolge will Mostaque CEO bleiben, kann sich aber eine Unterstützung auf Augenhöhe vorstellen, ähnlich der Konstellation zwischen Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg bei Facebook. Sandberg kam 2008 als COO zu Facebook und war bis August 2022 maßgeblich am Erfolg des Unternehmens beteiligt.
Open AI schlägt OpenAI?
Stability AI hat sich bisher nicht offiziell zu dem Bericht geäußert. Mostaque schreibt parallel zum Erscheinen des Artikels auf Twitter, dass sich allein in den letzten 48 Stunden neun der größten Hedgefonds wegen einer Zusammenarbeit bei ihm gemeldet hätten.
Generative KI habe vor allem im Finanzbereich große Auswirkungen. "Raten Sie mal, welches Unternehmen die größte Expertise in diesem Bereich hat", schreibt Mostaque.
Dutzende und immer mehr Unternehmen fragten bei Stability AI nach Trainingskapazitäten und "Foundation Models as a Service". "Es werden jeden Tag mehr", schreibt Mostaque.
Private und regulierte Daten erforderten zudem offene Modelle. Offene KI sei ein "viel besseres Geschäftsmodell" als geschlossene Systeme. Die Zusammenarbeit mit Organisationen für General Purpose Modelle würde sich etablieren, da diese für Unternehmen und nationale Infrastrukturen "unverzichtbar" würden.
Proprietary generative models are a race to the bottom as you have uneconomic players that will commoditise your complement.
Build good product, distribution and other classical good business models.
Every company/govt needs auditable, interpretable models they own.
Every one.
— Emad (@EMostaque) April 8, 2023
Laut Mostaque wird die von ihm prognostizierte Entwicklung im Laufe des Jahres "sehr deutlich" werden. Stability AI würde weiter skalieren und neue Angestellte suchen. Auf der Karriereseite sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 26 Stellen ausgeschrieben, bei OpenAI sind es 36.
Mostaque verriet kürzlich in einem Interview, dass er sich eine Übernahme durch einen anderen Konzern nicht vorstellen könne - wohl aber einen Börsengang in den nächsten Jahren.