Eine von Blackberry durchgeführte Studie zeigt, dass OpenAI und andere KI-Anbieter in den Bereichen Datenschutz und Unternehmensangebote dringend nachbessern müssen.
Die von Blackberry in Auftrag gegebene und von OnePoll durchgeführte Online-Umfrage wurde im Juni und Juli unter 2.000 IT-Führungskräften in Unternehmen in den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien sowie in Australien und Japan erhoben.
Die Ergebnisse zeigen, dass 75 Prozent der Unternehmen ein Verbot von ChatGPT und generativer KI erwägen oder bereits umgesetzt haben. 61 Prozent sehen dieses Verbot als langfristige oder dauerhafte Lösung.
Als Gründe nennen die verantwortlichen Führungskräfte (CIO/CTO/CSO/IT (72 %), CEO (48 %), Legal Compliance (40 %), CFO/Finance (36 %), HR (32 %)) vor allem (67 %) Risiken für Datenschutz und Privatsphäre. 57 Prozent sehen zudem Risiken für die Reputation des Unternehmens.
Massenkarambolage auf der Datenautobahn: Unternehmen legen Vollbremsung hin
Die reflexartige Blockade der neuen Tools dürfte bei vielen Unternehmen mit einem Gefühl des Kontrollverlusts einhergehen, das auch darauf beruht, dass OpenAI lange Zeit die in ChatGPT eingegebenen Daten für das KI-Training genutzt hat, ohne umfassend und transparent darüber zu informieren.
Erst seit wenigen Wochen gibt es eine Opt-Out-Möglichkeit, die aber nur dann Wirkung zeigt, wenn sie bekannt ist und von Mitarbeitenden diszipliniert genutzt wird. Und selbst dann durchlaufen die Daten immer noch OpenAI-Modelle, bei denen die genaue Datenverarbeitung im Dunkeln bleibt.
Selbst Microsoft schreibt über seinen Geschäftspartner OpenAI, dass die Eingabe von Daten in ChatGPT unsicher ist und für Unternehmen mit dem Verlust von geistigem Eigentum einhergehen könne. Gleichzeitig vermarktet es mit Azure ChatGPT eine datenschutzkonforme ChatGPT-Variante mit Azure-Anbindung.
Vermutlich sehen sich viele Unternehmen derzeit zur Vollbremsung gezwungen, weil KI-Tools von den Mitarbeitenden als so nützlich empfunden werden, dass sie ohne Richtlinien bereits flächendeckend eingesetzt werden. Sie jetzt zu verbieten, wird für Frustration sorgen.
Unternehmen blockieren generative KI - nur ein vorübergehendes Phänomen?
Sollten die Effizienzgewinne durch generative KI in vielen Arbeitsprozessen - vom Marketing bis zur Personalabteilung - tatsächlich messbar sein, dürfte diese Abwehrhaltung der Unternehmen nicht mehr haltbar sein.
Auch die in der Blackberry-Studie befragten IT-Führungskräfte sehen das Potenzial von generativer KI zur Steigerung von Effizienz (55 Prozent), Innovation (52 Prozent) und Kreativität (51 Prozent). Ganze 81 Prozent möchten KI zur Verbesserung der Cybersicherheit einsetzen.
Die Diskussion dürfte sich daher bald vom "Ob" zum "Wie" verlagern, und zwar auf datenschutzkonformen Wegen.
Microsoft hat hier durch die Präsenz von Windows, Office und Azure in vielen Unternehmen in Kombination mit exklusiven OpenAI-Lizenzen die strategisch günstigste Ausgangsposition. Gleichzeitig ist es ein übermächtiger Gegner von OpenAI, das eigene Geschäftskundenangebote plant.
Kleinere KI-Anbieter wie Midjourney und Open-Source-Modelle dürften künftig den Weg über datenschutzkonforme Cloud-Dienste von Microsoft, AWS und Google gehen. Dies ist beispielsweise bei der Open-Source-Bild-KI Stable Diffusion oder Metas Llama 2 bereits der Fall. Ferner haben Google und Co. auch eigene Bild- und Videomodelle in Planung.
Generative KI wandert zudem als Werkzeug in bestehende und bereits implementierte Software wie Microsoft Word, Google Docs oder Photoshop. Schon deswegen ist ein generelles Verbot von generativer KI in Unternehmen keine Lösung.