Mit der zunehmenden Fähigkeit der KI, unsere reale Welt zu sehen und zu kategorisieren, wachsen auch die Möglichkeiten der Überwachung. Das gilt für den Straßenverkehr ebenso wie für Restaurants.
Die Firmen Aecom und Acusensus testen seit einigen Monaten in Großbritannien ein neues KI-Überwachungssystem, das das Verhalten von Fahrzeuginsassen auf Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung überwachen kann. Das Kamerasystem kann etwa erkennen, ob die Insassen angeschnallt sind oder auf ihr Smartphone schauen. Die Software erkennt sogar, wenn das Smartphone nur im Schoß liegt.
Das System nimmt mit einer hoch montierten Kamera Bilder durch die Windschutzscheibe auf und überprüft diese automatisch auf Verstöße. Stellt das System einen möglichen Verstoß fest, werden die Bilder an ein Kontrollteam der Kamerafirma weitergeleitet. Bestätigt das Team den Verstoß, wird ein Bericht zusammen mit dem Bild an die Behörden geschickt.
Hunderte Verstöße in wenigen Tagen
Bei einem ersten Probeeinsatz in Devon und Cornwall im vergangenen Herbst hat das System in gut einem Monat 630 Verstöße festgestellt, Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht mitgerechnet. 40 Fahrer nutzten unerlaubt ihr Smartphone, 590 waren nicht angeschnallt.
Ein weiterer Test in Cornwall ergab jetzt erneut rund 300 Verstöße in nur 72 Stunden. 180 Insassen waren nicht angeschnallt, 117 nutzten unerlaubt ihr Smartphone.
Tests der Kamera in Hampshire und im Thames Valley im Juli 2023 ergaben mehr als 350 Verstöße innerhalb einer Woche. 273 Insassen waren nicht angeschnallt, 86 Fahrer schauten auf ihr Smartphone.
KI-Überwachung wird immer detaillierter
Ein weiteres Video zeigt eindrucksvoll das Überwachungspotenzial von immer leistungsfähigeren Computer-Vision-Modellen, zum Beispiel bei der Überwachung von Restaurants. Hier kann die Kamera ermitteln, wie viele Gäste anwesend sind oder wie lange das Team braucht, um einen benutzten Tisch zu reinigen.
Auch die Überwachung einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Leistung ist möglich. Das folgende Beispiel zeigt ein System, das überwacht, wie viele Kaffees die Baristas eines Cafés während ihrer Arbeitszeit ausschenken und wie lange die Gäste verweilen. Diese Produktivitätsdaten dürften vor allem für große Restaurantketten von Interesse sein.
If you think this is creepy…
You should know what all major stores in the world knows about you as a shopper
They use in-store, online, cell-tower, and more to keep track of everything… everything.
Cambridge analytics is a joke in comparison
— Linus (●ᴗ●) (@LinusEkenstam) August 18, 2023
Natürlich kann diese KI-Überwachung auch in für alle Beteiligten positiven Szenarien eingesetzt werden, beispielsweise in der Arbeitssicherheit, um automatisierte Warnsysteme zu etablieren, etwa bei der Überladung eines Gabelstaplers.
Eines der leistungsfähigsten Bildanalysesysteme ist Open Source: "You only look once" (YOLO) wird seit etwa 2016 von der Computer Vision Community weiterentwickelt. Das System arbeitet sehr genau, schnell, verlässlich und benötigt wenig Rechenleistung.
Der KI-Forscher Joe Redmon, der YOLO mitentwickelt hat, stellte die Arbeit an der Software im März 2020 aus ethischen Gründen ein. Er könne militärische Anwendungen und Eingriffe in die Privatsphäre nicht länger ignorieren.