Weitere Details zu Altmans 4,5-tägigem Rauswurf bei OpenAI sind durchgesickert.
Altman soll einzelne Personen im Vorstand gegeneinander ausgespielt haben, um Helen Toner aus dem Vorstand zu drängen, mit der er unter anderem einen Streit über ein Paper hatte. Dies berichtet Charles Duhigg von The New Yorker unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Quelle.
Das Paper des Anstoßes
Toner war Co-Autorin des Papers "Decoding Intentions", das unter anderem den durch ChatGPT ausgelösten KI-Hype und den dadurch möglicherweise ausgelösten "Wettlauf nach unten" in Sachen KI-Sicherheit kritisiert.
Gleichzeitig lobt das Papier den OpenAI-Konkurrenten Anthropic, der sich zunächst gegen eine Veröffentlichung des Chatbots Claude entschieden hatte und erst nach der Veröffentlichung von ChatGPT einlenkte.
"Indem Anthropic die Veröffentlichung von Claude hinauszögerte, bis eine andere Firma ein ähnlich leistungsfähiges Produkt auf den Markt brachte, zeigte das Unternehmen seine Bereitschaft, genau die Art von hektischer Abkürzung zu vermeiden, die die Veröffentlichung von ChatGPT gefördert zu haben schien", heißt es in dem Papier.
Im Gegensatz zu OpenAI hat sich Anthropic entschieden, seine Technologie nicht zu kommerzialisieren, um den KI-Hype nicht weiter anzuheizen.
Altman soll den Vorstand manipuliert haben
Der Vorwurf des Papiers, OpenAI habe den KI-Hype absichtlich geschürt, führte zu einer Konfrontation zwischen Altman und Toner. Altman soll daraufhin gegen Toner intrigiert und Einzelgespräche mit dem Vorstand geführt haben, um Toner zu ersetzen.
Als sich die Vorstandsmitglieder dann untereinander unterhielten, hätten sie festgestellt, dass Altman einige Aussagen des Vorstands falsch dargestellt habe, so als würden sie Toners Rauswurf unterstützen. Die Quelle spricht davon, dass Altman versucht habe, die Vorstandsmitglieder gegeneinander auszuspielen.
Altman selbst soll sein Vorgehen als ungeschickt, aber nicht manipulativ bezeichnet haben. Einige Vorstandsmitglieder hätten zu wenig Erfahrung und seien von der Verantwortung eingeschüchtert. Er betrachtete die Gespräche als "normale und gesunde Vorstandsdebatte."
Der Vorstand war schließlich davon überzeugt, dass Altman nicht mehr der vertrauenswürdige und aufrichtige CEO war, den ein sicherheitsbewusstes KI-Unternehmen wie OpenAI benötige. Das Vertrauen in Altman war dahin.
Angst vor Altmans Macht: Schneller Rauswurf war Strategie
Altman soll intern als harter Verhandler bekannt sein, der sich in den vergangenen Jahren immer wieder in Konfrontationen durchgesetzt habe, unter anderem 2018 mit Elon Musk, als dieser versuchte, OpenAI zu übernehmen - und sich dann zurückzog.
Als das Board mit Toner, D’Angelo, Sutskever und Tasha McCauley über Altmans Rauswurf diskutierte, waren sie sich daher einig, dass es schnell gehen und Altman überraschen müsse. Wenn Altman vorher Wind von seinem Rauswurf bekäme, würde er alles tun, um ihn zu verhindern. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf.
Obwohl Altman nach nur 4,5 Tagen auf Druck von Microsoft und der Belegschaft wieder in seine alte Position zurückkehrte und Toner seine Rolle im Vorstand verlor, wertet sie das Vorgehen als Erfolg: "Sam ist sehr mächtig, er ist überzeugend, er ist gut im Durchsetzen, und jetzt weiß er, dass man ihn beobachtet."