- Informationen zu aktualisierten Midjourney-Nutzungsbedingungen ergänzt
Update vom 26. Dezember 2023:
Midjourney soll nach den unten beschriebenen Beschwerden über mögliche Urheberrechtsverletzungen die eigenen Nutzungsbedingungen mit einem neuen Passus aktualisiert haben, der die Verantwortung für möglicherweise urheberrechtswidrige Bilder, die mit Midjourney generiert werden, auf den generierenden Nutzer abwälzt.
Auffallend ist die Deutlichkeit, mit der sich Midjourney hier ausdrückt - das Unternehmen will unmissverständlich klarstellen, dass der eigene Dienst nicht für Urheberrechtsverletzungen missbraucht werden soll, auch wenn dies technisch sehr einfach möglich ist.
Wenn Sie wissentlich das geistige Eigentum anderer verletzen und uns dadurch Kosten entstehen, werden wir Sie ausfindig machen und das Geld von Ihnen zurückfordern. Wir können auch andere Maßnahmen ergreifen, z. B. versuchen, Sie vor Gericht zur Zahlung unserer Anwaltskosten zu verurteilen. Tun Sie das nicht.
Midjourney Nutzungsbedingungen
Der Fall ist in vielerlei Hinsicht interessant und wird wahrscheinlich die Gerichte beschäftigen. Einerseits, so wird das Midjourney-Team wahrscheinlich argumentieren, könnte man den Bildgenerator als reines Werkzeug betrachten, als weiße Leinwand, die der Benutzer mittels seiner Prompts mit Inhalten füllt. Wie bei Photoshop kann der Benutzer legitime oder illegale Inhalte erzeugen. Niemand will deshalb Photoshop verbieten oder reglementieren.
Andererseits ist es mit Midjourney v6 extrem einfach, solche Bilder zu erzeugen, und die technische Fähigkeit des Systems dazu besteht nur, weil Midjourney mit Bildern trainiert wurde, für die Midjourney keine Nutzungslizenz hatte.
Hinzu kommt, dass es Fälle geben kann, in denen Nutzer Urheberrechte verletzen, dies aber nicht bemerken, weil es sich nicht um bekannte Motive handelt, etwa im Bereich der Stock-Fotografie - Midjourney spricht nur von "wissentlichen" Urheberrechtsverletzungen. Allerdings ist in diesem Szenario die Wahrscheinlichkeit des "Overfitting" geringer (siehe unten).
Für Midjourney wird es sehr darauf ankommen, ob die Gerichte bei der Frage der Datensammlung für das KI-Training die unautorisierte Nutzung als "transformative Nutzung" und damit als "Fair Use" durchgehen lassen.
Ursprünglicher Artikel vom 23. Dezember 2023:
Midjourney V6 heizt die Plagiarismus-Debatte bei KI-Bildern an
Der Alpha-Test der neuen Version v6 von Midjourney zeigt, dass die beliebte Bild-KI in der Lage ist, Bilder zu erzeugen, die urheberrechtlich geschützten Originalbildern sehr nahe kommen und bekannte Marken oder Personen unverkennbar wiedergeben.
Bei X zeigen Midjourney-Anwenderinnen und -Anwender entsprechende Beispiele. Am eindrucksvollsten ist das von Joaquin Phoenix im Joker-Film von 2019. Der Prompt "Joaquin Phoenix Joker movie, 2019, screens from movie, movie scene" liefert ein Bild, das fast exakt einer Filmszene entspricht.
Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Beleuchtung und den Farben. Die Bilder sind so ähnlich, dass es sich sogar um eine leicht modifizierte Version der Trainingsdaten handeln könnte, die hier ausgegeben wird (Bild 1: Midjourney, Bild 2: Original Filmszene).
Möglicherweise wurde das neue Modell wiederholt und intensiv mit den gleichen Daten trainiert, um die Leistung zu maximieren, was zu Ausgaben führen kann, die fast identisch mit den Trainingsdaten sind. In der Fachsprache wird das als "Overtraining" oder "Overfitting" bezeichnet. Auch ChatGPT kann dieses Problem mit Texten haben.
Beispiele dieser Art gibt es auf Twitter inzwischen einige. Nicht immer stammt die Szene tatsächlich aus einem Film - aber sie könnte, wie die folgenden generierten Bilder mit Figuren aus Superheldenfilmen zeigen. Auch hier entstehen Generierungen, die den Filmvorlagen extrem nahe kommen und sich nur durch leichte Variationen, etwa in der Kameraperspektive oder der Körperhaltung, unterscheiden.
Die Prompts für diese Bilder sind einfach zu schreiben, es genügt der Name des Films, eine Jahreszahl und ein Hinweis wie "movie scene" oder "screenshot from a movie". Ich konnte nach demselben Schema etwa diese Bilder mit Gandalf aus "Herr der Ringe" generieren. Bilder zwei und vier wirken sehr nah am Original.
Midjourney mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert
Der Illustrator und Filmkonzeptkünstler Reid Southen, der unter anderem für Marvel-Produktionen arbeitet, kritisiert Midjourney auf X. Er berichtet, dass aufgrund seiner Kommentare Bilder von seinem Account gelöscht wurden. Nach eigenen Angaben wurde Southen sogar der Account gekündigt und er wurde aus der Midjourney Discord-Gruppe geworfen. In einem Video zeigt er seine Plagiatsexperimente mit Midjourney v6.
Southen wirft Midjourney "illegale Nutzung von urheberrechtlich geschütztem geistigen Eigentum ohne Lizenz" vor. Die KI-Software könne "exakte Kopien von urheberrechtlich geschütztem geistigen Eigentum sowie unendliche Ableitungen" erstellen.
Künstler würden mit ihren eigenen Werken auf demselben Markt konkurrieren. "Was ist mit dem Markenimage und der Irreführung der Verbraucher, wenn 50 Prozent aller Marvel-Produkte im Internet als KI-Imitate enden?", schreibt Southen.
Prompts, die mögliche Plagiate generieren, funktionieren auch bei klassischen Werken wie der Mona Lisa. In diesem Fall wäre das Plagiat rechtlich unproblematisch, da das Motiv aufgrund seines Alters öffentlich zugänglich ist.
Für Kritiker von KI-Systemen, die den Herstellern Datendiebstahl und Datenmissbrauch vorwerfen, dürfte das neue Modell v6 Wasser auf die Mühlen sein. Zahlreiche Gerichtsverfahren sind anhängig, auch Midjourney ist involviert. Die Tech-Konzerne plädieren auf "Fair Use", da das Training von Daten mit lernenden Systemen eine "transformative" Nutzung sei. Die obigen Beispiele könnten die Gerichte vom Gegenteil überzeugen. Midjourney hat sich zu dieser Kritik bisher nicht geäußert.