Die Associated Press hat weltweit über 290 Medienschaffende zum Einsatz von generativer KI in Redaktionen befragt. Der Einsatz ist bereits weit verbreitet, aber viele ethische Fragen sind noch ungeklärt.
Die Umfrage fand von Anfang bis Ende Dezember 2023 statt und umfasst eine sehr erfahrene Stichprobe: Die Teilnehmenden arbeiten im Durchschnitt seit 18 Jahren im Nachrichtengeschäft.
Rund 62 Prozent der Antworten stammen aus Nordamerika, 25 Prozent aus Europa, der Rest aus Asien, Afrika, Ozeanien und Südamerika. Die Antworten wurden von männlichen Redakteuren (58 Prozent) dominiert, aber auch Entscheidungsträger oder technische Leiter haben geantwortet.
Über 80 Prozent der Befragten gaben an, bereits gut bis sehr gut mit generativer KI vertraut zu sein. Fast drei Viertel setzen die Technologie bereits in irgendeiner Form ein.
Am häufigsten kommt generative KI derzeit bei der Textproduktion zum Einsatz, also zum Beispiel für Schlagzeilen, Social-Media-Posts, Newsletter und Artikelentwürfe. Aber auch für Multimedia-Inhalte, Übersetzungen und Transkriptionen wird sie genutzt.
Im Vergleich dazu haben sich weitere mögliche Anwendungsfälle herauskristallisiert: Medienschaffende möchten generative KI verstärkt für Recherchen, Themenfindung, das Kuratieren von Inhalten sowie für Analysen und die Aufbereitung von Daten einsetzen. Auch Chatbots und personalisierte Nutzer-Erfahrungen sollen weiter erforscht werden.
Ob die Technologie tatsächlich Zeit und Aufwand spart, ist noch unklar. Die Effizienzgewinne sind laut den Befragten je nach Aufgabe sehr unterschiedlich. In vielen Fällen entsteht auch neue Arbeit, etwa für das Schreiben effektiver Prompts, um die Modelle effizient zu kontrollieren, oder das Überprüfen der Ausgaben. Weitere Forschung soll Aufschluss geben, welche Aufgaben sich wirklich für den Einsatz generativer KI eignen.
Durch die fortschreitende Verbreitung verändern sich jedenfalls bereits Arbeitsabläufe und Rollen in den Redaktionen. Es entstehen neue Positionen etwa für KI-Experten, Prompt-Designer, Faktenprüfer oder auf Produktseite. Medienhäuser stellen zudem Software-Ingenieure ein, die sich um die Integration und Wartung von KI-Systemen kümmern.
Angst vor KI-Fehlern dominiert ethische Bedenken
Generative KI wirft ethische Fragen auf. Die Befragten äußern die größten Bedenken hinsichtlich mangelnder menschlicher Aufsicht, Fehlinformationen und Verzerrungen. Um dem entgegenzuwirken, müssten bestimmte Anwendungsfälle wie das vollautomatische Generieren ganzer Artikel verboten oder eingeschränkt werden.
Leitlinien für den verantwortungsvollen Einsatz sind zwar mancherorts schon vorhanden. Sie müssten laut den Befragten aber viel konkreter werden und sich an spezifischen journalistischen Aufgaben orientieren. Zudem brauche es verpflichtende Schulungen und Kontrollmechanismen. Die Medienunternehmen stehen hier noch am Anfang.
Eine offene Frage bleibt, ob Tech-Firmen ihre Sprachmodelle mit den Inhalten von Nachrichtenorganisationen trainieren dürfen. Die Hälfte der Befragten ist gespalten: Einerseits könnte dies die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Modelle verbessern. Andererseits gäbe es so keine Kontrolle über die Verwendung der Inhalte und es drohten Urheberrechtsverletzungen.