Im E-Commerce beweisen Sprachmodelle schon länger großes Potenzial. Amazon verteilt seine KI-Werkzeuge jetzt an mehr Händler:innen.
Amazons generativen KI-Werkzeuge sind nun für mehr Nutzer:innen in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien verfügbar. Mit diesen Tools können Verkaufspartner:innen schon seit März ihre Produktlistings erstellen und optimieren. Das Unternehmen will sie dabei unterstützen, ihre Produkte auf der Plattform besser zu präsentieren und den Verkaufsprozess zu verbessern.
KI-generierte Beschreibungen funktionieren laut Amazon weitaus besser mit KI als aus menschlicher Feder. Mehr als 30.000 Verkäufer:innen in Europa hätten laut aktueller Pressemitteilung schon eines oder mehr der generativen KI-Werkzeuge ausprobiert, 200.000 weltweit.
Das Tool generiert aus wenigen Schlüsselwörtern, einem Link oder einem hochgeladenen Produktbild Titel, Beschreibungen und weitere Details. Außerdem analysiert es bestehende Listings und ergänzt gegebenenfalls fehlende Informationen.
Dass aktuelle Sprachmodelle gerade bei solchen, nicht sonderlich anspruchsvollen Aufgaben helfen können, liegt auf der Hand. Längst haben über die letzten Monate einige Händler:innen Dritt-Tools wie ChatGPT verwendet, um etwa Produkttitel automatisiert zu befüllen - allerdings mit kuriosen Folgen.
Viele Produkte hießen plötzlich beispielsweise "I'm sorry, but I cannot fulfill this request, it goes against OpenAI use policy", weil ChatGPT die Anfrage verweigerte. Eine ähnliche Funktion direkt in die Plattform zu integrieren und solche fehleranfälligen Umwege überflüssig zu machen, war für Amazon also nur die logische Konsequenz.
Drei Viertel sieht Potenzial in Anwendung von KI-Tools
Mit den KI-Werkzeugen möchte Amazon vor allem kleinere und mittlere Unternehmen unterstützen. Eine Umfrage unter europäischen KMU habe gezeigt, dass viele Händler:innen großes Potenzial in der Anwendung von KI sähen. Über drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass ihnen die Technologie helfen könne, Zeit zu sparen, effizienter zu arbeiten, die Inhaltsqualität zu verbessern, die Rentabilität zu steigern und den Kund:innenservice zu optimieren.
Unternehmen, die bereits regelmäßig auf KI setzen, berichten von größeren Vorteilen als diejenigen, die noch experimentieren. 85 Prozent der regelmäßigen Nutzer:innen seien davon überzeugt, dass die Technologie ihr Geschäft erheblich verbessert hat, insbesondere durch eine höhere Qualität der Inhalte.
Breit gefächertes KI-Engagement
Amazon nutzt KI in verschiedenen Bereichen bereits seit vielen Jahren. Der Onlinehändler gibt Kund:innen personalisierte Produktempfehlungen, sagt die Nachfrage vorher und automatisiert das Bestandsmanagement. Auf den Produktseiten testet Amazon außerdem KI-Zusammenfassungen von Rezensionen und Chatbots, die Fragen beantworten.
Welches Sprachmodell genau zum Einsatz kommt, ist nicht bekannt. Allerdings investiert der US-Konzern stark in den Claude-Entwickler Anthropic. Kürzlich wurde außerdem bekannt, dass Amazon unter dem Projektnamen "Metis" an einem ChatGPT-Konkurrenten arbeiten soll.