Premierminister Boris Johnson kündigte die größte Investition der britischen Regierung in die Verteidigung seit 30 Jahren an. Das Ziel: Die britischen Streitkräfte für die Zukunft des Krieges rüsten. Künstliche Intelligenz ist dabei ein wesentlicher Innovationstreiber.
Die 16,5 Milliarden britischen Pfund sollen im Laufe von vier Jahren in alle Bereiche der britischen Streitkräfte zusätzlich investiert werden. Die Investition werde 40.000 Jobs schaffen, so Premierminister Boris Johnson, und sichere Großbritanniens Position als Land mit den höchsten Verteidigungsausgaben in Europa und als zweitgrößtes Land innerhalb der NATO nach den USA. Das aktuelle Budget beträgt etwa 41,5 Milliarden britische Pfund.
Im Fokus der Investitionen stünden moderne Technologien, die die Kriegsführung "revolutionieren" können, so Johnson. Konkret heißt das: Künstliche Intelligenz und unzählige miteinander verbundene Sensoren sollen ein "Netzwerk schmieden, das den Feind überwindet", so der Premierminister.
Sensoren, Satelliten oder Drohnen könnten, mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet, einen Soldaten etwa vor einem Hinterhalt warnen und eine Reihe von Handlungsoptionen anbieten – "von der Anforderung eines Luftangriffs über den Befehl eines Schwarmangriffs durch Drohnen bis zur Lähmung des Feindes durch Cyber-Waffen", sagt Johnson gegenüber dem Unterhaus in einer Videokonferenz.
"Unerschöpfliche Laser" und wirtschaftliche Perspektiven
Neue Technologien wie KI und Energiewaffen sollen alte Probleme in der Logistik lösen: Kriegsschiffe und gepanzerte Fahrzeuge würden in Zukunft ihre Ziele mit "unerschöpflichen Lasern" zerstören.
Das Budget umfasst außerdem Investitionen in den Ausbau des Space Commands der britischen Luftwaffe, neue Kampfjets, die mit KI und Drohnentechnologie kooperieren sollen und in die National Cyber Force. Weitere 1,8 Milliarden Pfund sollen zusätzlich in die militärische Forschung und Entwicklung fließen.
Der technische Fortschritt durch die Investitionen gehe weit über den militärischen Gebrauch hinaus, so Johnson: "Von der Luft- und Raumfahrt bis hin zu autonomen Fahrzeugen – diese Technologien haben viele zivile Anwendungen und eröffnen uns neue Perspektiven für wirtschaftlichen Fortschritt."
KI-Wettrüsten wird zum Selbstläufer
Die größte Investition in Militärtechnologie seit dem Kalten Krieg begründet Johnson mit Worten, die an den Kalten Krieg erinnern: "Nationen konkurrieren darum, diese neue Doktrin der Kriegsführung zu meistern. Unsere Investitionen sollen sicherstellen, dass Großbritannien zu den Gewinnern zählt."
Auch der General Sir Nick Carter Chef des Verteidigungsstabs der britischen Armee beschrieb kürzlich in einem Interview eine für die 2030er Jahre konzipierte Streitmacht als Armee mit großer Anzahl autonomer und ferngesteuerter Maschinen. "In einem Heer von 120.000 Mann könnten etwa 30.000 Einheiten Roboter sein, wer weiß", sagte Carter.
Mit der geplanten Modernisierung zieht Großbritannien mit anderen Großmächten wie den USA, Russland oder China mit, die bereits große Summen in KI-getriebene Aufklärungs-, Logistik- und Waffensysteme stecken.
Titelbild: USAF | Via: BBC