Eine fehlerhafte Analyse der Investmentbank Goldman Sachs zum Traffic-Einbruch bei ChatGPT sorgte für Unruhe an den Börsen. Doch die Daten waren falsch interpretiert. Die Nachfrage nach OpenAIs Diensten wächst weiter stark.
Ein Bericht von Peter Oppenheimer, Analyst bei Goldman Sachs, hat in Finanzkreisen für Aufsehen gesorgt. Laut einer darin enthaltenen Grafik soll der Datenverkehr zu OpenAIs populärem Chatbot ChatGPT in den vergangenen Monaten massiv eingebrochen sein. Die Grafik fand ihren Weg bis in die Financial Times und trug zur schlechten Stimmung rund um KI-Aktien bei.
Doch es handelt es sich um einen peinlichen Fehler der renommierten Investmentbank. Goldman Sachs hatte für die Analyse selbst Daten von Similarweb erhoben, dabei aber nicht berücksichtigt, dass OpenAI kürzlich die Domain von ChatGPT von chat.openai.com zu chatgpt.com geändert hatte. Der Traffic auf chat.openai.com ging dementsprechend zurück.
Tatsächlich bietet Similarweb auf dem eigenen Blog eine monatlich aktualisierte Analyse der Nutzung von KI-Diensten. Die jüngste Auswertung von Anfang August zeigt ein ganz anderes Bild: ChatGPT verzeichnete im Jahresvergleich ein Wachstum von 66,2 Prozent und bleibt mit Abstand die beliebteste Anwendung für generative KI. Konkurrenten wie Anthropics Claude und Perplexity holen zwar auf, konnten aber bisher nicht zu ChatGPT aufschließen.
Auch andere Indikatoren sprechen für eine ungebrochene Nachfrage nach den Diensten von OpenAI. Das Unternehmen selbst gab vor ein paar Tagen bekannt, 200 Millionen aktive wöchentliche Nutzer zu haben - eine Verdopplung seit November 2022. Hinzu kommt ein wachsendes Geschäft im Unternehmensbereich sowie die Nutzung der OpenAI-Modelle über APIs und die Integration bei Microsoft.
Sinkende KI-Nachfrage ist nicht OpenAIs Problem
Eine kürzlich veröffentlichte Analyse zeigt, dass OpenAI in diesem Jahr einen Umsatz zwischen 3,5 und 4,5 Milliarden Dollar erzielen könnte - ein bemerkenswerter Erfolg für ein Unternehmen, das erst seit Ende 2022 ernsthaft kommerziell aktiv ist. Allerdings stehen dem Erlöse Kosten von bis zu 8,5 Milliarden Dollar gegenüber.
OpenAI mag also Herausforderungen zu bewältigen haben, von der teils naiven Kommunikation über frustrierte Sicherheitsforscher hin zu hohen Ausgaben. Ein Nachfrageproblem gehört aber offensichtlich nicht dazu.