Amazon, Google und Microsoft wenden sich der Kernkraft zu, um den steigenden Energiebedarf ihrer KI-Systeme zu decken. Die Unternehmen verfolgen dabei unterschiedliche Strategien - von Kleinreaktoren bis zur Wiederbelebung stillgelegter Anlagen.
Amazon hat kürzlich Vereinbarungen für Kernenergieprojekte unterzeichnet, um die wachsenden Energieanforderungen zu bewältigen. Nach Unternehmensangaben liegt der Fokus dabei auf dem Einsatz von Small Modular Reactors (SMRs) und der Erhaltung bestehender Kernreaktoren. Details zu konkreten Projekten oder Partnerschaften nannte der E-Commerce-Gigant bisher nicht.
Google setzt auf neuartige Reaktortechnologie
Google geht einen Schritt weiter und hat nach eigenen Angaben die weltweit erste Unternehmensvereinbarung für den Kauf von Kernenergie aus mehreren SMRs abgeschlossen. Partner ist das Unternehmen Kairos Power, das bis 2030 seinen ersten SMR ans Netz bringen will. Bis 2035 sollen weitere Reaktoren folgen.
Das Abkommen wird laut Google "bis zu 500 MW neue CO2-freie Energie rund um die Uhr für die US-Stromnetze ermöglichen und mehr Gemeinden den Zugang zu sauberer und erschwinglicher Kernenergie eröffnen".
Die Technologie von Kairos Power nutzt ein Flüssigsalz-Kühlsystem in Kombination mit einem keramischen Kugelbrennelement. Dieses passiv-sichere System ermöglicht laut Unternehmen einen einfacheren und kostengünstigeren Reaktoraufbau. Kleinere Größe und modulares Design sollen die Bauzeiten verkürzen, den Einsatz an mehr Standorten ermöglichen und die endgültige Projektabwicklung berechenbarer machen.
Microsoft reaktiviert stillgelegtes Atomkraftwerk
Microsoft verfolgt einen anderen Ansatz und hat einen 20-jährigen Stromabnahmevertrag mit dem US-Energiekonzern Constellation unterzeichnet. Dieser sieht die Wiederinbetriebnahme des 2019 stillgelegten Atomreaktors Three Mile Island Unit 1 in Pennsylvania vor.
Der Reaktor soll unter dem neuen Namen "Crane Clean Energy Center" (CCEC) 2028 wieder ans Netz gehen und mehr als 800 Megawatt CO2-freien Strom liefern. Bobby Hollis, Vizepräsident für Energie bei Microsoft, bezeichnet die Vereinbarung als "wichtigen Meilenstein" für die Dekarbonisierung des Stromnetzes.
Offene Fragen der Kernenergie bleiben ungelöst
Die Entwicklung ist nicht unumstritten. Kritiker verweisen auf die nach wie vor ungelöste Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle und potenzielle Sicherheitsrisiken. Zudem müssen die Projekte noch umfangreiche Genehmigungsverfahren durchlaufen.
Dennoch zeichnet sich ab, dass Kernenergie eine zentrale Rolle in den Nachhaltigkeitsstrategien der Tech-Giganten spielen wird. Der wachsende Energiehunger der KI-Technologien könnte so zum Katalysator für eine Renaissance der Kernkraft werden - mit weitreichenden Folgen für die globale Energielandschaft.