Die neueste Version von Cursor bringt einen ersten KI-Agenten mit, der selbstständig Kontext auswählen und das Terminal bedienen kann.
Cursor, ein Fork von Microsofts beliebter Entwicklungsumgebung Visual Studio Code mit zahlreichen KI-Integrationen, hat kürzlich ein Update erhalten, das zumindest theoretisch eine Teilautomatisierung der Programmierung ermöglicht.
In der neuen Version können die KI-Agenten selbstständig den relevanten Kontext auswählen und das Terminal zur Ausführung von Befehlen nutzen. Dabei reagiert das System auch auf Fehlermeldungen und trifft eigenständig Entscheidungen zur Problemlösung.
In einer Bildschirmaufnahme demonstriert X-Nutzer Wes Winder, wie Cursor innerhalb weniger Minuten ausgehend von dem Prompt "Plan and build a full stack time tracking app from scratch using only javascript with everything on the same port" eine Stoppuhr als Web-App mit HTML, CSS und JavaScript schreibt sowie schließlich den nötigen Webserver startet.
Außerdem hat Cursor laut Changelog den Composer überarbeitet, das proprietäre Werkzeug, mit dem sich per Chatbot Projekte anlegen und verwalten lassen. Nun ist er prominent in der Seitenleiste platziert und zeigt Änderungen direkt in der jeweiligen Zeile an.
Daneben gibt es einige kleinere Verbesserungen: So werden jetzt Empfehlungen für Dateien im Chat und Composer angezeigt. Über den Befehl "@Recommended" lässt sich semantisch nach passenden Kontextinformationen suchen.
Das Einfügen von Bildern per Drag-and-drop wurde vereinfacht und die Performance an einigen Stellen verbessert. Der Cursor gibt zudem einen ersten Ausblick auf eine kommende Funktion zum Auffinden von Programmierfehlern.
Anysphere erhält 60-Millionen-Investment
Das Start-up Anysphere, das hinter Cursor steckt, wurde anfangs hauptsächlich von OpenAI unterstützt, hat kürzlich jedoch eine Investmentrunde über 60 Millionen US-Dollar von einer Reihe von Partnern wie Andreessen Horowitz und Thrive Capital abgeschlossen.
Die Software lässt sich kostenlos herunterladen sowie mit beliebigen Sprachmodellen wie GPT-4o, Claude 3.5 Sonnet oder Code Llama lokal oder per API verbinden. Alternativ bietet Cursor eine Pro-Mitgliedschaft ab 20 Dollar im Monat, die zusätzliche Funktionen wie die jetzt eingeführten Agenten freischaltet. Nach eigenen Angaben hat Cursor Stand August 2024 mehr als 40.000 Kund:innen.
Die KI-Coding-Branche befindet sich aktuell in großer Bewegung, unter anderem durch Coding-Tools von Start-ups wie StackBlitz (Bolt.new), Vercel (v0.dev) und Codeium (Windsurf).
Während noch vor wenigen Monaten nur einzelne Codeschnipsel mit Sprachmodellen generiert werden konnten, die dann mit viel menschlicher Arbeit und Fachwissen sinnvoll zusammengesetzt werden mussten, können Programme wie Cursor nun einen großen Teil der Entwicklungsumgebung steuern.
Solche Code-Tools werden auch kritisch gesehen, unter anderem weil unklar ist, wie sie sich langfristig auf die Qualität des Codes auswirken, wenn sich durch ihre Verwendung mehr Fehler einschleichen als in von Menschen geschriebenen Code.
Das Cursor-Update gehört zu einer Reihe von Agentensystemen wie Claude Computer Use, die in Zukunft ganze Betriebssysteme bedienen können sollen. Sie sind aber noch nicht zuverlässig genug.