Ein von OpenAIs Text-KI GPT-3 geschriebener Lebenshilfe-Blog gewinnt tausende Leser. Kaum einer merkt, dass die Ratgebertexte von einer Künstlichen Intelligenz verfasst wurden.
Bevor OpenAI im Mai die fortschrittliche Text-KI GPT-3 veröffentlichte, testete das Unternehmen, wie glaubhaft die maschinelle Wortstatistik auf Menschen wirkt: 80 englischsprachige Probanden erkannten den KI-Autor nur in 52 Prozent der Fälle - knapp über Zufall.
Reicht das für einen Job als Redakteur? Diese Frage stellte sich Liam Porr, Informatikstudent an der Universität Berkeley und IT-Praktikant bei Facebook.
Auf der Suche nach einer Antwort startete Porr ein Experiment: Er stellte einen Blog online, den er komplett mit von GPT-3 generierten Texten füllte. Porr steuerte nur die Überschrift und einen kurzen Teaser bei. Auf dieser Basis schrieb die Text-KI die restlichen Absätze.
GPT-3 Fake-Blog zieht tausende Leser an
Als Oberthema seines KI-Blogs wählte Porr typische Lebenshilfe-Texte: Was tun, wenn man sich unproduktiv fühlt? Was sind Hindernisse für ambitionierte Menschen? Ein Meister wird man nicht, wenn man erfolgreich ist - sondern wenn man Scheitern erwartet.
Texte in diesem Stil gibt es im Internet zuhauf, sie dürften auch massenhaft in den 570 Gigabyte Internettext stecken, mit denen GPT-3 trainiert wurde. Entsprechend kann OpenAIs KI (alle News) stilistisch und inhaltlich ähnliche Texte aus den vorhandenen Datenmengen glaubhaft neu berechnen.
Glaubhaft genug jedenfalls, damit Porr mit dem mit Minimalaufwand erstellten Blog in zwei Wochen rund 26.000 Leser und 60 Abonnenten gewinnen konnte. Ein Selbstoptimierungstext der KI schaffte es sogar auf den ersten Platz der IT-News-Seite "Hacker News" und wurde dort lebhaft diskutiert.
KI schreibt Texte, kaum jemand merkt's
Laut Porr fragte nur eine Person direkt bei ihm nach, ob es sich bei den Texten um KI-generierten Inhalt handelt.
Beim zuvor erwähnten News-Portal Hacker News hätten zwar Kommentatoren Bedenken geäußert. Diese seien aber von der Community abgewertet worden. Ihre Kommentare rutschten nach unten in der Kommentarliste und wurden nicht weiter diskutiert. Auch Porr widersprach einem Verdacht, um sein Experiment nicht zu früh auffliegen zu lassen.
Der größte Vorteil von GPT-3 sei die Effizienz, lautet Porrs abschließendes Fazit. Er musste nur einen Einstieg liefern in Form der Überschrift und eines kurzen Teasers. Den Rest der Schreibarbeit erledigte die Künstliche Intelligenz.
Ein guter Autor könne mit GPT-3 die Textmengen erreichen, für die zuvor ein kleines Team notwendig gewesen sei. Porr verzichtete bei seinen Texten auf Feinschliff, ließ Ungereimtheiten stehen - mit ein wenig Überarbeitung hätte er die KI-Vorlage auf ein höheres Niveau bringen können.
"Irrelevante Dinge weglassen, eine Schlussfolgerung schreiben, und zack - die Leute haben keine Chance, den Unterschied zu erkennen", schreibt Porr.
Kein Ersatz für menschliche Autoren, aber Redaktionen könnten schlanker werden
Auf neuen Fakten basierte Texte kann GPT-3 zwar ebenso wenig erstellen wie originale Inhalte. Aber bei der Zusammenfassung und Wiedergabe von schon vorhandenem Know-how, so Porr, könne die KI die Effizienz von Autoren enorm steigern.
Als Beispiel nennt Porr das Web-Portal Buzzfeed, das häufig Inhalte aus dem Web, Allgemeinwissen oder beliebige Lebensweisheiten mit schmissigen Überschriften versieht und dann zum Beispiel in Listenform vermarktet. Wenige Buzzfeed-Redakteure mit GPT-3 könnten die Arbeit eines deutlich größeren Teams erledigen, schätzt Porr.
"Das schafft Raum für eine neue Art von Medienunternehmen. Eines, das schnell und schlank ist. Das Autorenteam wird klein sein, aber GPT-3 perfekt steuern können", schreibt Porr.
Quelle: Liam Porr