Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall kooperiert mit dem US-Softwarespezialisten Auterion, um einheitliche Betriebsstandards für autonome Kampfdrohnen zu entwickeln. Das Unternehmen mit Schweizer Wurzeln hat seine Technologie bereits in der Ukraine getestet.
Rheinmetall und der US-Softwarespezialist Auterion haben eine Zusammenarbeit bekannt gegeben, um einheitliche Betriebsstandards für autonome Kampfdrohnen zu entwickeln. Wie das Unternehmen mitteilt, sollen die Drohnen von Rheinmetall mit der Software von Auterion zu einem militärweiten System integriert werden.
"In Zeiten des Wandels von bemannten zu unbemannten Systemen ist eine Interoperabilität der autonomen Systeme entscheidend", erklärt Auterion-Mitgründer und CEO Lorenz Meier. Rheinmetalls Chief Digital Officer Timo Haas ergänzt, die Entwicklung eines homogenen Betriebssystems werde den "effizienten und skalierbaren Einsatz unbemannter Systeme ermöglichen."
Auterion ist bereits an einer Initiative des US-Verteidigungsministeriums zur Entwicklung eines Open-Source-Standards für autonome Systeme beteiligt. Durch die Partnerschaft mit Rheinmetall soll dieser Ansatz nun auch bei den NATO-Verbündeten vorangetrieben werden. Nach Angaben von CEO Meier wäre ein gemeinsames militärisches Vorgehen unmöglich, wenn jedes NATO-Land einen eigenen Standard für die Drohnenkommunikation hätte.
Auterion wurde 2017 in der Schweiz gegründet und hat heute seinen Hauptsitz in den USA sowie Niederlassungen in Deutschland und der Schweiz. Meier entwickelte vor Auterion die weit verbreitete Open-Source-Standards der UAV-Industrie wie PX4, Pixhawk, MavLink und QGC.
KI-Chip ermöglicht autonome Zielerfassung
Kernstück der Auterion-Technologie ist der Chip Skynode S, der bereits in ukrainischen Kamikaze-Drohnen zum Einsatz kommt. Der kostengünstige Chip nutzt KI-Fähigkeiten wie Computer Vision, um Ziele auch bei gestörter Verbindung zum Bediener präzise zu treffen.
In Tests erreichten die autonomen Drohnen laut Auterion eine Trefferquote von 100 Prozent. Im Vergleich dazu treffen manuell gesteuerte Drohnen, die durch elektronische Abwehrmaßnahmen die Verbindung verlieren, nur in 20 bis 40 Prozent der Fälle ihr Ziel. CEO Meier betont jedoch, es gehe nicht darum, völlig autonome Tötungsmaschinen zu schaffen. Der Automatisierungsgrad sei vergleichbar mit "fire and forget"-Lenkwaffen, bei denen ein Mensch das Ziel vorgibt.
Ukraine treibt Drohnenentwicklung voran
Der Ukraine-Krieg hat die militärische Bedeutung von Drohnen deutlich gemacht. Die Ukraine plant nun einen massiven Ausbau ihrer Drohnen- und Roboterproduktion. Ein Kommandeur ukrainischer Drohneneinheiten erwartet, dass ukrainische Drohnen in sechs bis acht Monaten vollständig autonom fliegen könnten. Die Regierung hat einen Dreijahresplan aufgestellt, der Finanzmittel für mehrere Millionen Drohnen pro Jahr vorsieht.
Auch die USA investieren stark in diese Technologie, besonders mit Blick auf mögliche Konflikte mit China im Pazifik. Die US-Armee hat kürzlich einen Vertrag über fast eine Milliarde Dollar mit AeroVironment für Kamikaze-Drohnen der Switchblade-Serie abgeschlossen.