2017 starten Ubisoft und Google den Versuch, ägyptische Hieroglyphen mit KI zu übersetzen. Drei Jahre später veröffentlicht Google den KI-Übersetzer Fabricius.
Zum Jahrestag der Entdeckung des Rosettasteins veröffentlicht Google eine KI, die ägyptische Hieroglyphen übersetzen kann. Die antike Tafel half, die ägyptische Bildschrift zu entschlüsseln, da auf ihr ein Priesterdekret von 196 v. Chr. in Demotisch, Altgriechisch und ägyptischen Hieroglyphen zu finden ist. Das Bildschrift war von etwa 3200 v. Chr. bis 394 n. Chr. im Gebrauch und umfasste zuletzt etwa 7.000 Zeichen.
Googles KI-Forscher haben den Hieroglyphen-Übersetzer Fabricius in die Arts & Culture App des Techkonzerns eingebaut. Dort können Nutzer die Sprache spielerisch kennenlernen und anschließend eigene Wörter und Nachrichten übersetzen lassen. Google bietet außerdem eine Experten-Variante von Fabricius an, die sich an Sprachforscher richtet.
Assassin’s Creed Origins brachte Ubisoft und Google zusammen
Fabricius ist nach dem Erfinder der Epigraphie benannt, dem Studium alter Inschriften, und wurde mit Googles KI-Cloud-Service AutoML Vision gebaut. Der Service erlaubt Entwicklern und Forschern, mit wenigen Klicks Bildanalyse-KIs zu trainieren. Trainiert wurde Fabricius mit Texten aus dem Thesaurus Linguae Aegyptiae.
Die Übersetzungs-KI entstand in Zusammenarbeit mit dem Australian Center for Egyptology an der Macquarie University, Ägyptologen aus aller Welt, Psycle Interactive und Ubisoft.
Der Entwickler und Publisher hatte 2017 zum Release des im antiken Ägypten angesiedelten Assassin’s Creed Origins das Forschungsprojekt „The Hieroglyphics Initiative“ gestartet. Ziel des Projekts: Ägyptische Hieroglyphen mit KI übersetzen.
KI-Übersetzer ist ein Hilfsmittel, kein Ersatz
In der sogenannten Workbench können Forscher längere Passagen von Hieroglyphen durch die KI ins Englische oder Arabische übersetzen lassen.
Der Prozess benötigt jedoch weiter menschliches Expertenwissen: Die KI hilft den Forschern, Hieroglyphen auf Bildern zu erkennen, zu klassifizieren und zu übersetzen. Aber noch immer müssen Hierglyphen von Artefakten befreit und markiert, alternative Übersetzungen ausgewählt und andere KI-Fehler behoben werden.
„Um antike Schriften zu lesen, wird noch immer ein Experte benötigt“, sagt der Ägyptologe Dr. Roland Enmarch gegenüber der BBC. Die handgemachten Inschriften variierten je nach Epoche und Handwerker.
Doch die menschliche Hilfe könnte das erste KI-Werkzeug seiner Art langfristig verbessern. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, so Enmarch.
Sprung ins digitale Zeitalter
Für die Forscher ist das Projekt Teil des Sprungs in das digitale Zeitalter. „Die Digitalisierung von Textmaterial, das bisher nur in Büchern vorlag, wird die Art und Weise, wie Ägyptologen arbeiten, völlig revolutionieren“, meint der australische Ägyptologe Dr. Alex Woods.
Bisher hätten Forscher für Übersetzungen Bücher wälzen müssen – ein Prozess, der seit über hundert Jahren nicht geändert wurde, schreibt Google.
Der Übersetzer ist als Open-Source-Variante verfügbar. Damit möchten die Google-Forscher weitere Projekte für die KI-Übersetzung alter Sprachen ermöglichen. Ein Tutorial für Ägyptologen bietet Google ebenfalls an.
Titelbild: Ubisoft | Via: Google