KI-Start-ups wie OpenAI eifern der "Artificial General Intelligence" nach, generellen KI-Systemen, die weite Teile des Berufslebens übernehmen sollen. Microsoft-CEO Satya Nadella fordert echtes Wachstum statt Benchmark-Hype.
In einem aktuellen Podcast übt Microsoft-CEO Satya Nadella scharfe Kritik am aktuellen Hype um "Artificial General Intelligence" (AGI). Laut Nadella seien selbst ernannte AGI-Meilensteine nichts weiter als "sinnloses Benchmark-Hacking".
Der Microsoft-Chef fordert stattdessen einen nüchternen Blick auf die reale Wirtschaftsentwicklung. In den entwickelten Ländern liege das Wachstum derzeit bei etwa zwei Prozent, inflationsbereinigt nahe null. Für einen echten KI-getriebenen Fortschritt wie in der industriellen Revolution seien Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent nötig.
Entgegen der allgemeinen Erwartung sieht Nadella die Technologiebranche nicht als Hauptprofiteur der KI-Revolution. Die wahren Gewinner seien Unternehmen aus der breiten Industrie, die KI ganz selbstverständlich zur Produktivitätssteigerung einsetzen.
Nadella freut sich über günstige Rechenleistung nach dem Hype
Aufgrund des aktuellen Wettlaufs um Energie und Rechenleistung, an dem sich Unternehmen und Staaten beteiligen, erwartet Nadella in den kommenden Jahren ein Überangabot an Rechenkapzität. Microsoft baut zwar seine eigenen Rechenzentren ebenfalls aus, allerdings in einem vorgegebenen Rahmen.
Der Microsoft-CEO warnt vor einer reinen Angebotsorientierung. Es reiche nicht, einfach Rechenkapazität aufzubauen und darauf zu hoffen, dass die Nachfrage folge. Stattdessen müsse die Technologie echten Kundennutzen stiften. Angebot und Nachfrage müssten ab einem bestimmten Punkt im Gleichgewicht sein.
Nadella spekuliert aufgrund des zu erwartenden Überangebots auf sinkende Preise ab 2027/2028. "Ich bin begeistert, dass ich 2027 und 2028 viel Kapazität anmieten werde [...] Das Einzige, was bei all den Rechenzentren passieren wird, ist, dass die Preise sinken werden."
Wissensarbeit im Wandel
Nadella widerspricht der Sorge um ein Ende der kognitiven Arbeit durch KI. Diese sei nicht statisch: Während bestehende kognitive Aufgaben möglicherweise automatisiert würden, entstünden gleichzeitig neue, anspruchsvollere Tätigkeiten. Als Beispiel nennt er die E-Mail-Verarbeitung: Statt E-Mails zu sortieren, könnten Menschen sich auf die Analyse der wichtigsten Nachrichten konzentrieren.
Menschen und leistungsfähige KI-Systeme könnten problemlos koexistieren, ohne dass die menschliche kognitive Handlungsfähigkeit verloren gehe, so der Microsoft-Chef. Die Definition dessen, was wir als kognitive Arbeit verstehen, werde sich allerdings weiter wandeln.
Microsoft und OpenAI haben angeblich einen Vertrag, der künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) als KI-Systeme definiert, die Menschen bei den meisten wirtschaftlich wertvollen Arbeiten übertreffen - und die zusätzlich den Höchstbetrag an Gewinnen für die frühesten Investoren erzielen können. Demnach gilt AGI ab einem Gewinn von 100 Milliarden US-Dollar als erreicht.