Eine umfassende Analyse zeigt die Verbreitung von KI-gestütztem Schreiben in verschiedenen Bereichen - von Verbraucherbeschwerden bis zu UN-Pressemitteilungen.
Laut einer neuen Studie von Forschenden der Stanford University sowie der University of Washington und der Emory University hat sich das KI-gestützte Schreiben in den untersuchten Bereichen etabliert. Die Forscher analysierten mehr als 1,5 Millionen Texte aus vier verschiedenen Bereichen zwischen Januar 2022 und September 2024.
Besonders deutlich wird dieser Trend bei Pressemitteilungen: Hier stammen mittlerweile bis zu 24 Prozent der Texte aus generativen KI-Systemen oder wurden zumindest maßgeblich durch diese verändert. Untersucht wurden dafür über 537.000 Pressemitteilungen auf den Plattformen Newswire, PRNewswire und PRWeb zwischen Januar 2022 und September 2024.
Der Startschuss für eine breitere Adoption fiel laut den Forschenden mit dem Erscheinen von ChatGPT im November 2022. Nach einer verzögerten Anlaufphase von drei bis vier Monaten stieg der Anteil der KI-generierten Inhalte deutlich an. Im Dezember 2023 erreichte Newswire mit 24,3 Prozent KI-generierter Texte seinen Höchststand. Danach stabilisierte sich der Wert bei etwa 23,8 Prozent.
PRNewswire folgte einem ähnlichen Muster mit einem Spitzenwert von 16,4 Prozent Ende 2023 und einer anschließenden Stabilisierung auf diesem Niveau. PRWeb zeigt vergleichbare Werte. Besonders Tech- und Business-Bereiche greifen häufig auf die neue Technologie zurück.
Auch die Vereinten Nationen setzen auf KI-Unterstützung. Etwa 14 Prozent ihrer Pressemitteilungen werden mit KI-Hilfe verfasst, wobei die UN-Teams in Lateinamerika und der Karibik mit rund 20 Prozent die höchste Nutzungsrate aufweisen.
KI-Schreibunterstützung auch bei Verbraucherbeschwerden und Stellenanzeigen verbreitet
Ein ähnliches Adoptionsmuster zeigen die Forschenden auch in anderen untersuchten Bereichen. Bei den Verbraucherbeschwerden, die bei der US-amerikanischen Verbraucherschutzbehörde CFPB eingingen, lag der Anteil KI-generierter Texte Ende 2024 bei rund 18 Prozent.
Bei Stellenanzeigen nutzen vor allem kleine und junge Firmen KI-Systeme. Die Studie zeigt deutliche Unterschiede je nach Gründungsjahr: Während Unternehmen, die nach 2015 gegründet wurden, in bestimmten Positionen auf 10-15 Prozent KI-generierte Texte kommen, liegt der Anteil bei Firmen aus den Jahren 2000-2015 nur bei 5-10 Prozent. Unternehmen, die vor 1980 gegründet wurden, nutzen KI-Unterstützung kaum - hier liegt der Anteil unter 5 Prozent.
Pressemitteilungen der Vereinten Nationen folgen ebenfalls diesem Trend, mit knapp 14 Prozent KI-generierter Inhalte. UN-Teams in Lateinamerika und der Karibik weisen mit rund 20 Prozent die höchste Nutzung auf.
Bereich | Stichprobengröße | Messzeitraum | Höchste Adoptionsrate |
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Verbraucherbeschwerden | 687.241 Beschwerden | Jan 2022 - Aug 2024 | 17,7 % |
Unternehmens-Pressemitteilungen | 537.413 Mitteilungen | Jan 2022 - Sep 2024 | 24,3 % (Newswire) |
Stellenausschreibungen | 304,3 Millionen Ausschreibungen | Jan 2021 - Okt 2023 | Bis zu 15 % bei kleinen, jungen Unternehmen |
UN-Pressemitteilungen | 15.919 Mitteilungen | Jan 2019 - Sep 2024 | 13,7 % |
Die Forscher sehen in dieser Entwicklung Chancen für eine Demokratisierung des professionellen Schreibens. Gleichzeitig warnen sie vor möglichen negativen Folgen wie der Vereinheitlichung von Texten oder dem Verlust von Authentizität.
Tatsächliche KI-Nutzung dürfte noch höher liegen
Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass der tatsächliche Einsatz von KI noch höher liegen könnte. Texte, die von Menschen stark überarbeitet wurden, sowie Inhalte, die von besonders fortgeschrittenen KI-Modellen stammen und kaum noch von menschlichen Texten zu unterscheiden sind, wurden in der Studie vermutlich nicht vollständig erfasst.
Ebenso wurden keine Anwendungsfälle außerhalb der untersuchten Formate berücksichtigt, in denen KI ebenfalls stark eingesetzt werden könnte, wie die Redaktion für Social-Media-Kanäle.
Vor kurzem hatte bereits eine frühere Untersuchung desselben Forschungsteams ergeben, dass KI-generierte Inhalte auch in der akademischen Forschung immer stärker Fuß fassen und zunehmend in wissenschaftlichen Veröffentlichungen auftauchen.
Die Forschenden nutzen für die Erkennung eine selbstentwickelte statistische Methode, die auf maximaler Likelihood-Schätzung (MLE) basiert. Diese Methode schätzt anhand bekannter menschlicher und KI-generierter Referenztexte, wie hoch der Anteil KI-generierter Inhalte in einem Gesamtkorpus ist. Laut den Forschenden arbeitet diese Methode robuster, genauer und wesentlich effizienter als herkömmliche KI-Detektionsverfahren, da sie nicht einzelne Texte klassifiziert, sondern statistische Merkmale auf einer aggregierten Ebene auswertet.