Die Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz (a16z) hat ihr halbjährliches Ranking der 100 besten KI-Anwendungen für Verbraucher aktualisiert. Die Analyse zeigt eine sich schnell verändernde KI-Landschaft mit neuen Playern, Spezialisierungen in KI-Video und Tools für Vibecoder.
Die Rangliste basiert auf monatlichen Unique Visits für Webprodukte (Daten von Similarweb) und monatlich aktiven Nutzer:innen für mobile Apps (Daten von Sensor Tower). Seit dem letzten Bericht im August 2024 sind 17 neue Unternehmen in die Top 50 der Web-Rangliste aufgestiegen.

Produkte, die zwar bedeutende generative KI-Funktionen hinzugefügt haben, aber nicht "AI-native" sind wie Canva und Notion, seien nicht mehr enthalten. In einer Änderung gegenüber früheren Ausgaben wurden daher auch etablierte Fotobearbeitungsprodukte wie Pixlr, Fotor und PicsArt entfernt. Neu ist zudem die "Brink List" mit den 10 Unternehmen, die den Sprung in die Top 100 knapp verpasst haben, darunter Runway, Krea und Lovable.
ChatGPT wächst wieder nach Stagnation, vor allem mobil
Bemerkenswert ist die Beschleunigung des Wachstums von ChatGPT nach einer längeren Phase der Stagnation. OpenAI gab im Februar 2025 bekannt, die Marke von 400 Millionen wöchentlich aktiven Nutzer:innen überschritten zu haben, nachdem sie ein halbes Jahr zuvor noch bei 200 Millionen gelegen hatte. Zuletzt stagnierte das Wachstum aber wieder.

Als Gründe für den Schub nennt die Firma die Einführung fortschrittlicherer Modelle und Funktionen durch OpenAI, etwa den Advanced Voice Mode und OpenAIs erstes Reasoning-Modell o1.
Laut a16z zeigen auch die Daten zur mobilen App ChatGPT ein stetiges Wachstum. Nach Schätzungen von Sensor Tower sei inzwischen fast die Hälfte der Nutzer:innen mit der mobilen App unterwegs.
Große Aufmerksamkeit erregte auch der Neueinsteiger Deepseek, der im Januar 2025 aus dem Stand den zweiten Platz unter den KI-Produkten weltweit belegte. Finanziert vom chinesischen Hedgefonds High-Flyer, punktete Deepseek laut a16z primär in China, wo ChatGPT verboten ist. Das Unternehmen hat zudem Schlagzeilen gemacht mit der Behauptung, seine starke Leistung mit einem vergleichsweise geringen Budget für Trainingskosten erzielt zu haben.
KI-Video-Tools spezialisieren sich
Als weiteren Trend identifiziert a16z den Durchbruch bei KI-generierten Videos. Drei Tools, davon zwei aus China - Hailuo, Kling AI und das erst seit Kurzem in Europa verfügbar OpenAI Sora - debütierten in der Web-Rangliste. Laut der Analyse unterscheiden sich die Anbieter zunehmend in Stil und Funktionalität, was auf eine beginnende Spezialisierung hindeutet.
Schließlich hebt a16z den Boom bei KI-Tools für Entwickler und sogenannte "Vibecoder" hervor - Nutzer:innen, die auch ohne Programmierkenntnisse mit KI kreativ sein wollen.
Programme wie Cursor, die Sprachmodelle direkt in Entwicklungsumgebungen integrieren, und Text-to-Web-App-Plattformen wie Bolt, seien in den vergangenen sechs Monaten "explodiert". Technisch versierte Nutzer:innen tendierten dazu, eine Mischung aus beiden einzusetzen, und etwa erst einen Prototyp mit Bolt zu generieren, dann den Code herunterzuladen und mit Cursor zu verfeinern.

Interessant ist auch der Blick auf die Monetarisierung: Laut a16z sind die Apps mit den meisten Nutzer:innen nicht immer die umsatzstärksten. Bei den Video-Editoren zum Beispiel unterschieden sich die Top 3 nach Nutzer:innen von den Top 3 nach Umsatz. Einige Kategorien wie Pflanzenbestimmung oder Ernährung tauchten nur in der Umsatzrangliste auf, nicht aber in der Nutzungsrangliste.