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Ehemalige OpenAI-Mitarbeitende werfen ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, den Status der Gemeinnützigkeit missbraucht zu haben, zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen. Es geht um viel Geld.

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Zwölf ehemalige Mitarbeitende von OpenAI haben im laufenden Verfahren zwischen Elon Musk und dem KI-Unternehmen einen Amicus-Brief beim zuständigen US-Gericht eingereicht. Sie unterstützen damit Musks Vorwurf, OpenAI habe seine gemeinnützige Gründungsmission untergraben. Der Brief wurde von Rechtsprofessor Lawrence Lessig eingereicht.

Ein Amicus-Brief ("Freund des Gerichts") ist eine Stellungnahme von Dritten, die nicht direkt am Verfahren beteiligt sind, aber dem Gericht zusätzliche Perspektiven oder Fachwissen liefern möchten.

"Verpflichtung gegenüber der Menschheit"

Die Unterzeichnenden, darunter frühere Forschungs- und Policy-Leitende sowie technische Mitarbeitende, arbeiteten zwischen 2018 und 2024 bei OpenAI. Sie argumentieren, die Non-Profit-Struktur des Unternehmens sei nicht nur formaler Natur gewesen, sondern eine zentrale Voraussetzung für ihre Mitarbeit und ein zentrales Element für die Erfüllung der in der OpenAI-Charta festgelegten Mission: die Entwicklung künstlicher Intelligenz zum Wohle der gesamten Menschheit.

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In offiziellen Unterlagen und interner Kommunikation sei die Kontrolle durch die gemeinnützige Mutterorganisation als essenziell dargestellt worden. Auch CEO Sam Altman habe dies mehrfach betont, etwa in einer Anhörung vor dem US-Senat im Mai 2023. Altman erklärte dort, die Nonprofit sei das zentrale Organ, das die Geschäfte kontrolliere. Gewinne für Investoren und Mitarbeitende seien gedeckelt, der Hauptnutznießer bleibe die Menschheit.

Die geplante Umwandlung der For-Profit-Struktur in eine "Public Benefit Corporation" (PBC) sehen die Unterzeichner als Bruch mit dieser Mission. Die operative Kontrolle würde auf die PBC übergehen, während die ursprüngliche Nonprofit nur noch Anteile hielte. Dadurch entfielen zentrale Kontrollmechanismen.

In dem Brief heißt es, eine solche Umstrukturierung mache es unmöglich, sicherzustellen, dass eine mögliche AGI (Artificial General Intelligence) tatsächlich im Sinne aller Menschen entwickelt werde. Besonders betroffen sei die sogenannte "Merge-and-Assist"-Klausel im OpenAI-Charter, die OpenAI verpflichtet, mit sicherheitsorientierten AGI-Projekten zu kooperieren, anstatt zu konkurrieren. Diese Verpflichtung sei ohne Kontrolle durch die Nonprofit nicht mehr durchsetzbar.

Altman soll Mitarbeitende getäuscht haben

Laut den ehemaligen Mitarbeitenden sei diese Governance-Struktur auch ein zentrales Argument bei der Personalgewinnung gewesen – insbesondere für sicherheitsbewusste Talente, die sich bewusst gegen Angebote von Wettbewerbern wie Google oder Anthropic entschieden hätten.

In einer eidesstattlichen Erklärung erhebt der ehemalige OpenAI-Forscher Todor Markov zudem schwere Vorwürfe gegen CEO Sam Altman. Mitarbeitende seien beim Verlassen des Unternehmens gezwungen worden, umfassende Schweigeklauseln zu unterzeichnen, um ihre bereits verdienten Anteile zu behalten. Altman habe zunächst behauptet, davon nichts gewusst zu haben. Wenig später seien jedoch von ihm unterschriebene Dokumente aufgetaucht.

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"Ich kam zu dem Schluss, dass Sam Altman eine Person von geringer Integrität ist", schreibt Markov. Die Charter sei als Fassade benutzt worden, um idealistisch gesinnte Fachkräfte zu gewinnen, ohne ihnen echten Einfluss auf den Kurs des Unternehmens zu geben.

Elon Musk will OpenAIs For-Profit-Umwandlung verhindern

Ende Dezember hatte OpenAI offiziell angekündigt, seine For-Profit-Sparte in eine Public Benefit Corporation umzuwandeln. Diese Struktur soll gesellschaftliche Verantwortung mit Gewinnorientierung verbinden. Laut OpenAI soll die Non-Profit-Organisation ihre Anteile behalten und künftig eigenständig karitative Projekte verfolgen. Die operative Kontrolle würde jedoch vollständig bei der PBC liegen.

Die Ankündigung löste Kritik aus. Der frühere Leiter für KI-Politik bei OpenAI, Miles Brundage, warnte vor einem schleichenden Kontrollverlust der Nonprofit. Jan Leike, der das Unternehmen im Zuge wachsender Bedenken zur Sicherheit verließ, schrieb: "Das ist nicht das, wofür ich bei OpenAI angetreten bin. Die Non-Profit-Organisation muss die OpenAI-Mission hochhalten."

Elon Musk will mit seiner Klage verhindern, dass OpenAI seine Struktur vollständig in eine gewinnorientierte Organisation umwandelt. Sollte er Erfolg haben, könnte das weitreichende Folgen für das Unternehmen haben: Die Investorengelder aus der aktuellen Finanzierungsrunde sind an die Bedingung geknüpft, dass die Umstrukturierung bis Ende des Jahres abgeschlossen ist. Ein Scheitern würde OpenAIs künftige Finanzierung und strategische Ausrichtung unmittelbar gefährden. Der Prozess zwischen Musk und OpenAI soll allerdings erst im Frühjahr 2026 beginnen.

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Markov betont, dass es bei dem Amicus-Brief nicht um Unterstützung für Elon Musk gehe: "Die gemeinnützige Organisation muss die Kontrolle über die For-Profit-Struktur behalten. Das hat nichts mit Elon Musk und alles mit öffentlichem Interesse zu tun."

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Zusammenfassung
  • Zwölf ehemalige Mitarbeitende von OpenAI unterstützen in einer Stellungnahme Elon Musks Klage gegen die geplante Umwandlung des Unternehmens in eine gewinnorientierte Public Benefit Corporation (PBC) und kritisieren, dass dies die ursprüngliche gemeinnützige Mission gefährde.
  • Laut der Gruppe sei die Non-Profit-Struktur von OpenAI entscheidend für die Rekrutierung sicherheitsbewusster Fachkräfte gewesen; die nun geplante Umstrukturierung würde zentrale Kontrollmechanismen aufheben und sichere KI-Entwicklung erschweren.
  • Der frühere OpenAI-Forscher Todor Markov beschuldigt CEO Sam Altman zudem, Mitarbeitende durch irreführende Aussagen und Schweigeklauseln getäuscht zu haben. Er sei eine Person von geringer Integrität.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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