Die NATO will mit einem neuen System des US-Unternehmens Palantir schneller und gezielter auf militärische Bedrohungen reagieren. Die Software soll riesige Mengen an Daten automatisch auswerten – Aufgaben, die früher hunderte Menschen übernahmen.
Die NATO hat ein KI-gestütztes Software-System vom US-Konzern Palantir beschafft, das bei der Auswertung von Daten aus Kriegsgebieten helfen soll. Es trägt den Namen MSS Nato und nutzt Künstliche Intelligenz, um etwa Satellitenbilder, Lageberichte und andere Informationen zu verknüpfen. Damit sollen Kommandanten schneller und besser informierte Entscheidungen treffen können – bislang mussten dafür große Analyse-Teams eingesetzt werden.
Laut NATO soll das System bereits innerhalb von 30 Tagen einsatzfähig sein. Der Vertrag wurde in nur sechs Monaten abgeschlossen – ungewöhnlich schnell für militärische Projekte. Palantir beschreibt MSS Nato als eine Art zentrale Plattform, die mit anderen Programmen und Datenquellen verbunden werden kann.
Mit MSS Nato ist Maven in Europa angekommen
MMS Nato ist ein direkter Nachkomme des seit 2017 entwickelten Project Maven. Ursprünglich war Google an der Entwicklung beteiligt, zog sich jedoch 2018 nach internen Protesten zurück und erließ neue Ethikrichtlinien für KI-Entwicklung, die heute teilweise wieder hinfällig sind. Danach übernahm Palantir das Projekt, unterstützt unter anderem von AWS, Microsoft und Anduril. Das erfolgreiche Militär-Startup hat mit Lattice ein ergänzendes Produkt.
Palantir hat enge Verbindungen zum US-Militär und zu Donald-Trump-nahen Kreisen. Gründer Peter Thiel gilt als prominenter Unterstützer Trumps. Das Unternehmen hat seit 2009 Aufträge im Wert von über 2,7 Milliarden US-Dollar von der US-Regierung erhalten, davon rund die Hälfte vom Verteidigungsministerium. Der Aktienkurs hat sich im letzten Jahr verdreifacht – auch wegen der Hoffnung auf neue KI-Aufträge.
Das Unternehmen bietet mit Gotham auch eine Überwachungs-Software für die Polizei an - auch in Deutschland. Der Bundesrat fordert Palantir als Interimslösung, um die Auswertung großer Datenmengen bei der Polizei zu verbessern. Eigentlich wollte die Bundesregierung dafür ein eigenes IT-System entwickeln. Da dieses aber noch nicht vorliegt, soll Palantir vorübergehend eingesetzt werden. Ziel ist es, Daten aus verschiedenen Behörden – etwa Polizei, Ausländerbehörden oder dem Gesundheitswesen – schnell und automatisiert analysieren zu können. Dabei geht es um Mustererkennung, etwa zur Aufklärung oder Verhinderung von Straftaten. Die Grünen im Bundestag lehnen dies ab. Sicherheitspolitiker Konstantin von Notz warnt vor erheblichen verfassungs- und europarechtlichen Risiken und kündigt eine mögliche Klage an.