Mit dem R1 bringt das chinesische Robotik-Start-up Unitree einen humanoiden Roboter auf den Markt, der für unter 6.000 US-Dollar erhältlich sein soll. Die spektakulären Bewegungen des "Sportroboters" scheinen primär dem Spaß und der Demonstration technischer Möglichkeiten zu dienen – für alltägliche Aufgaben ist er vermutlich weniger geeignet.
Das chinesische Unternehmen Unitree Robotics hat mit dem R1 einen neuen humanoiden Roboter vorgestellt, der mit einem Einstiegspreis von rund 5.900 US-Dollar (39.900 Yuan) deutlich günstiger ist als bisherige Modelle am Markt.
Der R1 wiegt 25 Kilogramm, ist 121 Zentimeter groß und verfügt über 26 Gelenke. Die integrierte multimodale Künstliche Intelligenz ermöglicht Sprach- und Bilderkennung. In einem Werbevideo der Firma ist der Roboter beim Radschlag, Handstandlaufen, Schlagen und Hügelablaufen zu sehen. Unitree vermarktet das Gerät unter dem Slogan "Geboren für den Sport".
Laut Bloomberg und SCMP wendet sich Unitree mit dem R1 gezielt an Entwickler und Konsumenten und will damit einen Massenmarkt für humanoide Roboter erschließen.
Preisoffensive im globalen Wettbewerb
Mit dem R1 unterbietet Unitree seine eigenen Vorgängermodelle – der G1 kostete laut SCMP rund 13.600 Dollar, der H1 über 90.000 Dollar – und die Konkurrenz. UBTech bietet etwa einen humanoiden Roboter für 40.000 Dollar an, ein 20.000-Dollar-Modell mit Fähigkeiten für den Haushalt soll dieses Jahr erscheinen.
EngineAI verlangt 12.000 Dollar für ein ebenfalls auf Akrobatik trainiertes PM01-Modell. Teslas Optimus ist bisher nicht am Markt, soll laut Elon Musk aber bei Serienfertigung und entsprechender Nachfrage unter 20.000 Dollar kosten. Nur Open-Source-Roboter HopeJR von Hugging Face ist mit 3.000 Dollar günstiger.
Die Preisstrategie des Unternehmens gilt laut Bloomberg als Teil eines größeren Plans, Chinas technologische Position im Bereich humanoider Robotik zu stärken und der Dominanz der USA in diesem Sektor etwas entgegenzusetzen. Zum Vergleich: Laut Morgan Stanley lag der Preis für High-End-Humanoiden im Jahr 2024 noch bei rund 200.000 Dollar. Der Produktlaunch erfolgte eine Woche nach der Ankündigung von Unitrees Börsenplänen.
Sportroboter ist ungeeignet für den Abwasch
Trotz der spektakulären Bewegungen des R1 bleibt seine Nützlichkeit im Alltag fraglich. Nvidia-Forscher Jim Fan, der sich intensiv mit der Schnittstelle KI und physische Roboter befasst, warnt vor einer Fehlwahrnehmung der Fähigkeiten solcher Roboter.
In einem Beitrag verweist Nvidia-Forscher Jim Fan auf das sogenannte „Moravec-Paradoxon“ der Robotik: Techniken, die für Menschen extrem anspruchsvoll sind – etwa Saltos oder Handstände – lassen sich von Robotern vergleichsweise leicht erlernen. Umgekehrt bleiben scheinbar banale Alltagstätigkeiten wie Kochen, Putzen oder die Pflege eines Haustiers für Maschinen eine enorme Herausforderung.
Der Grund liegt in der unterschiedlichen Komplexität des Trainings: Akrobatische Bewegungen können vollständig in Simulationen trainiert und dann direkt auf reale Roboter übertragen werden. Solche Bewegungen erfordern keine Interaktion mit der Umgebung und lassen sich als starre Bewegungsabfolgen ausführen.
Alltagstätigkeiten hingegen setzen sensorisches Verständnis, präzise Objektmanipulation, realistische Physiksimulation und die Fähigkeit zur Kontextanpassung voraus – Bereiche, in denen heutige Roboter nach wie vor erhebliche Defizite haben.
Roboter wie der R1 sind laut Fan auf spezifische, zuvor einprogrammierte Bewegungen optimiert und verfügen über kein echtes Umweltbewusstsein. Ein Roboter, der perfekt einen Salto beherrscht, erkennt ein Hindernis wie eine Wand nicht – und würde ungebremst dagegenlaufen. Die oft gezeigte physische Geschicklichkeit beruht daher auf eng begrenzten Demos und vermittelt eine Illusion von Intelligenz, die mit echter Autonomie wenig zu tun hat.
Ob der R1 mehr ist als ein akrobatischer PR-Coup, wird sich zeigen müssen. Fürs Erste steht er exemplarisch für Chinas Ambitionen, humanoide Roboter massentauglich – und bezahlbar – zu machen.