Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat eine repräsentative Umfrage unter Deutschen zum Thema Künstliche Intelligenz durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen große Vorbehalte gegenüber der Technologie.
Knapp die Hälfte aller Umfrageteilnehmer sehen Risiko und Nutzen ausgeglichen, während ein Viertel das Risiko als höher bewertet. Nur 15 Prozent der Befragten glauben, dass der Nutzen die Risiken überwiegt.
Die KI-Skepsis steigt mit dem Alter: Während 22 Prozent der Millennials (18 - 36 Jahre) das Risiko als höher bewerten, sind es bei den Baby Boomers (54 - 72 Jahre) 29 Prozent. Analog dazu fällt mit steigendem Alter die Prozentzahl derer, die eher den Nutzen als die Risiken sehen: 18 Prozent sind es bei den Millennials und 13 Prozent bei den Baby Boomers.
Es kommt auf das Anwendungsszenario an
Ein differenziertes Bild ergibt sich bei der Frage, welche Aufgaben intelligente Maschinen übernehmen sollten. Der Umfrage zufolge wollen die Deutschen nicht, dass Künstliche Intelligenz Menschen bewertet: Mehr als drei Viertel der Teilnehmer lehnen ab, dass KI-Systeme Vorstellungsgespräche durchführen oder Bewerber für einen Arbeitsplatz auswählen und das obwohl "menschliche Beurteilung Raum für irrelevante Kriterien und Verzerrungen wie z.B. Sympathie oder 'Vitamin B' gibt", wie Yougov schreibt.
Ebenfalls auf viel Ablehnung stößt der Einsatz von KI-Waffen: 71 Prozent der Befragten wollen nicht, dass Künstliche Intelligenz Waffensysteme steuert, nur 18 Prozent sind dafür. Selbstfahrenden Autos stehen die Befragten ebenfalls kritisch gegenüber, wenn auch weniger stark: 52 Prozent sind dagegen, 37 Prozent dafür.
Mehr Befürworter als Gegner hat das publizistische Anwendungsszenario. Zumindest dann, wenn es sich um unpolitische Themen handelt: 45 Prozent der Deutschen befürworten, dass eine KI Zeitungsberichte zu Fußballspielen verfasst, 41 Prozent sind dagegen. Bei Aktienberichten fällt das Ergebnis noch deutlicher aus: 49 Prozent sind dafür und 37 Prozent dagegen.
Befragt wurden 2.000 Personen ab 18 Jahren. Die Umfrage wurde vom 24. bis 28. August 2018 durchgeführt.
Gegen die KI-Angst
Der Nutzen von KI-Technologie müsse den Menschen klar kommuniziert werden, schreibt YouGov. Wenn Künstliche Intelligenz für Menschen transparenter würde, dann könnte auch die Skepsis abgeschwächt werden.
Für den bekannten britischen Wissenschaftler Jim Al-Khalili ist die gesellschaftliche Haltung von größter Bedeutung. Er befürchtet eine von Angst getriebene negative Reaktion, ähnlich wie bei der Gentechnik.
“Wenn sich die Öffentlichkeit nicht in die Diskussion einschaltet, werden die Politiker das Thema KI vernachlässigen. So könnten Regulierungen zu spät kommen und das Potenzial der Technologie im öffentlichen Sektor unausgeschöpft bleiben. Gesellschaftliche Ungleichheiten könnten zunehmen”, warnte Al-Khalili jüngst bei einem Vortrag.
Der Wissenschaftler möchte, dass KI in die Lehrpläne von Schulen aufgenommen wird und die Öffentlichkeit mit Bildungsprogrammen geschult wird.