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Mit öffentlichen Mitteln geförderte US-Chiphersteller dürfen zehn Jahre lang keine Fabriken für Spitzentechnologien in China bauen.

Bereits 2017 veröffentlichte China die KI-Strategie „New Generation Artificial Intelligence Development“ (AIDP). Künstliche Intelligenz trage zur Wettbewerbsfähigkeit und nationalen Sicherheit bei, heißt es in der Strategie. Der Analyst Gregory C. Allen der amerikanischen Denkfabrik „Center for a New American Security“ geht davon aus, dass China mit KI im weltweiten Wettbewerb wirtschaftlich und militärisch aufholen will.

Auch die USA investieren Milliarden in Künstliche Intelligenz für Wirtschaft und Militär. Für manche Protagonisten, wie Nicolas Chaillan, Ex-Softwarechef des Pentagons, ist das nicht genug. Er trat im Oktober 2021 zurück, da die USA das Wettrennen aus seiner Sicht bereits verloren hat.

Tatsächlich holt China bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Arbeiten, der Entwicklung großer KI-Modelle wie GLM-130B oder PanGu-Coder und angemeldeten Patenten auf. Zudem könnte China aufgrund der staatlich dominierten Datenpolitik Vorteile haben.

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US-Präsident Joe Biden zielt auf KI-Infrastruktur ab

Grundlage aktueller KI-Fortschritte ist die breite Verfügbarkeit von KI-Infrastruktur, deren Ausbau weltweit vorangetrieben wird. Die USA wollen dabei ihre Abhängigkeit von China und anderen Ländern reduzieren - aktuell produziert das Land lediglich zwölf Prozent des weltweiten Angebots an Halbleitern, 1990 waren es noch 37 Prozent.

Der US-Kongress verabschiede daher im Juli 2022 den 50 Milliarden US-Dollar umfassenden CHIPS Act, der die Fertigung und Entwicklung von Halbleitern sowie die Chip-Lieferketten in den USA stärken soll. Zudem soll es Steuererleichterungen für Chip-Hersteller geben.

In den letzten Jahren wurde jedoch deutlich, dass sich die US-Regierung nicht allein auf Investitionen beschränkt: Sie will den Zugang Chinas zu im Westen entwickelten fortschrittlichen Technologien reduzieren.

Schon unter US-Präsident Donald Trump übte die USA Druck auf das niederländische Technologieunternehmen ASML aus, um den Verkauf von modernen Fertigungsanlagen für die Herstellung von Chips nach China zu verhindern.

Anfang September verbot die Regierung unter Biden dann Nvidia, die KI-Chips A100 und H100 nach China zu verkaufen. Nvidia ist der größte Hersteller von KI-Hardware, und die Chips der A100-Serie werden weltweit für das Training und die Inferenz von KI-Modellen genutzt. Auch chinesische Unternehmen und staatliche Institutionen wie Universitäten setzen auf A100-Systeme.

Empfehlung

Laut Nvidia begründeten US-Beamte die Anordnung mit dem Risiko, dass Produkte von Nvidia für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Auch AMD darf keine KI-Hardware mehr nach China verkaufen.

CHIPS Act verbietet den Bau neuer Fabriken in China

Nun sind die Richtlinien für den CHIPS Act veröffentlicht worden und enthüllen, dass die Finanzspritze nicht auf Kosten der nationalen Sicherheit gehen soll: "Unternehmen, die CHIPS-Gelder erhalten, dürfen für einen Zeitraum von zehn Jahren keine Anlagen für Spitzentechnologie oder fortgeschrittene Technologien in China errichten", so US-Handelsministerin Gina Raimondo bei der Erläuterung des CHIPS and Science Act.

Diese Entscheidung sei Teil einer Reihe von Richtlinien, die sicherstellen sollen, dass Unternehmen, die CHIPS-Gelder erhalten, die nationale Sicherheit nicht gefährden. Das Geld dürfe nicht für Investitionen in China verwendet werden und die Unternehmen sollen keine neuen Technologien nach China schicken dürfen.

"Die Unternehmen, die das Geld erhalten, können nur ihre Fabriken in China ausbauen, um den chinesischen Markt zu bedienen", so Raimondo.

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Die Wette auf Künstliche Intelligenz

Das Verkaufsverbot von Nvidia- und AMD-Hardware sowie die Bedingungen des CHIPS Act zeigen deutlich, wie zentral die US-Regierung die Rolle von Hardware im KI-Wettrennen mit China einschätzt.

Es zeigt zudem, dass die USA Produkte von Nvidia und anderen US-Herstellern als fortschrittlicher als chinesische Hardware einstufen - nicht ungerechtfertigt, befinden sich chinesische Hersteller doch in einer Aufholjagd mit den etablierten Riesen.

Die erste GPU "Made in China" des chinesischen Herstellers Moore Threads erreicht eine Rechenleistung von 6 TFLOPS und wurde beim chinesischen Chip-Hersteller SMIC im 12-nm-Verfahren gefertigt. Die deutlich leistungsstärkere 7-nm Biren BR100 des chinesischen Herstellers Birentech wurde beim taiwanesischen Chip-Riesen TSMC gefertigt. Kürzlich verkündete SMIC die Freigabe von eigenen 7-nm-Prozessknoten. TSMC fertigt bereits seit 2018 im 7-nm-Verfahren, das zeigt den Vorsprung.

Der aktive Eingriff der USA in die Verfügbarkeit von KI-Hardware kann zudem als weiteres Zeichen gesehen werden, dass beide Nationen die Entwicklung Künstlicher Intelligenz lange als nicht abgeschlossen sehen. Die Wette auf weitere KI-Durchbrüche steht.

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Zusammenfassung
  • Die USA und China konkurrieren im KI-Wettrennen. Dabei spielt KI-Infrastruktur eine zentrale Rolle.
  • Nvidia und AMD dürfen keine KI-Chips mehr nach China verkaufen.
  • Der CHIPS Act soll im Gegenzug die Halbleiterindustrie in den USA stärken.
  • CHIPS-Gelder sind an starke Bedingungen geknüpft: Zehn Jahre dürfen keine fortschrittlichen Technologien nach China gebracht werden.
  • Die Restriktion zeigt, dass beide Nationen KI als zentral für eine globale Vormachtstellung ansehen.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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